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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Zehntes Capitel.

Es war das zu eben der Zeit, in welcher Heinrich
VIII -- wie wir noch ausführlicher zu erörtern haben, --
mit dem römischen Stuhl vollends gebrochen und sich ent-
schlossen hatte, die Gewalt des Papstes in seinem Reiche auf-
zuheben, und sich auf allen Seiten nach Verbündeten um-
sah, um sich gegen denselben zu vertheidigen. Wir haben
einen Beschluß seines geheimen Rathes, nach welchem zu
diesem Zweck unter anderm auch eine Gesandtschaft an die
Hansestädte geschickt, Verbindung mit ihnen angeknüpft wer-
den sollte. 1 Bei dem wachsenden Mißverständniß mit dem
Kaiser konnte es den Engländern ohnehin nicht gleichgültig
seyn, ob der dänische Thron im burgundischen Interesse besetzt
werde oder in einem entgegengesetzten. Kein Wunder, wenn
der König den Capitän einer Flotte, welche gegen die Nie-
derländer in See gegangen, statt ihn zu bestrafen, an sich
heranzog und mit ihm unterhandelte. So viel wir finden,
versprach ihm Marcus Meier, im Namen seiner Partei
und seiner Stadt, daß kein Fürst den dänischen Thron be-
steigen solle, den Heinrich VIII nicht billige; Heinrich zeigte
sich dagegen bereit, Lübeck in seinem Unternehmen zu un-
terstützen; er dachte auch den König von Frankreich dafür
zu gewinnen.

Ganz erfüllt von diesem höchst unerwarteten Erfolg
seines Zuges kam der Capitän nach Lübeck zurück.

Marcus Meier hatte früher zu Hamburg das Hand-
werk eines Hufschmidts getrieben; später hatte er selbst
Kriegsdienste genommen. Er diente zuerst in jenem aben-

1 Propositions for the Kings council bei Strype: Memo-
rials ecclesiastical I, 238. Statepapers I,
411.
Sechstes Buch. Zehntes Capitel.

Es war das zu eben der Zeit, in welcher Heinrich
VIII — wie wir noch ausführlicher zu erörtern haben, —
mit dem römiſchen Stuhl vollends gebrochen und ſich ent-
ſchloſſen hatte, die Gewalt des Papſtes in ſeinem Reiche auf-
zuheben, und ſich auf allen Seiten nach Verbündeten um-
ſah, um ſich gegen denſelben zu vertheidigen. Wir haben
einen Beſchluß ſeines geheimen Rathes, nach welchem zu
dieſem Zweck unter anderm auch eine Geſandtſchaft an die
Hanſeſtädte geſchickt, Verbindung mit ihnen angeknüpft wer-
den ſollte. 1 Bei dem wachſenden Mißverſtändniß mit dem
Kaiſer konnte es den Engländern ohnehin nicht gleichgültig
ſeyn, ob der däniſche Thron im burgundiſchen Intereſſe beſetzt
werde oder in einem entgegengeſetzten. Kein Wunder, wenn
der König den Capitän einer Flotte, welche gegen die Nie-
derländer in See gegangen, ſtatt ihn zu beſtrafen, an ſich
heranzog und mit ihm unterhandelte. So viel wir finden,
verſprach ihm Marcus Meier, im Namen ſeiner Partei
und ſeiner Stadt, daß kein Fürſt den däniſchen Thron be-
ſteigen ſolle, den Heinrich VIII nicht billige; Heinrich zeigte
ſich dagegen bereit, Lübeck in ſeinem Unternehmen zu un-
terſtützen; er dachte auch den König von Frankreich dafür
zu gewinnen.

Ganz erfüllt von dieſem höchſt unerwarteten Erfolg
ſeines Zuges kam der Capitän nach Lübeck zurück.

Marcus Meier hatte früher zu Hamburg das Hand-
werk eines Hufſchmidts getrieben; ſpäter hatte er ſelbſt
Kriegsdienſte genommen. Er diente zuerſt in jenem aben-

1 Propositions for the Kings council bei Strype: Memo-
rials ecclesiastical I, 238. Statepapers I,
411.
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[576/0592] Sechstes Buch. Zehntes Capitel. Es war das zu eben der Zeit, in welcher Heinrich VIII — wie wir noch ausführlicher zu erörtern haben, — mit dem römiſchen Stuhl vollends gebrochen und ſich ent- ſchloſſen hatte, die Gewalt des Papſtes in ſeinem Reiche auf- zuheben, und ſich auf allen Seiten nach Verbündeten um- ſah, um ſich gegen denſelben zu vertheidigen. Wir haben einen Beſchluß ſeines geheimen Rathes, nach welchem zu dieſem Zweck unter anderm auch eine Geſandtſchaft an die Hanſeſtädte geſchickt, Verbindung mit ihnen angeknüpft wer- den ſollte. 1 Bei dem wachſenden Mißverſtändniß mit dem Kaiſer konnte es den Engländern ohnehin nicht gleichgültig ſeyn, ob der däniſche Thron im burgundiſchen Intereſſe beſetzt werde oder in einem entgegengeſetzten. Kein Wunder, wenn der König den Capitän einer Flotte, welche gegen die Nie- derländer in See gegangen, ſtatt ihn zu beſtrafen, an ſich heranzog und mit ihm unterhandelte. So viel wir finden, verſprach ihm Marcus Meier, im Namen ſeiner Partei und ſeiner Stadt, daß kein Fürſt den däniſchen Thron be- ſteigen ſolle, den Heinrich VIII nicht billige; Heinrich zeigte ſich dagegen bereit, Lübeck in ſeinem Unternehmen zu un- terſtützen; er dachte auch den König von Frankreich dafür zu gewinnen. Ganz erfüllt von dieſem höchſt unerwarteten Erfolg ſeines Zuges kam der Capitän nach Lübeck zurück. Marcus Meier hatte früher zu Hamburg das Hand- werk eines Hufſchmidts getrieben; ſpäter hatte er ſelbſt Kriegsdienſte genommen. Er diente zuerſt in jenem aben- 1 Propositions for the Kings council bei Strype: Memo- rials ecclesiastical I, 238. Statepapers I, 411.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/592>, abgerufen am 22.11.2024.