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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
Rückweg, schon am 8. Februar war er wieder in Cassel.
Und nun säumte er keinen Augenblick, alles zu seinem Un-
ternehmen vorzubereiten. Er trug, wie sich versteht, Be-
denken, sein Geheimniß dem Papier anzuvertrauen; aber
von seinen vertrauten Räthen hatte er zuweilen keinen einzi-
gen zu Hause, so viel verschickte er sie; zu den Churfürsten
von Trier und von der Pfalz begab er sich persönlich. 1
Auch er nahm an dem Vertrag über die Wahl Theil, aber
indem er dem König die Ratification desselben übersendete,
bemerkte er ihm doch, er werde auf die Herzoge von Baiern
nicht warten. Schon sey er beschäftigt, für sich ans Werk
zu gehn. Der König war glücklich über die Aussichten,
die sich ihm eröffneten. Am Ostermontag 1534 sagte er
einem Agenten des Woiwoden, der bei ihm war, der schwä-
bische Bund sey aufgelöst; er zahle Geld nach Deutschland
und habe viele Freunde daselbst, Bundesgenossen, die auch
schon in den Waffen seyen; bald werde Zapolya einen Frie-
den erlangen können, wie er ihn nur wünsche. 2

Noch Eine Gefahr hatte der Landgraf zu beseitigen,
ehe er losbrach. Jene Churfürsten, welche Ferdinand ge-
wählt, konnten fürchten, daß ein glücklicher Kriegszug ge-
gen den König auch ihnen späterhin verderblich werden
dürfte; es schien sehr möglich, daß sie sich deshalb des
Königs annehmen möchten, wie denn wirklich bereits ein
3

1 Tellement, que luy meme en personne a ete contrainct,
d'aller devers l'archeveque de Treves et le conte Palatin. Let-
tre du chancelier du Landgrave a Langey MS. Bethune 8616 f.
55.
2 Sommes deja apres de conduire le tout en effet. Cas-
sel 9. Mars. MS. Bethune
8493.
3 Aus dem Verhöre Casali's und Corsini's, die man 1535 in
Ungarn festgenommen und inquirirte. Im Brüsseler Archiv.

Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
Rückweg, ſchon am 8. Februar war er wieder in Caſſel.
Und nun ſäumte er keinen Augenblick, alles zu ſeinem Un-
ternehmen vorzubereiten. Er trug, wie ſich verſteht, Be-
denken, ſein Geheimniß dem Papier anzuvertrauen; aber
von ſeinen vertrauten Räthen hatte er zuweilen keinen einzi-
gen zu Hauſe, ſo viel verſchickte er ſie; zu den Churfürſten
von Trier und von der Pfalz begab er ſich perſönlich. 1
Auch er nahm an dem Vertrag über die Wahl Theil, aber
indem er dem König die Ratification deſſelben überſendete,
bemerkte er ihm doch, er werde auf die Herzoge von Baiern
nicht warten. Schon ſey er beſchäftigt, für ſich ans Werk
zu gehn. Der König war glücklich über die Ausſichten,
die ſich ihm eröffneten. Am Oſtermontag 1534 ſagte er
einem Agenten des Woiwoden, der bei ihm war, der ſchwä-
biſche Bund ſey aufgelöſt; er zahle Geld nach Deutſchland
und habe viele Freunde daſelbſt, Bundesgenoſſen, die auch
ſchon in den Waffen ſeyen; bald werde Zapolya einen Frie-
den erlangen können, wie er ihn nur wünſche. 2

Noch Eine Gefahr hatte der Landgraf zu beſeitigen,
ehe er losbrach. Jene Churfürſten, welche Ferdinand ge-
wählt, konnten fürchten, daß ein glücklicher Kriegszug ge-
gen den König auch ihnen ſpäterhin verderblich werden
dürfte; es ſchien ſehr möglich, daß ſie ſich deshalb des
Königs annehmen möchten, wie denn wirklich bereits ein
3

1 Tellement, que luy meme en personne a été contrainct,
d’aller devers l’archeveque de Treves et le conte Palatin. Let-
tre du chancelier du Landgrave à Langey MS. Bethune 8616 f.
55.
2 Sommes dejà après de conduire le tout en effet. Cas-
sel 9. Mars. MS. Bethune
8493.
3 Aus dem Verhoͤre Caſali’s und Corſini’s, die man 1535 in
Ungarn feſtgenommen und inquirirte. Im Bruͤſſeler Archiv.
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[456/0472] Sechstes Buch. Siebentes Capitel. Rückweg, ſchon am 8. Februar war er wieder in Caſſel. Und nun ſäumte er keinen Augenblick, alles zu ſeinem Un- ternehmen vorzubereiten. Er trug, wie ſich verſteht, Be- denken, ſein Geheimniß dem Papier anzuvertrauen; aber von ſeinen vertrauten Räthen hatte er zuweilen keinen einzi- gen zu Hauſe, ſo viel verſchickte er ſie; zu den Churfürſten von Trier und von der Pfalz begab er ſich perſönlich. 1 Auch er nahm an dem Vertrag über die Wahl Theil, aber indem er dem König die Ratification deſſelben überſendete, bemerkte er ihm doch, er werde auf die Herzoge von Baiern nicht warten. Schon ſey er beſchäftigt, für ſich ans Werk zu gehn. Der König war glücklich über die Ausſichten, die ſich ihm eröffneten. Am Oſtermontag 1534 ſagte er einem Agenten des Woiwoden, der bei ihm war, der ſchwä- biſche Bund ſey aufgelöſt; er zahle Geld nach Deutſchland und habe viele Freunde daſelbſt, Bundesgenoſſen, die auch ſchon in den Waffen ſeyen; bald werde Zapolya einen Frie- den erlangen können, wie er ihn nur wünſche. 2 Noch Eine Gefahr hatte der Landgraf zu beſeitigen, ehe er losbrach. Jene Churfürſten, welche Ferdinand ge- wählt, konnten fürchten, daß ein glücklicher Kriegszug ge- gen den König auch ihnen ſpäterhin verderblich werden dürfte; es ſchien ſehr möglich, daß ſie ſich deshalb des Königs annehmen möchten, wie denn wirklich bereits ein 3 1 Tellement, que luy meme en personne a été contrainct, d’aller devers l’archeveque de Treves et le conte Palatin. Let- tre du chancelier du Landgrave à Langey MS. Bethune 8616 f. 55. 2 Sommes dejà après de conduire le tout en effet. Cas- sel 9. Mars. MS. Bethune 8493. 3 Aus dem Verhoͤre Caſali’s und Corſini’s, die man 1535 in Ungarn feſtgenommen und inquirirte. Im Bruͤſſeler Archiv.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/472>, abgerufen am 24.11.2024.