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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Christoph v. Oldenb. im Dienst v. Lübeck.
weise durchdrungen, die dort herrschte; er hatte die Bauern
bekämpfen, Wien befreien helfen; er war nicht ohne in-
nern Schwung und ein tapfrer Degen.

Unmöglich aber konnte ein Mitglied des Oldenburgi-
schen Hauses die Fehde einiger Bürgermeister ohne guten
Grund, oder wenigstens ohne einen Vorwand, der sich
nennen ließ, zu seiner eignen machen.

Die Lübecker entschlossen sich zu dem Vorgeben, der
gefangene König Christiern, den früher Niemand heftiger
gehaßt und wirksamer befehdet als eben sie, solle durch
sie befreit und auf den Thron gesetzt werden. Eine ge-
wisse Wahrheit hatte das wohl auch. Es war zunächst
nicht von den mercantilen Interessen die Rede, in denen
sich Christiern ihnen entgegengesetzt, sondern von den de-
mokratischen, oder vielmehr anti-aristokratischen, die er im-
mer getheilt hatte. 1 Aber für jeden Fall sah man sich
doch sehr gut vor. Graf Christoph versprach, wenn er
siege, den Lübeckern Gothland, Helsingborg und Helsingör
zu überlassen. Dadurch würden sie ihr Uebergewicht in
der Ostsee und im Sund auf immer befestigt haben. Ja
er gab ihnen zugleich die Versicherung, ihnen König Chri-
stiern überantworten zu wollen, sobald er ihn erledigt
habe. 2 Welche Gewalt über die drei skandinavischen
Reiche mußte es ihnen verschaffen, wenn sie den legitimen
König derselben in ihre Hände bekamen!

Denn auch Gustav Wasa wollten sie nicht in Schwe-

1 Vergl. Hvitfeld G, II Pontanus ap. Westphalen 1144.
2 Aussage Wullenwebers in seinem Interrogatorium, bestä-
tigt von Gebhardi II, 135.

Chriſtoph v. Oldenb. im Dienſt v. Luͤbeck.
weiſe durchdrungen, die dort herrſchte; er hatte die Bauern
bekämpfen, Wien befreien helfen; er war nicht ohne in-
nern Schwung und ein tapfrer Degen.

Unmöglich aber konnte ein Mitglied des Oldenburgi-
ſchen Hauſes die Fehde einiger Bürgermeiſter ohne guten
Grund, oder wenigſtens ohne einen Vorwand, der ſich
nennen ließ, zu ſeiner eignen machen.

Die Lübecker entſchloſſen ſich zu dem Vorgeben, der
gefangene König Chriſtiern, den früher Niemand heftiger
gehaßt und wirkſamer befehdet als eben ſie, ſolle durch
ſie befreit und auf den Thron geſetzt werden. Eine ge-
wiſſe Wahrheit hatte das wohl auch. Es war zunächſt
nicht von den mercantilen Intereſſen die Rede, in denen
ſich Chriſtiern ihnen entgegengeſetzt, ſondern von den de-
mokratiſchen, oder vielmehr anti-ariſtokratiſchen, die er im-
mer getheilt hatte. 1 Aber für jeden Fall ſah man ſich
doch ſehr gut vor. Graf Chriſtoph verſprach, wenn er
ſiege, den Lübeckern Gothland, Helſingborg und Helſingör
zu überlaſſen. Dadurch würden ſie ihr Uebergewicht in
der Oſtſee und im Sund auf immer befeſtigt haben. Ja
er gab ihnen zugleich die Verſicherung, ihnen König Chri-
ſtiern überantworten zu wollen, ſobald er ihn erledigt
habe. 2 Welche Gewalt über die drei ſkandinaviſchen
Reiche mußte es ihnen verſchaffen, wenn ſie den legitimen
König derſelben in ihre Hände bekamen!

Denn auch Guſtav Waſa wollten ſie nicht in Schwe-

1 Vergl. Hvitfeld G, II Pontanus ap. Westphalen 1144.
2 Ausſage Wullenwebers in ſeinem Interrogatorium, beſtaͤ-
tigt von Gebhardi II, 135.
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[581/0597] Chriſtoph v. Oldenb. im Dienſt v. Luͤbeck. weiſe durchdrungen, die dort herrſchte; er hatte die Bauern bekämpfen, Wien befreien helfen; er war nicht ohne in- nern Schwung und ein tapfrer Degen. Unmöglich aber konnte ein Mitglied des Oldenburgi- ſchen Hauſes die Fehde einiger Bürgermeiſter ohne guten Grund, oder wenigſtens ohne einen Vorwand, der ſich nennen ließ, zu ſeiner eignen machen. Die Lübecker entſchloſſen ſich zu dem Vorgeben, der gefangene König Chriſtiern, den früher Niemand heftiger gehaßt und wirkſamer befehdet als eben ſie, ſolle durch ſie befreit und auf den Thron geſetzt werden. Eine ge- wiſſe Wahrheit hatte das wohl auch. Es war zunächſt nicht von den mercantilen Intereſſen die Rede, in denen ſich Chriſtiern ihnen entgegengeſetzt, ſondern von den de- mokratiſchen, oder vielmehr anti-ariſtokratiſchen, die er im- mer getheilt hatte. 1 Aber für jeden Fall ſah man ſich doch ſehr gut vor. Graf Chriſtoph verſprach, wenn er ſiege, den Lübeckern Gothland, Helſingborg und Helſingör zu überlaſſen. Dadurch würden ſie ihr Uebergewicht in der Oſtſee und im Sund auf immer befeſtigt haben. Ja er gab ihnen zugleich die Verſicherung, ihnen König Chri- ſtiern überantworten zu wollen, ſobald er ihn erledigt habe. 2 Welche Gewalt über die drei ſkandinaviſchen Reiche mußte es ihnen verſchaffen, wenn ſie den legitimen König derſelben in ihre Hände bekamen! Denn auch Guſtav Waſa wollten ſie nicht in Schwe- 1 Vergl. Hvitfeld G, II Pontanus ap. Westphalen 1144. 2 Ausſage Wullenwebers in ſeinem Interrogatorium, beſtaͤ- tigt von Gebhardi II, 135.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/597>, abgerufen am 22.11.2024.