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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Packische Händel.
ihm verdächtig, daß einige eifrige katholische Fürsten im Mai
1527 den König Ferdinand in Breslau besucht und ihm dann
Hülfe in Ungarn geleistet hatten; er glaubte nicht anders als
daß ein Bund seiner Nachbarn wider ihn im Werke sey.

Da geschah es nun, daß der Canzleiverweser des Her-
zogs Georg, Otto von Pack, -- derselbe der jene Reise nach
Tarnow unternahm -- wohl noch im Laufe des Jahres
1527 zu dem Landgrafen nach Cassel kam, um ihm in der
nassauischen Sache rechtlichen Rath zu ertheilen. Der Land-
graf eröffnete demselben seine Befürchtungen und drang in
ihn, ihm zu sagen ob er nichts davon wisse. Pack seufzte und
schwieg. Um so eifriger redete der Landgraf ihm zu. Pack
erklärte endlich, ja es sey ein Bündniß wider die Lutheri-
schen nicht allein im Werke, sondern bereits geschlossen. Er
versprach, dem Landgrafen das Original der Urkunde zu
schaffen; der sagte ihm dafür seinen Schutz und eine Beloh-
nung von 10000 Gulden zu. Landgraf Philipp war nun
Feuer und Flamme geworden. Im Februar 1528 finden wir
ihn in Dresden; und in der That brachte hier Pack zwar
nicht das Original des Bündnisses, das der Canzler wegge-
legt habe, aber eine Copie desselben zum Vorschein, die auch
alle äußeren Zeichen der Authentie hatte. Der schwarzsei-
denen Schnur, welche die Schrift durchzog, war an beiden
Seiten das sächsische Canzleisiegel aufgedrückt; unter dem
hing das Siegel des Handringes, den Herzog Georg trug,
und den der Landgraf sehr wohl kannte, mit seinen drei
Schilden, in dem obern den Rautenkranz, in den untern
zwei Löwen. Pack gestattete, daß der landgräfliche Secre-
tär eine Copie davon nahm und empfing 4000 G. 1


1 Erzählung des Landgrafen in einem Schreiben an Herzog

Packiſche Haͤndel.
ihm verdächtig, daß einige eifrige katholiſche Fürſten im Mai
1527 den König Ferdinand in Breslau beſucht und ihm dann
Hülfe in Ungarn geleiſtet hatten; er glaubte nicht anders als
daß ein Bund ſeiner Nachbarn wider ihn im Werke ſey.

Da geſchah es nun, daß der Canzleiverweſer des Her-
zogs Georg, Otto von Pack, — derſelbe der jene Reiſe nach
Tarnow unternahm — wohl noch im Laufe des Jahres
1527 zu dem Landgrafen nach Caſſel kam, um ihm in der
naſſauiſchen Sache rechtlichen Rath zu ertheilen. Der Land-
graf eröffnete demſelben ſeine Befürchtungen und drang in
ihn, ihm zu ſagen ob er nichts davon wiſſe. Pack ſeufzte und
ſchwieg. Um ſo eifriger redete der Landgraf ihm zu. Pack
erklärte endlich, ja es ſey ein Bündniß wider die Lutheri-
ſchen nicht allein im Werke, ſondern bereits geſchloſſen. Er
verſprach, dem Landgrafen das Original der Urkunde zu
ſchaffen; der ſagte ihm dafür ſeinen Schutz und eine Beloh-
nung von 10000 Gulden zu. Landgraf Philipp war nun
Feuer und Flamme geworden. Im Februar 1528 finden wir
ihn in Dresden; und in der That brachte hier Pack zwar
nicht das Original des Bündniſſes, das der Canzler wegge-
legt habe, aber eine Copie deſſelben zum Vorſchein, die auch
alle äußeren Zeichen der Authentie hatte. Der ſchwarzſei-
denen Schnur, welche die Schrift durchzog, war an beiden
Seiten das ſächſiſche Canzleiſiegel aufgedrückt; unter dem
hing das Siegel des Handringes, den Herzog Georg trug,
und den der Landgraf ſehr wohl kannte, mit ſeinen drei
Schilden, in dem obern den Rautenkranz, in den untern
zwei Löwen. Pack geſtattete, daß der landgräfliche Secre-
tär eine Copie davon nahm und empfing 4000 G. 1


1 Erzaͤhlung des Landgrafen in einem Schreiben an Herzog
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[39/0055] Packiſche Haͤndel. ihm verdächtig, daß einige eifrige katholiſche Fürſten im Mai 1527 den König Ferdinand in Breslau beſucht und ihm dann Hülfe in Ungarn geleiſtet hatten; er glaubte nicht anders als daß ein Bund ſeiner Nachbarn wider ihn im Werke ſey. Da geſchah es nun, daß der Canzleiverweſer des Her- zogs Georg, Otto von Pack, — derſelbe der jene Reiſe nach Tarnow unternahm — wohl noch im Laufe des Jahres 1527 zu dem Landgrafen nach Caſſel kam, um ihm in der naſſauiſchen Sache rechtlichen Rath zu ertheilen. Der Land- graf eröffnete demſelben ſeine Befürchtungen und drang in ihn, ihm zu ſagen ob er nichts davon wiſſe. Pack ſeufzte und ſchwieg. Um ſo eifriger redete der Landgraf ihm zu. Pack erklärte endlich, ja es ſey ein Bündniß wider die Lutheri- ſchen nicht allein im Werke, ſondern bereits geſchloſſen. Er verſprach, dem Landgrafen das Original der Urkunde zu ſchaffen; der ſagte ihm dafür ſeinen Schutz und eine Beloh- nung von 10000 Gulden zu. Landgraf Philipp war nun Feuer und Flamme geworden. Im Februar 1528 finden wir ihn in Dresden; und in der That brachte hier Pack zwar nicht das Original des Bündniſſes, das der Canzler wegge- legt habe, aber eine Copie deſſelben zum Vorſchein, die auch alle äußeren Zeichen der Authentie hatte. Der ſchwarzſei- denen Schnur, welche die Schrift durchzog, war an beiden Seiten das ſächſiſche Canzleiſiegel aufgedrückt; unter dem hing das Siegel des Handringes, den Herzog Georg trug, und den der Landgraf ſehr wohl kannte, mit ſeinen drei Schilden, in dem obern den Rautenkranz, in den untern zwei Löwen. Pack geſtattete, daß der landgräfliche Secre- tär eine Copie davon nahm und empfing 4000 G. 1 1 Erzaͤhlung des Landgrafen in einem Schreiben an Herzog

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/55>, abgerufen am 27.11.2024.