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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Verbindung zwischen Clemens u. Franz I.
Forderung vorkam, überhaupt billig und recht finde, und
ihre Ausführung wünsche, sobald sich nur eine gute Ge-
legenheit dazu zeige. 1

Man sieht, welch ein enges gemeinschaftliches Inter-
esse sich hiedurch zwischen König und Papst für die Um-
gestaltung Italiens bildete, wie sehr dieß aber mit dem
Prinzip und Vortheil des Kaisers in Widerspruch stand.

Es versteht sich, daß der Papst seine Verabredungen
mit Frankreich so geheim wie möglich hielt.

Im August 1531 wagte er einmal den östreichi-
schen Bevollmächtigten zu sagen, er halte es für schlech-
terdings nothwendig, etwas zur Befriedigung des Königs
von Frankreich zu thun: er sehe wohl, der Kaiser werde
dem König Mailand und Genua niemals abtreten, aber
könne man ihm nicht wenigstens Hoffnung dazu machen,
ohne es ihm wirklich zu geben? 2 Aber der Eindruck,
den selbst ein solcher Vorschlag machte, war wohl sehr
ungünstig. Wenigstens sagte der Papst den französischen
Gesandten hierauf, er sehe sich in der Nothwendigkeit,
seine gute Gesinnung noch zu verheimlichen, um Aufschub
zu bitten. An seiner Gesinnung brauchten darum die
Franzosen keinen Augenblick zu zweifeln. Im Vertrauen
gestand er zu wiederholten Malen ein, der Kaiser habe
in dem letzten Tractate seinen Vortheil zu weit getrieben,
es sey zu wünschen, daß er dem König dessen Eigenthum
zurückgebe. Der Gesandte hielt sich im März 1532 über-

1 Nre St. pere ayant veu les articles secrets les a trou-
ves et trouve tres raisonnable.
-- Artikel und Erklärung fand ich
in der K. Bibl. z. Paris. MS. Bethune 8541. f. 36.
2 Burgo 11. August. a. a. O. 101.

Verbindung zwiſchen Clemens u. Franz I.
Forderung vorkam, überhaupt billig und recht finde, und
ihre Ausführung wünſche, ſobald ſich nur eine gute Ge-
legenheit dazu zeige. 1

Man ſieht, welch ein enges gemeinſchaftliches Inter-
eſſe ſich hiedurch zwiſchen König und Papſt für die Um-
geſtaltung Italiens bildete, wie ſehr dieß aber mit dem
Prinzip und Vortheil des Kaiſers in Widerſpruch ſtand.

Es verſteht ſich, daß der Papſt ſeine Verabredungen
mit Frankreich ſo geheim wie möglich hielt.

Im Auguſt 1531 wagte er einmal den öſtreichi-
ſchen Bevollmächtigten zu ſagen, er halte es für ſchlech-
terdings nothwendig, etwas zur Befriedigung des Königs
von Frankreich zu thun: er ſehe wohl, der Kaiſer werde
dem König Mailand und Genua niemals abtreten, aber
könne man ihm nicht wenigſtens Hoffnung dazu machen,
ohne es ihm wirklich zu geben? 2 Aber der Eindruck,
den ſelbſt ein ſolcher Vorſchlag machte, war wohl ſehr
ungünſtig. Wenigſtens ſagte der Papſt den franzöſiſchen
Geſandten hierauf, er ſehe ſich in der Nothwendigkeit,
ſeine gute Geſinnung noch zu verheimlichen, um Aufſchub
zu bitten. An ſeiner Geſinnung brauchten darum die
Franzoſen keinen Augenblick zu zweifeln. Im Vertrauen
geſtand er zu wiederholten Malen ein, der Kaiſer habe
in dem letzten Tractate ſeinen Vortheil zu weit getrieben,
es ſey zu wünſchen, daß er dem König deſſen Eigenthum
zurückgebe. Der Geſandte hielt ſich im März 1532 über-

1 Nre St. père ayant veu les articles secrets les a trou-
vés et trouve très raisonnable.
— Artikel und Erklaͤrung fand ich
in der K. Bibl. z. Paris. MS. Bethune 8541. f. 36.
2 Burgo 11. Auguſt. a. a. O. 101.
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[439/0455] Verbindung zwiſchen Clemens u. Franz I. Forderung vorkam, überhaupt billig und recht finde, und ihre Ausführung wünſche, ſobald ſich nur eine gute Ge- legenheit dazu zeige. 1 Man ſieht, welch ein enges gemeinſchaftliches Inter- eſſe ſich hiedurch zwiſchen König und Papſt für die Um- geſtaltung Italiens bildete, wie ſehr dieß aber mit dem Prinzip und Vortheil des Kaiſers in Widerſpruch ſtand. Es verſteht ſich, daß der Papſt ſeine Verabredungen mit Frankreich ſo geheim wie möglich hielt. Im Auguſt 1531 wagte er einmal den öſtreichi- ſchen Bevollmächtigten zu ſagen, er halte es für ſchlech- terdings nothwendig, etwas zur Befriedigung des Königs von Frankreich zu thun: er ſehe wohl, der Kaiſer werde dem König Mailand und Genua niemals abtreten, aber könne man ihm nicht wenigſtens Hoffnung dazu machen, ohne es ihm wirklich zu geben? 2 Aber der Eindruck, den ſelbſt ein ſolcher Vorſchlag machte, war wohl ſehr ungünſtig. Wenigſtens ſagte der Papſt den franzöſiſchen Geſandten hierauf, er ſehe ſich in der Nothwendigkeit, ſeine gute Geſinnung noch zu verheimlichen, um Aufſchub zu bitten. An ſeiner Geſinnung brauchten darum die Franzoſen keinen Augenblick zu zweifeln. Im Vertrauen geſtand er zu wiederholten Malen ein, der Kaiſer habe in dem letzten Tractate ſeinen Vortheil zu weit getrieben, es ſey zu wünſchen, daß er dem König deſſen Eigenthum zurückgebe. Der Geſandte hielt ſich im März 1532 über- 1 Nre St. père ayant veu les articles secrets les a trou- vés et trouve très raisonnable. — Artikel und Erklaͤrung fand ich in der K. Bibl. z. Paris. MS. Bethune 8541. f. 36. 2 Burgo 11. Auguſt. a. a. O. 101.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/455>, abgerufen am 24.11.2024.