jede anderweite Macht ausschließenden Alleinherrschaft. In dem Kampfe, in welchem die münsterischen Prediger wa- ren, konnte ihnen nichts willkommener seyn. Einer von ihnen giebt in seinem Verhör als den Zweck, zu welchem man den Propheten angenommen habe, an, "damit er ver- kündige, wie es hier heißt vorwittige, daß Gott der Herr in Münster die Stätte reinigen und die Gottlosen daraus verjagen wolle." 1
Darin liegt nun eben das Ereigniß, daß der in Hol- land emporgekommene Anabaptismus bei seiner Berührung mit Münster in einen Zeitpunkt traf, wo die politisch-re- ligiöse Bewegung noch kein Ziel gefunden, und eine kaum zurückgedrängte Partei sich zu neuen Kämpfen gegen das Nochbestehende rüstete. Die Führer derselben ergriffen ihn, zum Theil aus Ueberzeugung, zum Theil als ein Mittel; er konnte alle seine Kraft in einer zahlreichen Gemeinde entwickeln.
Am Ende des Jahres 1533 füllte sich Münster mit wiedertäuferisch Gesinnten. Um den heil. Dreikönigstag 1534 erschien der Prophet Jan Matthys mit seinem feu- rigsten Apostel Jan Bockelsohn von Leiden. Ein angeseh- ner Bürger der Stadt, Bernard Knipperdolling, der einst aus Münster verwiesen, in der Fremde, namentlich in Stockholm mit den Wiedertäufern Verbindung geschlossen, nahm sie in sein Haus auf. Die beiden Holländer nun, in ihrer auffallenden Tracht, ihrer begeisterten Hal-
1 Bekenntniß des gefangenen Wiedertäuferprädicanten Diony- sius von Diest genannt Vynne in Nieserts Münsterischer Urkunden- sammlung I, p. 48.
Wiedertaͤufer in Muͤnſter.
jede anderweite Macht ausſchließenden Alleinherrſchaft. In dem Kampfe, in welchem die münſteriſchen Prediger wa- ren, konnte ihnen nichts willkommener ſeyn. Einer von ihnen giebt in ſeinem Verhör als den Zweck, zu welchem man den Propheten angenommen habe, an, „damit er ver- kündige, wie es hier heißt vorwittige, daß Gott der Herr in Münſter die Stätte reinigen und die Gottloſen daraus verjagen wolle.“ 1
Darin liegt nun eben das Ereigniß, daß der in Hol- land emporgekommene Anabaptismus bei ſeiner Berührung mit Münſter in einen Zeitpunkt traf, wo die politiſch-re- ligiöſe Bewegung noch kein Ziel gefunden, und eine kaum zurückgedrängte Partei ſich zu neuen Kämpfen gegen das Nochbeſtehende rüſtete. Die Führer derſelben ergriffen ihn, zum Theil aus Ueberzeugung, zum Theil als ein Mittel; er konnte alle ſeine Kraft in einer zahlreichen Gemeinde entwickeln.
Am Ende des Jahres 1533 füllte ſich Münſter mit wiedertäuferiſch Geſinnten. Um den heil. Dreikönigstag 1534 erſchien der Prophet Jan Matthys mit ſeinem feu- rigſten Apoſtel Jan Bockelſohn von Leiden. Ein angeſeh- ner Bürger der Stadt, Bernard Knipperdolling, der einſt aus Münſter verwieſen, in der Fremde, namentlich in Stockholm mit den Wiedertäufern Verbindung geſchloſſen, nahm ſie in ſein Haus auf. Die beiden Holländer nun, in ihrer auffallenden Tracht, ihrer begeiſterten Hal-
1 Bekenntniß des gefangenen Wiedertaͤuferpraͤdicanten Diony- ſius von Dieſt genannt Vynne in Nieſerts Muͤnſteriſcher Urkunden- ſammlung I, p. 48.
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Wiedertaͤufer in Muͤnſter.
jede anderweite Macht ausſchließenden Alleinherrſchaft. In
dem Kampfe, in welchem die münſteriſchen Prediger wa-
ren, konnte ihnen nichts willkommener ſeyn. Einer von
ihnen giebt in ſeinem Verhör als den Zweck, zu welchem
man den Propheten angenommen habe, an, „damit er ver-
kündige, wie es hier heißt vorwittige, daß Gott der Herr
in Münſter die Stätte reinigen und die Gottloſen daraus
verjagen wolle.“ 1
Darin liegt nun eben das Ereigniß, daß der in Hol-
land emporgekommene Anabaptismus bei ſeiner Berührung
mit Münſter in einen Zeitpunkt traf, wo die politiſch-re-
ligiöſe Bewegung noch kein Ziel gefunden, und eine kaum
zurückgedrängte Partei ſich zu neuen Kämpfen gegen das
Nochbeſtehende rüſtete. Die Führer derſelben ergriffen ihn,
zum Theil aus Ueberzeugung, zum Theil als ein Mittel;
er konnte alle ſeine Kraft in einer zahlreichen Gemeinde
entwickeln.
Am Ende des Jahres 1533 füllte ſich Münſter mit
wiedertäuferiſch Geſinnten. Um den heil. Dreikönigstag
1534 erſchien der Prophet Jan Matthys mit ſeinem feu-
rigſten Apoſtel Jan Bockelſohn von Leiden. Ein angeſeh-
ner Bürger der Stadt, Bernard Knipperdolling, der einſt
aus Münſter verwieſen, in der Fremde, namentlich in
Stockholm mit den Wiedertäufern Verbindung geſchloſſen,
nahm ſie in ſein Haus auf. Die beiden Holländer
nun, in ihrer auffallenden Tracht, ihrer begeiſterten Hal-
1 Bekenntniß des gefangenen Wiedertaͤuferpraͤdicanten Diony-
ſius von Dieſt genannt Vynne in Nieſerts Muͤnſteriſcher Urkunden-
ſammlung I, p. 48.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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