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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Zweites Capitel.

In dieser Urkunde war nun aber das Allergefähr-
lichste und Feindseligste zu lesen. Danach hatten sich die
Churfürsten von Mainz und Brandenburg, die Herzoge von
Sachsen und Baiern, die Bischöfe von Salzburg, Würzburg,
und Bamberg mit dem König Ferdinand verbündet, um
zuerst den Churfürsten von Sachsen, wenn er sich nach
erneuerter Aufforderung weigere, Luther und dessen Anhän-
ger auszuliefern, mit vereinigten Kräften zu überziehen und
sein Land zu theilen: demnächst auch den Landgrafen anzu-
gehn, und wenn er nicht widerrufe, ihn aus seinem Lande
zu verjagen, das dann an Herzog Georg fallen solle. Auch
die Stadt Magdeburg solle ihrem Erzbischof unterwürfig
gemacht werden. Die Art und Weise, so wie die Stärke
des Angriffs war genau bestimmt.

Der Landgraf, schon längst erfüllt mit Vermuthungen
dieser Art, zweifelte keinen Augenbllck an der Authentie des
ihm vorgelegten Actenstückes; stürmisch eilte er, um auch
dem Churfürsten davon Nachricht zu geben, nach Weimar;
auch hier wirkte das Ueberraschende, Bestimmte, Dringende
der Gefahr betäubend und fortreißend; schon am 9. März
kam ein Bund zwischen den beiden Fürsten zu Stande, worin
sie einander versprachen, zu gegenseitigem Schutz 6000 M. zu
Fuß, 2000 zu Pferd zusammenzubringen. Man faßte die Ab-
sicht, den Angriff nicht allein zu erwarten, sondern ihm zuvor-
zukommen. Der Landgraf selbst reiste nach Nürnberg, nach
Ansbach. Unter diesen Umständen war es, daß er den Otto

Georg vom 28. Juni, welches Rommel (III, 21) als verloren be-
trachtet, das sich aber im Archiv zu Dresden findet; ich werde es im
Anhang mittheilen.
Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel.

In dieſer Urkunde war nun aber das Allergefähr-
lichſte und Feindſeligſte zu leſen. Danach hatten ſich die
Churfürſten von Mainz und Brandenburg, die Herzoge von
Sachſen und Baiern, die Biſchöfe von Salzburg, Würzburg,
und Bamberg mit dem König Ferdinand verbündet, um
zuerſt den Churfürſten von Sachſen, wenn er ſich nach
erneuerter Aufforderung weigere, Luther und deſſen Anhän-
ger auszuliefern, mit vereinigten Kräften zu überziehen und
ſein Land zu theilen: demnächſt auch den Landgrafen anzu-
gehn, und wenn er nicht widerrufe, ihn aus ſeinem Lande
zu verjagen, das dann an Herzog Georg fallen ſolle. Auch
die Stadt Magdeburg ſolle ihrem Erzbiſchof unterwürfig
gemacht werden. Die Art und Weiſe, ſo wie die Stärke
des Angriffs war genau beſtimmt.

Der Landgraf, ſchon längſt erfüllt mit Vermuthungen
dieſer Art, zweifelte keinen Augenbllck an der Authentie des
ihm vorgelegten Actenſtückes; ſtürmiſch eilte er, um auch
dem Churfürſten davon Nachricht zu geben, nach Weimar;
auch hier wirkte das Ueberraſchende, Beſtimmte, Dringende
der Gefahr betäubend und fortreißend; ſchon am 9. März
kam ein Bund zwiſchen den beiden Fürſten zu Stande, worin
ſie einander verſprachen, zu gegenſeitigem Schutz 6000 M. zu
Fuß, 2000 zu Pferd zuſammenzubringen. Man faßte die Ab-
ſicht, den Angriff nicht allein zu erwarten, ſondern ihm zuvor-
zukommen. Der Landgraf ſelbſt reiſte nach Nürnberg, nach
Ansbach. Unter dieſen Umſtänden war es, daß er den Otto

Georg vom 28. Juni, welches Rommel (III, 21) als verloren be-
trachtet, das ſich aber im Archiv zu Dresden findet; ich werde es im
Anhang mittheilen.
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[40/0056] Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel. In dieſer Urkunde war nun aber das Allergefähr- lichſte und Feindſeligſte zu leſen. Danach hatten ſich die Churfürſten von Mainz und Brandenburg, die Herzoge von Sachſen und Baiern, die Biſchöfe von Salzburg, Würzburg, und Bamberg mit dem König Ferdinand verbündet, um zuerſt den Churfürſten von Sachſen, wenn er ſich nach erneuerter Aufforderung weigere, Luther und deſſen Anhän- ger auszuliefern, mit vereinigten Kräften zu überziehen und ſein Land zu theilen: demnächſt auch den Landgrafen anzu- gehn, und wenn er nicht widerrufe, ihn aus ſeinem Lande zu verjagen, das dann an Herzog Georg fallen ſolle. Auch die Stadt Magdeburg ſolle ihrem Erzbiſchof unterwürfig gemacht werden. Die Art und Weiſe, ſo wie die Stärke des Angriffs war genau beſtimmt. Der Landgraf, ſchon längſt erfüllt mit Vermuthungen dieſer Art, zweifelte keinen Augenbllck an der Authentie des ihm vorgelegten Actenſtückes; ſtürmiſch eilte er, um auch dem Churfürſten davon Nachricht zu geben, nach Weimar; auch hier wirkte das Ueberraſchende, Beſtimmte, Dringende der Gefahr betäubend und fortreißend; ſchon am 9. März kam ein Bund zwiſchen den beiden Fürſten zu Stande, worin ſie einander verſprachen, zu gegenſeitigem Schutz 6000 M. zu Fuß, 2000 zu Pferd zuſammenzubringen. Man faßte die Ab- ſicht, den Angriff nicht allein zu erwarten, ſondern ihm zuvor- zukommen. Der Landgraf ſelbſt reiſte nach Nürnberg, nach Ansbach. Unter dieſen Umſtänden war es, daß er den Otto 1 1 Georg vom 28. Juni, welches Rommel (III, 21) als verloren be- trachtet, das ſich aber im Archiv zu Dresden findet; ich werde es im Anhang mittheilen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/56>, abgerufen am 27.11.2024.