Siebentes Capitel. Einwirkung von Frankreich, Restauration von Wirtemberg 1533, 34.
Es hatte geschienen, als werde die lateinische Chri- stenheit, unter Kaiser und Papst vereinigt, sich auf die von ihr Abgewichenen stürzen, um sie zu vernichten.
Statt dessen sah sich das eine ihrer Oberhäupter ge- nöthigt, um den Anfall einer entgegengesetzten Weltmacht, der doch zunächst ihm und seinem Hause galt, abzuweh- ren, mit den Protestanten in Vertrag zu treten, und ihnen einstweilige Sicherheit zuzugestehen. Die positive Conces- sion war nicht das Einzige, was diese hiebei gewannen; einen nicht mindern Vortheil gewährte es ihnen, daß sie sich der großen nationalen Unternehmung zugesellt, zu der glücklichen Vertheidigung des Vaterlandes so viel wie ir- gend Jemand sonst beigetragen hatten.
Aber indessen waren nun in jener Welt, welche sie bedroht, die inneren Feindseligkeiten, deren Regung wir er- wähnten, noch einmal ausgebrochen.
König Franz wäre durch die Verträge allerdings ver- pflichtet gewesen, dem Hause Oestreich gegen die Türken
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Siebentes Capitel. Einwirkung von Frankreich, Reſtauration von Wirtemberg 1533, 34.
Es hatte geſchienen, als werde die lateiniſche Chri- ſtenheit, unter Kaiſer und Papſt vereinigt, ſich auf die von ihr Abgewichenen ſtürzen, um ſie zu vernichten.
Statt deſſen ſah ſich das eine ihrer Oberhäupter ge- nöthigt, um den Anfall einer entgegengeſetzten Weltmacht, der doch zunächſt ihm und ſeinem Hauſe galt, abzuweh- ren, mit den Proteſtanten in Vertrag zu treten, und ihnen einſtweilige Sicherheit zuzugeſtehen. Die poſitive Conceſ- ſion war nicht das Einzige, was dieſe hiebei gewannen; einen nicht mindern Vortheil gewährte es ihnen, daß ſie ſich der großen nationalen Unternehmung zugeſellt, zu der glücklichen Vertheidigung des Vaterlandes ſo viel wie ir- gend Jemand ſonſt beigetragen hatten.
Aber indeſſen waren nun in jener Welt, welche ſie bedroht, die inneren Feindſeligkeiten, deren Regung wir er- wähnten, noch einmal ausgebrochen.
König Franz wäre durch die Verträge allerdings ver- pflichtet geweſen, dem Hauſe Oeſtreich gegen die Türken
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[[435]/0451]
Siebentes Capitel.
Einwirkung von Frankreich, Reſtauration von
Wirtemberg 1533, 34.
Es hatte geſchienen, als werde die lateiniſche Chri-
ſtenheit, unter Kaiſer und Papſt vereinigt, ſich auf die von
ihr Abgewichenen ſtürzen, um ſie zu vernichten.
Statt deſſen ſah ſich das eine ihrer Oberhäupter ge-
nöthigt, um den Anfall einer entgegengeſetzten Weltmacht,
der doch zunächſt ihm und ſeinem Hauſe galt, abzuweh-
ren, mit den Proteſtanten in Vertrag zu treten, und ihnen
einſtweilige Sicherheit zuzugeſtehen. Die poſitive Conceſ-
ſion war nicht das Einzige, was dieſe hiebei gewannen;
einen nicht mindern Vortheil gewährte es ihnen, daß ſie
ſich der großen nationalen Unternehmung zugeſellt, zu der
glücklichen Vertheidigung des Vaterlandes ſo viel wie ir-
gend Jemand ſonſt beigetragen hatten.
Aber indeſſen waren nun in jener Welt, welche ſie
bedroht, die inneren Feindſeligkeiten, deren Regung wir er-
wähnten, noch einmal ausgebrochen.
König Franz wäre durch die Verträge allerdings ver-
pflichtet geweſen, dem Hauſe Oeſtreich gegen die Türken
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. [435]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/451>, abgerufen am 24.11.2024.
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