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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Auflösung des schwäbischen Bundes.
für ihn bedungen worden, ein unerhörtes Unrecht geschehn
sey. Er gab die Versicherung, daß er bei alle dem doch
niemals daran denken werde, an den Bundesständen zu rä-
chen, was sie seinem Hause angethan. Dasselbe versicher-
ten die hessischen Gesandten im Namen seines Vaters. Un-
ter diesen Eindrücken konnten die Commissarien keinen Schritt
vorwärts kommen. Als die Versammlung auseinanderging,
sah Jedermann, daß der große Bund, auf welchem die
Macht von Oestreich im obern Deutschland größtentheils
beruhte, sich auflösen würde. 1

Auch ein französischer Gesandter war in Augsburg zu-
gegen. Wir haben die pathetische Rede übrig, die er dort
zu Gunsten Herzog Christophs gehalten. 2 Wohl noch mehr
als seine Beredsamkeit wirkte die einfache Thatsache, daß
der große benachbarte König sich für den jungen Fürsten
verwandte.

Zu derselben Zeit geschah das, als der König und
der Papst in Marseille beisammen waren. So wie der
Papst sich entfernte, eilte der König, des Einverständnis-
ses mit Rom sicher, die Gunst der Umstände zu einer ent-
scheidenden Bewegung zu benutzen.


1 Auszüge aus Gabelkofer bei Pfister, Herzog Christoph I,
102--116.
2 Der Prinz werde auswandern; in der Fremde werde man
dann mit Fingern auf ihn weisen, und sagen: das ist der, welcher
einstmals -- welcher jetzt -- welcher ohne seine Schuld -- er vollen-
dete diese Sätze nicht, denn er lese, sagte er, in den Blicken der
Versammlung, daß sie ihren Inhalt fühle. Discours de Mr. de
Langey.
Im Anhang zu den Memoires von Bellay. Coll. univ.
Tom. XVIII p.
396. Er hatte übrigens den Auftrag (p. 274) d'es-
sayer tous moyens possibles a faire, que cette ligue de Suabe
ne se renovast, mais que de tous points elle se dissolut.

Aufloͤſung des ſchwaͤbiſchen Bundes.
für ihn bedungen worden, ein unerhörtes Unrecht geſchehn
ſey. Er gab die Verſicherung, daß er bei alle dem doch
niemals daran denken werde, an den Bundesſtänden zu rä-
chen, was ſie ſeinem Hauſe angethan. Daſſelbe verſicher-
ten die heſſiſchen Geſandten im Namen ſeines Vaters. Un-
ter dieſen Eindrücken konnten die Commiſſarien keinen Schritt
vorwärts kommen. Als die Verſammlung auseinanderging,
ſah Jedermann, daß der große Bund, auf welchem die
Macht von Oeſtreich im obern Deutſchland größtentheils
beruhte, ſich auflöſen würde. 1

Auch ein franzöſiſcher Geſandter war in Augsburg zu-
gegen. Wir haben die pathetiſche Rede übrig, die er dort
zu Gunſten Herzog Chriſtophs gehalten. 2 Wohl noch mehr
als ſeine Beredſamkeit wirkte die einfache Thatſache, daß
der große benachbarte König ſich für den jungen Fürſten
verwandte.

Zu derſelben Zeit geſchah das, als der König und
der Papſt in Marſeille beiſammen waren. So wie der
Papſt ſich entfernte, eilte der König, des Einverſtändniſ-
ſes mit Rom ſicher, die Gunſt der Umſtände zu einer ent-
ſcheidenden Bewegung zu benutzen.


1 Auszuͤge aus Gabelkofer bei Pfiſter, Herzog Chriſtoph I,
102—116.
2 Der Prinz werde auswandern; in der Fremde werde man
dann mit Fingern auf ihn weiſen, und ſagen: das iſt der, welcher
einſtmals — welcher jetzt — welcher ohne ſeine Schuld — er vollen-
dete dieſe Saͤtze nicht, denn er leſe, ſagte er, in den Blicken der
Verſammlung, daß ſie ihren Inhalt fuͤhle. Discours de Mr. de
Langey.
Im Anhang zu den Memoires von Bellay. Coll. univ.
Tom. XVIII p.
396. Er hatte uͤbrigens den Auftrag (p. 274) d’es-
sayer tous moyens possibles à faire, que cette ligue de Suabe
ne se renovast, mais que de tous points elle se dissolut.
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[453/0469] Aufloͤſung des ſchwaͤbiſchen Bundes. für ihn bedungen worden, ein unerhörtes Unrecht geſchehn ſey. Er gab die Verſicherung, daß er bei alle dem doch niemals daran denken werde, an den Bundesſtänden zu rä- chen, was ſie ſeinem Hauſe angethan. Daſſelbe verſicher- ten die heſſiſchen Geſandten im Namen ſeines Vaters. Un- ter dieſen Eindrücken konnten die Commiſſarien keinen Schritt vorwärts kommen. Als die Verſammlung auseinanderging, ſah Jedermann, daß der große Bund, auf welchem die Macht von Oeſtreich im obern Deutſchland größtentheils beruhte, ſich auflöſen würde. 1 Auch ein franzöſiſcher Geſandter war in Augsburg zu- gegen. Wir haben die pathetiſche Rede übrig, die er dort zu Gunſten Herzog Chriſtophs gehalten. 2 Wohl noch mehr als ſeine Beredſamkeit wirkte die einfache Thatſache, daß der große benachbarte König ſich für den jungen Fürſten verwandte. Zu derſelben Zeit geſchah das, als der König und der Papſt in Marſeille beiſammen waren. So wie der Papſt ſich entfernte, eilte der König, des Einverſtändniſ- ſes mit Rom ſicher, die Gunſt der Umſtände zu einer ent- ſcheidenden Bewegung zu benutzen. 1 Auszuͤge aus Gabelkofer bei Pfiſter, Herzog Chriſtoph I, 102—116. 2 Der Prinz werde auswandern; in der Fremde werde man dann mit Fingern auf ihn weiſen, und ſagen: das iſt der, welcher einſtmals — welcher jetzt — welcher ohne ſeine Schuld — er vollen- dete dieſe Saͤtze nicht, denn er leſe, ſagte er, in den Blicken der Verſammlung, daß ſie ihren Inhalt fuͤhle. Discours de Mr. de Langey. Im Anhang zu den Memoires von Bellay. Coll. univ. Tom. XVIII p. 396. Er hatte uͤbrigens den Auftrag (p. 274) d’es- sayer tous moyens possibles à faire, que cette ligue de Suabe ne se renovast, mais que de tous points elle se dissolut.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/469>, abgerufen am 24.11.2024.