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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
zeugt, des Papstes wahrhafter Wunsch sey, daß der König
in Mailand, der Kaiser in Neapel herrsche; dann werde
er glauben, in der Mitte von beiden etwas zu vermögen. 1

Man erwartet in diesen Jahren Pläne gar nicht mehr,
wie die, zu denen den Papst alle dieß Hin- und Herüber-
legen seines Vortheils, diese Hinneigung zu Frankreich, die
er doch zu verheimlichen suchte, am Ende geführt hat.

Im Mai 1532 ließ er dem König Ferdinand den
Vorschlag machen, Ungarn, wie er es noch besitze, dem
Woiwoden zu überlassen, und sich dafür in Italien und zwar
im Venezianischen zu entschädigen. Wie ganz vergessen hatte
er doch die Lehre, die Andere aus dem Kriege der Ligue
von Cambray gezogen. Der Woiwode, den er, obwohl
geheim vor dem Richterstuhl des Gewissens, von jenen
Censuren befreit hatte, die er einst, den östreichischen Brü-
dern zu Gunsten, ausgesprochen, sollte sich jetzt mit densel-
ben wider Venedig verbinden. Auch der König von Frank-
reich sollte das thun. Dafür sollte er den größten Theil
von Mailand und einen Theil von Piemont bekommen.
Franz Sforza sollte zum Herzog von Cremona gemacht und
mit einem aus Mailändischen und Venezianischen Besitz-
thümern gebildeten Gebiete befriedigt werden. In der
That, ganz ein Anschlag im Sinne seiner letzten politisch
so unruhigen Vorfahren. Auf das sonderbarste hatte sich
der Wunsch verhüllt, den König von Frankreich noch ein-
mal in Italien mächtig zu sehen. 2


1 Depesches de l'eveque d'Auxerre Ambassadeur pour le
r. Francois I pres le Pape Clement 11. Spt., 28. Octbr., 4. Jan.,
20. März. Bibl. Royale. MS. Dupuis nr.
260.
2 Andreas de Burgo an den Cl. v. Trient 23. Mai 1532,
sehr ausführlich; vgl. die Schreiben vom 29. Aug. u. 14. Septbr.

Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
zeugt, des Papſtes wahrhafter Wunſch ſey, daß der König
in Mailand, der Kaiſer in Neapel herrſche; dann werde
er glauben, in der Mitte von beiden etwas zu vermögen. 1

Man erwartet in dieſen Jahren Pläne gar nicht mehr,
wie die, zu denen den Papſt alle dieß Hin- und Herüber-
legen ſeines Vortheils, dieſe Hinneigung zu Frankreich, die
er doch zu verheimlichen ſuchte, am Ende geführt hat.

Im Mai 1532 ließ er dem König Ferdinand den
Vorſchlag machen, Ungarn, wie er es noch beſitze, dem
Woiwoden zu überlaſſen, und ſich dafür in Italien und zwar
im Venezianiſchen zu entſchädigen. Wie ganz vergeſſen hatte
er doch die Lehre, die Andere aus dem Kriege der Ligue
von Cambray gezogen. Der Woiwode, den er, obwohl
geheim vor dem Richterſtuhl des Gewiſſens, von jenen
Cenſuren befreit hatte, die er einſt, den öſtreichiſchen Brü-
dern zu Gunſten, ausgeſprochen, ſollte ſich jetzt mit denſel-
ben wider Venedig verbinden. Auch der König von Frank-
reich ſollte das thun. Dafür ſollte er den größten Theil
von Mailand und einen Theil von Piemont bekommen.
Franz Sforza ſollte zum Herzog von Cremona gemacht und
mit einem aus Mailändiſchen und Venezianiſchen Beſitz-
thümern gebildeten Gebiete befriedigt werden. In der
That, ganz ein Anſchlag im Sinne ſeiner letzten politiſch
ſo unruhigen Vorfahren. Auf das ſonderbarſte hatte ſich
der Wunſch verhüllt, den König von Frankreich noch ein-
mal in Italien mächtig zu ſehen. 2


1 Depesches de l’eveque d’Auxerre Ambassadeur pour le
r. François I près le Pape Clement 11. Spt., 28. Octbr., 4. Jan.,
20. März. Bibl. Royale. MS. Dupuis nr.
260.
2 Andreas de Burgo an den Cl. v. Trient 23. Mai 1532,
ſehr ausfuͤhrlich; vgl. die Schreiben vom 29. Aug. u. 14. Septbr.
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[440/0456] Sechstes Buch. Siebentes Capitel. zeugt, des Papſtes wahrhafter Wunſch ſey, daß der König in Mailand, der Kaiſer in Neapel herrſche; dann werde er glauben, in der Mitte von beiden etwas zu vermögen. 1 Man erwartet in dieſen Jahren Pläne gar nicht mehr, wie die, zu denen den Papſt alle dieß Hin- und Herüber- legen ſeines Vortheils, dieſe Hinneigung zu Frankreich, die er doch zu verheimlichen ſuchte, am Ende geführt hat. Im Mai 1532 ließ er dem König Ferdinand den Vorſchlag machen, Ungarn, wie er es noch beſitze, dem Woiwoden zu überlaſſen, und ſich dafür in Italien und zwar im Venezianiſchen zu entſchädigen. Wie ganz vergeſſen hatte er doch die Lehre, die Andere aus dem Kriege der Ligue von Cambray gezogen. Der Woiwode, den er, obwohl geheim vor dem Richterſtuhl des Gewiſſens, von jenen Cenſuren befreit hatte, die er einſt, den öſtreichiſchen Brü- dern zu Gunſten, ausgeſprochen, ſollte ſich jetzt mit denſel- ben wider Venedig verbinden. Auch der König von Frank- reich ſollte das thun. Dafür ſollte er den größten Theil von Mailand und einen Theil von Piemont bekommen. Franz Sforza ſollte zum Herzog von Cremona gemacht und mit einem aus Mailändiſchen und Venezianiſchen Beſitz- thümern gebildeten Gebiete befriedigt werden. In der That, ganz ein Anſchlag im Sinne ſeiner letzten politiſch ſo unruhigen Vorfahren. Auf das ſonderbarſte hatte ſich der Wunſch verhüllt, den König von Frankreich noch ein- mal in Italien mächtig zu ſehen. 2 1 Depesches de l’eveque d’Auxerre Ambassadeur pour le r. François I près le Pape Clement 11. Spt., 28. Octbr., 4. Jan., 20. März. Bibl. Royale. MS. Dupuis nr. 260. 2 Andreas de Burgo an den Cl. v. Trient 23. Mai 1532, ſehr ausfuͤhrlich; vgl. die Schreiben vom 29. Aug. u. 14. Septbr.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/456>, abgerufen am 24.11.2024.