Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Sechstes Buch. Achtes Capitel. Zu gleicher Zeit berief er einen der angesehensten ober- Hierauf übernahm Blaurer die Reformation des Lan- 1 Sie bekannten beide: Corpus et sanguinem Christi vere, i. e. substantialiter et essentialiter non autem quantitative aut qualitative vel localiter praesentia esse et exhiberi in coena. Eine Formel, deren scholastische Fassung vielen Evangelischen noch an- stößig war. 2 In Schnurrers Erläuteruugen der W. K. und Rf. Gesch.
liest man p. 127 als ein Factum, mancher, den Schnepf als zwei- felhaft zurückgewiesen, sey ein paar Meilen weiter gewandert und von Blaurer angenommen worden. Schnurrer beruft sich dabei auf Füß- li's Epistolae Reformatorum p. 99. Da findet sich nun ein Schrei- ben Hallers an Bullinger, worin jener nach Berichten Thomas Blau- rers, schon im August 1534, also beim ersten Anfang von der Zwie- tracht beider Parteien erzählt: quam male conveniat Wirtenbergen- sibus ministris, da die Schnepfianer sehr auf die Schwärmer schel- ten, et dum de quibusdam de Schnepfio periculum sit, cum ad ministerium apti sint, quum prima prope sit interrogatio de eu- charistiae causa, si Lutheranus fuerit, quantumvis alioquin do- ctus admittatur, sin minus rejiciatur et ab Ambrosio recipiatur. Man sieht, Thomas Blaurer sprach davon nur als von einer Ge- fahr, einer Möglichkeit. Eben so meinte wohl auch Jac. Sturm: Schnepf schühe die unsern, werde die in Anstellung der Kirche mei- den. Daß aber Fälle, wie sie Schnurrer voraussetzt, wirklich vorge- kommen, wäre noch erst zu beweisen. Sechstes Buch. Achtes Capitel. Zu gleicher Zeit berief er einen der angeſehenſten ober- Hierauf übernahm Blaurer die Reformation des Lan- 1 Sie bekannten beide: Corpus et sanguinem Christi vere, i. e. substantialiter et essentialiter non autem quantitative aut qualitative vel localiter praesentia esse et exhiberi in coena. Eine Formel, deren ſcholaſtiſche Faſſung vielen Evangeliſchen noch an- ſtoͤßig war. 2 In Schnurrers Erlaͤuteruugen der W. K. und Rf. Geſch.
lieſt man p. 127 als ein Factum, mancher, den Schnepf als zwei- felhaft zuruͤckgewieſen, ſey ein paar Meilen weiter gewandert und von Blaurer angenommen worden. Schnurrer beruft ſich dabei auf Fuͤß- li’s Epistolae Reformatorum p. 99. Da findet ſich nun ein Schrei- ben Hallers an Bullinger, worin jener nach Berichten Thomas Blau- rers, ſchon im Auguſt 1534, alſo beim erſten Anfang von der Zwie- tracht beider Parteien erzaͤhlt: quam male conveniat Wirtenbergen- sibus ministris, da die Schnepfianer ſehr auf die Schwaͤrmer ſchel- ten, et dum de quibusdam de Schnepfio periculum sit, cum ad ministerium apti sint, quum prima prope sit interrogatio de eu- charistiae causa, si Lutheranus fuerit, quantumvis alioquin do- ctus admittatur, sin minus rejiciatur et ab Ambrosio recipiatur. Man ſieht, Thomas Blaurer ſprach davon nur als von einer Ge- fahr, einer Moͤglichkeit. Eben ſo meinte wohl auch Jac. Sturm: Schnepf ſchuͤhe die unſern, werde die in Anſtellung der Kirche mei- den. Daß aber Faͤlle, wie ſie Schnurrer vorausſetzt, wirklich vorge- kommen, waͤre noch erſt zu beweiſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0500" n="484"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sechstes Buch. Achtes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Zu gleicher Zeit berief er einen der angeſehenſten ober-<lb/> ländiſchen Theologen, Ambroſius Blaurer, vertrauten Freund<lb/> Butzers, und den marburger Profeſſor, Erhard Schnepf, ei-<lb/> nen entſchiedenen Anhänger Luthers, um die würtembergiſche<lb/> Kirche einzurichten. Sie begannen damit, ſich zu einer For-<lb/> mel zu vereinigen, die ihnen beiden genugthat. Ihre Ver-<lb/> einigung bezeichnet die ſich bildende Einheit der deutſchen<lb/> evangeliſchen Kirche. <note place="foot" n="1">Sie bekannten beide: <hi rendition="#aq">Corpus et sanguinem Christi vere,<lb/> i. e. substantialiter et essentialiter non autem quantitative aut<lb/> qualitative vel localiter praesentia esse et exhiberi in coena.</hi><lb/> Eine Formel, deren ſcholaſtiſche Faſſung vielen Evangeliſchen noch an-<lb/> ſtoͤßig war.</note></p><lb/> <p>Hierauf übernahm Blaurer die Reformation des Lan-<lb/> des oberhalb, Schnepf unterhalb der Staig. <note place="foot" n="2">In Schnurrers Erlaͤuteruugen der W. K. und Rf. Geſch.<lb/> lieſt man <hi rendition="#aq">p.</hi> 127 als ein Factum, mancher, den Schnepf als zwei-<lb/> felhaft zuruͤckgewieſen, ſey ein paar Meilen weiter gewandert und von<lb/> Blaurer angenommen worden. Schnurrer beruft ſich dabei auf Fuͤß-<lb/> li’s <hi rendition="#aq">Epistolae Reformatorum p.</hi> 99. Da findet ſich nun ein Schrei-<lb/> ben Hallers an Bullinger, worin jener nach Berichten Thomas Blau-<lb/> rers, ſchon im Auguſt 1534, alſo beim erſten Anfang von der Zwie-<lb/> tracht beider Parteien erzaͤhlt: <hi rendition="#aq">quam male conveniat Wirtenbergen-<lb/> sibus ministris,</hi> da die Schnepfianer ſehr auf die Schwaͤrmer ſchel-<lb/> ten, <hi rendition="#aq">et dum de quibusdam de Schnepfio periculum sit, cum ad<lb/> ministerium apti sint, quum prima prope sit interrogatio de eu-<lb/> charistiae causa, si Lutheranus fuerit, quantumvis alioquin do-<lb/> ctus admittatur, sin minus rejiciatur et ab Ambrosio recipiatur.</hi><lb/> Man ſieht, Thomas Blaurer ſprach davon nur als von einer Ge-<lb/> fahr, einer Moͤglichkeit. Eben ſo meinte wohl auch Jac. Sturm:<lb/> Schnepf ſchuͤhe die unſern, werde die in Anſtellung der Kirche mei-<lb/> den. Daß aber Faͤlle, wie ſie Schnurrer vorausſetzt, wirklich vorge-<lb/> kommen, waͤre noch erſt zu beweiſen.</note> Die Prie-<lb/> ſter wurden nicht mehr nach den bisherigen Ruralcapiteln,<lb/> ſondern nach der weltlichen Abtheilung der Amteien zuſam-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0500]
Sechstes Buch. Achtes Capitel.
Zu gleicher Zeit berief er einen der angeſehenſten ober-
ländiſchen Theologen, Ambroſius Blaurer, vertrauten Freund
Butzers, und den marburger Profeſſor, Erhard Schnepf, ei-
nen entſchiedenen Anhänger Luthers, um die würtembergiſche
Kirche einzurichten. Sie begannen damit, ſich zu einer For-
mel zu vereinigen, die ihnen beiden genugthat. Ihre Ver-
einigung bezeichnet die ſich bildende Einheit der deutſchen
evangeliſchen Kirche. 1
Hierauf übernahm Blaurer die Reformation des Lan-
des oberhalb, Schnepf unterhalb der Staig. 2 Die Prie-
ſter wurden nicht mehr nach den bisherigen Ruralcapiteln,
ſondern nach der weltlichen Abtheilung der Amteien zuſam-
1 Sie bekannten beide: Corpus et sanguinem Christi vere,
i. e. substantialiter et essentialiter non autem quantitative aut
qualitative vel localiter praesentia esse et exhiberi in coena.
Eine Formel, deren ſcholaſtiſche Faſſung vielen Evangeliſchen noch an-
ſtoͤßig war.
2 In Schnurrers Erlaͤuteruugen der W. K. und Rf. Geſch.
lieſt man p. 127 als ein Factum, mancher, den Schnepf als zwei-
felhaft zuruͤckgewieſen, ſey ein paar Meilen weiter gewandert und von
Blaurer angenommen worden. Schnurrer beruft ſich dabei auf Fuͤß-
li’s Epistolae Reformatorum p. 99. Da findet ſich nun ein Schrei-
ben Hallers an Bullinger, worin jener nach Berichten Thomas Blau-
rers, ſchon im Auguſt 1534, alſo beim erſten Anfang von der Zwie-
tracht beider Parteien erzaͤhlt: quam male conveniat Wirtenbergen-
sibus ministris, da die Schnepfianer ſehr auf die Schwaͤrmer ſchel-
ten, et dum de quibusdam de Schnepfio periculum sit, cum ad
ministerium apti sint, quum prima prope sit interrogatio de eu-
charistiae causa, si Lutheranus fuerit, quantumvis alioquin do-
ctus admittatur, sin minus rejiciatur et ab Ambrosio recipiatur.
Man ſieht, Thomas Blaurer ſprach davon nur als von einer Ge-
fahr, einer Moͤglichkeit. Eben ſo meinte wohl auch Jac. Sturm:
Schnepf ſchuͤhe die unſern, werde die in Anſtellung der Kirche mei-
den. Daß aber Faͤlle, wie ſie Schnurrer vorausſetzt, wirklich vorge-
kommen, waͤre noch erſt zu beweiſen.
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