Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Zusammenkunft in Barleduc.
Cassel; er nahm seinen Weg über Zweibrücken; am 18ten
Januar finden wir ihn in St. Nicolas an der Meurthe.

Unmittelbar hierauf fand die Zusammenkunft zwischen
dem König und dem Landgrafen in Barleduc Statt. Es
ist hier von allen obschwebenden Fragen die Rede gewesen,
dem Concilium und der Wahl, den hessisch-nassauischen,
den niederländisch-geldrischen Interessen; -- der König äu-
ßerte sich über jede als ein Freund der deutschen Unab-
hängigkeit und im Allgemeinen auch der protestantischen
Fürsten; 1 -- hauptsächlich aber wurde, worauf alles an-
kam, über die Unternehmung auf Würtemberg unterhandelt.
Der Landgraf, dem es an Truppen und Kriegsmitteln nicht
gebrach, forderte vor allen Dingen Geld, um dieselben in
Bewegung zu bringen. Der König, durch den Tractat
von Cambray ausdrücklich verpflichtet, sich der Gegner des
Kaisers, unter andern des Herzogs von Würtemberg nicht
anzunehmen, trug doch Bedenken, so in offenem Widerspruch
damit durch förmlichen Vertrag, Subsidien zu dessen
Gunsten zu bewilligen. Man traf die Auskunft, die Zah-
lung einer Summe von 125,000 Kronenthalern, zu der
sich Franz I verstand, durch einen Kaufcontract über Müm-
pelgard zu verstecken. In einer Nebenverschreibung erklärte
dann der König, daß er 75000 Kronen dem Herzog ge-
radezu schenke. Am 27. Januar ward der Tractat abge-
schlossen; 2 unverweilt machte sich der Landgraf auf den

1 Schreiben des Landgrafen an den Churfürsten, bei Rommel
III, p. 54; welches merkwürdig ist durch das, was es sagt, so wie
wegen dessen, was es verschweigt. Der König habe sich nur erbo-
ten, zwischen Herzog Ulrich und Ferdinand zu unterhandeln.
2 Notizen hierüber bei Rommel II, S. 298; es wäre wohl
zu wünschen, daß der Vertrag selbst abgedruckt würde.

Zuſammenkunft in Barleduc.
Caſſel; er nahm ſeinen Weg über Zweibrücken; am 18ten
Januar finden wir ihn in St. Nicolas an der Meurthe.

Unmittelbar hierauf fand die Zuſammenkunft zwiſchen
dem König und dem Landgrafen in Barleduc Statt. Es
iſt hier von allen obſchwebenden Fragen die Rede geweſen,
dem Concilium und der Wahl, den heſſiſch-naſſauiſchen,
den niederländiſch-geldriſchen Intereſſen; — der König äu-
ßerte ſich über jede als ein Freund der deutſchen Unab-
hängigkeit und im Allgemeinen auch der proteſtantiſchen
Fürſten; 1 — hauptſächlich aber wurde, worauf alles an-
kam, über die Unternehmung auf Würtemberg unterhandelt.
Der Landgraf, dem es an Truppen und Kriegsmitteln nicht
gebrach, forderte vor allen Dingen Geld, um dieſelben in
Bewegung zu bringen. Der König, durch den Tractat
von Cambray ausdrücklich verpflichtet, ſich der Gegner des
Kaiſers, unter andern des Herzogs von Würtemberg nicht
anzunehmen, trug doch Bedenken, ſo in offenem Widerſpruch
damit durch förmlichen Vertrag, Subſidien zu deſſen
Gunſten zu bewilligen. Man traf die Auskunft, die Zah-
lung einer Summe von 125,000 Kronenthalern, zu der
ſich Franz I verſtand, durch einen Kaufcontract über Müm-
pelgard zu verſtecken. In einer Nebenverſchreibung erklärte
dann der König, daß er 75000 Kronen dem Herzog ge-
radezu ſchenke. Am 27. Januar ward der Tractat abge-
ſchloſſen; 2 unverweilt machte ſich der Landgraf auf den

1 Schreiben des Landgrafen an den Churfuͤrſten, bei Rommel
III, p. 54; welches merkwuͤrdig iſt durch das, was es ſagt, ſo wie
wegen deſſen, was es verſchweigt. Der Koͤnig habe ſich nur erbo-
ten, zwiſchen Herzog Ulrich und Ferdinand zu unterhandeln.
2 Notizen hieruͤber bei Rommel II, S. 298; es waͤre wohl
zu wuͤnſchen, daß der Vertrag ſelbſt abgedruckt wuͤrde.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0471" n="455"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zu&#x017F;ammenkunft in Barleduc</hi>.</fw><lb/>
Ca&#x017F;&#x017F;el; er nahm &#x017F;einen Weg über Zweibrücken; am 18ten<lb/>
Januar finden wir ihn in St. Nicolas an der Meurthe.</p><lb/>
          <p>Unmittelbar hierauf fand die Zu&#x017F;ammenkunft zwi&#x017F;chen<lb/>
dem König und dem Landgrafen in Barleduc Statt. Es<lb/>
i&#x017F;t hier von allen ob&#x017F;chwebenden Fragen die Rede gewe&#x017F;en,<lb/>
dem Concilium und der Wahl, den he&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch-na&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;chen,<lb/>
den niederländi&#x017F;ch-geldri&#x017F;chen Intere&#x017F;&#x017F;en; &#x2014; der König äu-<lb/>
ßerte &#x017F;ich über jede als ein Freund der deut&#x017F;chen Unab-<lb/>
hängigkeit und im Allgemeinen auch der prote&#x017F;tanti&#x017F;chen<lb/>
Für&#x017F;ten; <note place="foot" n="1">Schreiben des Landgrafen an den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten, bei Rommel<lb/><hi rendition="#aq">III, p.</hi> 54; welches merkwu&#x0364;rdig i&#x017F;t durch das, was es &#x017F;agt, &#x017F;o wie<lb/>
wegen de&#x017F;&#x017F;en, was es ver&#x017F;chweigt. Der Ko&#x0364;nig habe &#x017F;ich nur erbo-<lb/>
ten, zwi&#x017F;chen Herzog Ulrich und Ferdinand zu unterhandeln.</note> &#x2014; haupt&#x017F;ächlich aber wurde, worauf alles an-<lb/>
kam, über die Unternehmung auf Würtemberg unterhandelt.<lb/>
Der Landgraf, dem es an Truppen und Kriegsmitteln nicht<lb/>
gebrach, forderte vor allen Dingen Geld, um die&#x017F;elben in<lb/>
Bewegung zu bringen. Der König, durch den Tractat<lb/>
von Cambray ausdrücklich verpflichtet, &#x017F;ich der Gegner des<lb/>
Kai&#x017F;ers, unter andern des Herzogs von Würtemberg nicht<lb/>
anzunehmen, trug doch Bedenken, &#x017F;o in offenem Wider&#x017F;pruch<lb/>
damit durch förmlichen Vertrag, Sub&#x017F;idien zu de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gun&#x017F;ten zu bewilligen. Man traf die Auskunft, die Zah-<lb/>
lung einer Summe von 125,000 Kronenthalern, zu der<lb/>
&#x017F;ich Franz <hi rendition="#aq">I</hi> ver&#x017F;tand, durch einen Kaufcontract über Müm-<lb/>
pelgard zu ver&#x017F;tecken. In einer Nebenver&#x017F;chreibung erklärte<lb/>
dann der König, daß er 75000 Kronen dem Herzog ge-<lb/>
radezu &#x017F;chenke. Am 27. Januar ward der Tractat abge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; <note place="foot" n="2">Notizen hieru&#x0364;ber bei Rommel <hi rendition="#aq">II,</hi> S. 298; es wa&#x0364;re wohl<lb/>
zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß der Vertrag &#x017F;elb&#x017F;t abgedruckt wu&#x0364;rde.</note> unverweilt machte &#x017F;ich der Landgraf auf den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0471] Zuſammenkunft in Barleduc. Caſſel; er nahm ſeinen Weg über Zweibrücken; am 18ten Januar finden wir ihn in St. Nicolas an der Meurthe. Unmittelbar hierauf fand die Zuſammenkunft zwiſchen dem König und dem Landgrafen in Barleduc Statt. Es iſt hier von allen obſchwebenden Fragen die Rede geweſen, dem Concilium und der Wahl, den heſſiſch-naſſauiſchen, den niederländiſch-geldriſchen Intereſſen; — der König äu- ßerte ſich über jede als ein Freund der deutſchen Unab- hängigkeit und im Allgemeinen auch der proteſtantiſchen Fürſten; 1 — hauptſächlich aber wurde, worauf alles an- kam, über die Unternehmung auf Würtemberg unterhandelt. Der Landgraf, dem es an Truppen und Kriegsmitteln nicht gebrach, forderte vor allen Dingen Geld, um dieſelben in Bewegung zu bringen. Der König, durch den Tractat von Cambray ausdrücklich verpflichtet, ſich der Gegner des Kaiſers, unter andern des Herzogs von Würtemberg nicht anzunehmen, trug doch Bedenken, ſo in offenem Widerſpruch damit durch förmlichen Vertrag, Subſidien zu deſſen Gunſten zu bewilligen. Man traf die Auskunft, die Zah- lung einer Summe von 125,000 Kronenthalern, zu der ſich Franz I verſtand, durch einen Kaufcontract über Müm- pelgard zu verſtecken. In einer Nebenverſchreibung erklärte dann der König, daß er 75000 Kronen dem Herzog ge- radezu ſchenke. Am 27. Januar ward der Tractat abge- ſchloſſen; 2 unverweilt machte ſich der Landgraf auf den 1 Schreiben des Landgrafen an den Churfuͤrſten, bei Rommel III, p. 54; welches merkwuͤrdig iſt durch das, was es ſagt, ſo wie wegen deſſen, was es verſchweigt. Der Koͤnig habe ſich nur erbo- ten, zwiſchen Herzog Ulrich und Ferdinand zu unterhandeln. 2 Notizen hieruͤber bei Rommel II, S. 298; es waͤre wohl zu wuͤnſchen, daß der Vertrag ſelbſt abgedruckt wuͤrde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/471
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/471>, abgerufen am 24.11.2024.