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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Allgemeine Befürchtung.

Wir haben die Abschrift eines Vertrages in Händen,
vom 2. August 1534, nach welchem sie dem König noch
außerdem freie Disposition über die Krone von Däne-
mark zugestanden, sollte er ihn nun selbst annehmen wol-
len, oder auch nur einen Andern dazu empfehlen, 1 dieser
dagegen ihnen alle ihre alten Privilegien bestätigte, sogleich
eine Summe Geldes vorstreckte, und noch weitere Unter-
stützung versprach.

Welchen Eindruck diese Ereignisse in Europa hervor-
brachten, sehen wir unter anderm aus einem Schreiben
des Erzbischofs von Lund, in welchem er den Kaiser auf-
merksam macht, was eine Verbindung der Hanse mit Eng-
land auf sich habe, wie leicht dann Holland angefallen,
ein Aufstand daselbst veranlaßt werden könne, und denselben
zuletzt beschwört etwas dagegen zu thun. Wenn der Kaiser
selbst sich durch seine Verträge mit dem Hause Oldenburg
gebunden glaube, so möge er den Krieg im Namen Fried-
richs von der Pfalz und der jungen Dorothea anfangen.
In Lübeck hielt sich ein gewisser Hopfensteiner auf, früher
in Diensten des Erzbischofs von Bremen, der die kaiserli-
chen Minister unaufhörlich von der großen Berücksichti-
gung unterhielt, welche das kaiserliche Interesse in den
Hansestädten noch finde, und eine Unternehmung dieser Art
als sehr leicht darstellte. Der Erzbischof von Lund erbot sich
im Nothfall den Krieg in seinem eignen Namen zu führen. 2


1 Würde er keines von beiden wollen, denn noch hatte er sich
nicht entschlossen, so verpflichteten sie sich, ihm seine Anleihe zurück
zu zahlen. "Alle und itlik Geld, so S. K. M. der Stadt thom
besten vorstrecket." Worte des Vertrages, den mir Herr Dr. Smidt
aus dem Bremer Archiv freundlichst mitgetheilt hat.
2 Literae Archiepiscopi ad Caesarem, et Dm de Granvella
Allgemeine Befuͤrchtung.

Wir haben die Abſchrift eines Vertrages in Händen,
vom 2. Auguſt 1534, nach welchem ſie dem König noch
außerdem freie Dispoſition über die Krone von Däne-
mark zugeſtanden, ſollte er ihn nun ſelbſt annehmen wol-
len, oder auch nur einen Andern dazu empfehlen, 1 dieſer
dagegen ihnen alle ihre alten Privilegien beſtätigte, ſogleich
eine Summe Geldes vorſtreckte, und noch weitere Unter-
ſtützung verſprach.

Welchen Eindruck dieſe Ereigniſſe in Europa hervor-
brachten, ſehen wir unter anderm aus einem Schreiben
des Erzbiſchofs von Lund, in welchem er den Kaiſer auf-
merkſam macht, was eine Verbindung der Hanſe mit Eng-
land auf ſich habe, wie leicht dann Holland angefallen,
ein Aufſtand daſelbſt veranlaßt werden könne, und denſelben
zuletzt beſchwört etwas dagegen zu thun. Wenn der Kaiſer
ſelbſt ſich durch ſeine Verträge mit dem Hauſe Oldenburg
gebunden glaube, ſo möge er den Krieg im Namen Fried-
richs von der Pfalz und der jungen Dorothea anfangen.
In Lübeck hielt ſich ein gewiſſer Hopfenſteiner auf, früher
in Dienſten des Erzbiſchofs von Bremen, der die kaiſerli-
chen Miniſter unaufhörlich von der großen Berückſichti-
gung unterhielt, welche das kaiſerliche Intereſſe in den
Hanſeſtädten noch finde, und eine Unternehmung dieſer Art
als ſehr leicht darſtellte. Der Erzbiſchof von Lund erbot ſich
im Nothfall den Krieg in ſeinem eignen Namen zu führen. 2


1 Wuͤrde er keines von beiden wollen, denn noch hatte er ſich
nicht entſchloſſen, ſo verpflichteten ſie ſich, ihm ſeine Anleihe zuruͤck
zu zahlen. „Alle und itlik Geld, ſo S. K. M. der Stadt thom
beſten vorſtrecket.“ Worte des Vertrages, den mir Herr Dr. Smidt
aus dem Bremer Archiv freundlichſt mitgetheilt hat.
2 Literae Archiepiscopi ad Caesarem, et Dm de Granvella
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[585/0601] Allgemeine Befuͤrchtung. Wir haben die Abſchrift eines Vertrages in Händen, vom 2. Auguſt 1534, nach welchem ſie dem König noch außerdem freie Dispoſition über die Krone von Däne- mark zugeſtanden, ſollte er ihn nun ſelbſt annehmen wol- len, oder auch nur einen Andern dazu empfehlen, 1 dieſer dagegen ihnen alle ihre alten Privilegien beſtätigte, ſogleich eine Summe Geldes vorſtreckte, und noch weitere Unter- ſtützung verſprach. Welchen Eindruck dieſe Ereigniſſe in Europa hervor- brachten, ſehen wir unter anderm aus einem Schreiben des Erzbiſchofs von Lund, in welchem er den Kaiſer auf- merkſam macht, was eine Verbindung der Hanſe mit Eng- land auf ſich habe, wie leicht dann Holland angefallen, ein Aufſtand daſelbſt veranlaßt werden könne, und denſelben zuletzt beſchwört etwas dagegen zu thun. Wenn der Kaiſer ſelbſt ſich durch ſeine Verträge mit dem Hauſe Oldenburg gebunden glaube, ſo möge er den Krieg im Namen Fried- richs von der Pfalz und der jungen Dorothea anfangen. In Lübeck hielt ſich ein gewiſſer Hopfenſteiner auf, früher in Dienſten des Erzbiſchofs von Bremen, der die kaiſerli- chen Miniſter unaufhörlich von der großen Berückſichti- gung unterhielt, welche das kaiſerliche Intereſſe in den Hanſeſtädten noch finde, und eine Unternehmung dieſer Art als ſehr leicht darſtellte. Der Erzbiſchof von Lund erbot ſich im Nothfall den Krieg in ſeinem eignen Namen zu führen. 2 1 Wuͤrde er keines von beiden wollen, denn noch hatte er ſich nicht entſchloſſen, ſo verpflichteten ſie ſich, ihm ſeine Anleihe zuruͤck zu zahlen. „Alle und itlik Geld, ſo S. K. M. der Stadt thom beſten vorſtrecket.“ Worte des Vertrages, den mir Herr Dr. Smidt aus dem Bremer Archiv freundlichſt mitgetheilt hat. 2 Literae Archiepiscopi ad Caesarem, et Dm de Granvella

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/601>, abgerufen am 22.11.2024.