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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Wiedertäufer. Denk, Hätzer, Kauz.
reth: der habe in Gottes Weg nie gestrauchelt; er sey
nie uneins mit Gott geworden. Er sey ein Seligmacher
seines Volkes; denn er sey ein Vorgänger aller derer, die
selig werden sollen. Das wolle es sagen, wenn es heißt,
alle sollen durch Christum selig werden. 1

In enger Verbindung mit Hans Denk stand Ludwig
Hätzer: sie haben mit einander einen Theil der Prophe-
ten ins Deutsche übersetzt. Nur schritt Hätzer, wie er in
seinem Lebenswandel ausschweifender war, so auch in sei-
nen Doctrinen bis zu den äußersten Consequenzen fort. Er
war der Erste in dieser Epoche, der die Gottheit Christi
leugnete. Doch können wir nicht sagen, wie er zu dieser
Meinung kam, mit welchen Gründen er sie vertheidigte:
das Buch, das er darüber geschrieben, ist nie gedruckt wor-
den; das letzte handschriftliche Exemplar hat Ambrosius
Blaurer verbrannt.

In einem verwandten Sinne erklärte sich auch Hans
Kautz von Bockenheim zu Worms. Er meinte, Jesus Chri-
stus von Nazareth erlöse uns dann, wenn wir seinen Fuß-
tapfen nachfolgen; wer anders lehre, mache einen Abgott
aus ihm. 2

Und man sollte nicht glauben, wie weit diese Ansich-

1 Stellen aus seinem Buch von der Liebe bei Arnold I, 1305.
In seinen Meinungen blieb er sich wohl nicht gleich. Oekolampa-
dius (Epp. Zw. et Oec. p. 169) behauptet, er habe kurz vor seinem
Tode widerrufen, -- "etiamsi nec illa purgatissima erant." Vgl.
Vadian an Zwick bei Füßli Beiträge V, 397.
2 Röhrich Gesch. der Ref. im Elsaß I, 338. Auf ihn bezieht
sich wohl Zwingli in den Elenchus contra Catabaptistas, wenn er
sagt: apud Vangiones Denckii et Hetzeri cum Cutiis nescio qui-
bus nihil obscure plenam perlitationem per Christum negant, quod
nihil aliud est, quam novum testamentum conculcare.

Wiedertaͤufer. Denk, Haͤtzer, Kauz.
reth: der habe in Gottes Weg nie geſtrauchelt; er ſey
nie uneins mit Gott geworden. Er ſey ein Seligmacher
ſeines Volkes; denn er ſey ein Vorgänger aller derer, die
ſelig werden ſollen. Das wolle es ſagen, wenn es heißt,
alle ſollen durch Chriſtum ſelig werden. 1

In enger Verbindung mit Hans Denk ſtand Ludwig
Hätzer: ſie haben mit einander einen Theil der Prophe-
ten ins Deutſche überſetzt. Nur ſchritt Hätzer, wie er in
ſeinem Lebenswandel ausſchweifender war, ſo auch in ſei-
nen Doctrinen bis zu den äußerſten Conſequenzen fort. Er
war der Erſte in dieſer Epoche, der die Gottheit Chriſti
leugnete. Doch können wir nicht ſagen, wie er zu dieſer
Meinung kam, mit welchen Gründen er ſie vertheidigte:
das Buch, das er darüber geſchrieben, iſt nie gedruckt wor-
den; das letzte handſchriftliche Exemplar hat Ambroſius
Blaurer verbrannt.

In einem verwandten Sinne erklärte ſich auch Hans
Kautz von Bockenheim zu Worms. Er meinte, Jeſus Chri-
ſtus von Nazareth erlöſe uns dann, wenn wir ſeinen Fuß-
tapfen nachfolgen; wer anders lehre, mache einen Abgott
aus ihm. 2

Und man ſollte nicht glauben, wie weit dieſe Anſich-

1 Stellen aus ſeinem Buch von der Liebe bei Arnold I, 1305.
In ſeinen Meinungen blieb er ſich wohl nicht gleich. Oekolampa-
dius (Epp. Zw. et Oec. p. 169) behauptet, er habe kurz vor ſeinem
Tode widerrufen, — „etiamsi nec illa purgatissima erant.“ Vgl.
Vadian an Zwick bei Fuͤßli Beitraͤge V, 397.
2 Roͤhrich Geſch. der Ref. im Elſaß I, 338. Auf ihn bezieht
ſich wohl Zwingli in den Elenchus contra Catabaptistas, wenn er
ſagt: apud Vangiones Denckii et Hetzeri cum Cutiis nescio qui-
bus nihil obscure plenam perlitationem per Christum negant, quod
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[507/0523] Wiedertaͤufer. Denk, Haͤtzer, Kauz. reth: der habe in Gottes Weg nie geſtrauchelt; er ſey nie uneins mit Gott geworden. Er ſey ein Seligmacher ſeines Volkes; denn er ſey ein Vorgänger aller derer, die ſelig werden ſollen. Das wolle es ſagen, wenn es heißt, alle ſollen durch Chriſtum ſelig werden. 1 In enger Verbindung mit Hans Denk ſtand Ludwig Hätzer: ſie haben mit einander einen Theil der Prophe- ten ins Deutſche überſetzt. Nur ſchritt Hätzer, wie er in ſeinem Lebenswandel ausſchweifender war, ſo auch in ſei- nen Doctrinen bis zu den äußerſten Conſequenzen fort. Er war der Erſte in dieſer Epoche, der die Gottheit Chriſti leugnete. Doch können wir nicht ſagen, wie er zu dieſer Meinung kam, mit welchen Gründen er ſie vertheidigte: das Buch, das er darüber geſchrieben, iſt nie gedruckt wor- den; das letzte handſchriftliche Exemplar hat Ambroſius Blaurer verbrannt. In einem verwandten Sinne erklärte ſich auch Hans Kautz von Bockenheim zu Worms. Er meinte, Jeſus Chri- ſtus von Nazareth erlöſe uns dann, wenn wir ſeinen Fuß- tapfen nachfolgen; wer anders lehre, mache einen Abgott aus ihm. 2 Und man ſollte nicht glauben, wie weit dieſe Anſich- 1 Stellen aus ſeinem Buch von der Liebe bei Arnold I, 1305. In ſeinen Meinungen blieb er ſich wohl nicht gleich. Oekolampa- dius (Epp. Zw. et Oec. p. 169) behauptet, er habe kurz vor ſeinem Tode widerrufen, — „etiamsi nec illa purgatissima erant.“ Vgl. Vadian an Zwick bei Fuͤßli Beitraͤge V, 397. 2 Roͤhrich Geſch. der Ref. im Elſaß I, 338. Auf ihn bezieht ſich wohl Zwingli in den Elenchus contra Catabaptistas, wenn er ſagt: apud Vangiones Denckii et Hetzeri cum Cutiis nescio qui- bus nihil obscure plenam perlitationem per Christum negant, quod nihil aliud est, quam novum testamentum conculcare.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/523>, abgerufen am 22.11.2024.