den, und den man seitdem auch in den bedenklichsten Fäl- len nicht wieder zum Ausbruch kommen zu lassen die Mit- tel gefunden, trat aufs neue hervor und nahm sogleich die gefährlichste Gestalt an.
Unmittelbar nach der Schmalkaldner Zusammenkunft folgte eine andere zu Zeitz, wo die Erbvereinigung der Häu- ser Sachsen, Brandenburg und Hessen erneuert, nach dem Tode Joachims I die beiden jungen Markgrafen Joachim II und Johann in dieselbe aufgenommen werden sollten. Es gieng aber ungefähr wie bei der Erneuerung der Bünde in der Schweiz. Das Bundesverhältniß brachte die Entzweiung vielmehr zum Ausbruch. Johann Friedrich wollte die alte Formel nicht wiederholen: "der h. römischen Kirche zu Ehren": er wollte nicht mehr wie bisher den Papst unter denjenigen nennen, gegen welche dieß Bündniß nicht gelten solle; Her- zog Georg dagegen drang auf die Beibehaltung dieser Clau- sel. Man machte dem Erstern den Vorschlag, sie in dem Tractat selbst zuzulassen, und dann in einem besonderen In- strument dagegen zu protestiren; er erwiederte, den Nach- kommen möchte dann leicht nur der Tractat bekannt wer- den; er war schon eifersüchtig auf seine evangelische Ehre, und wollte immer gerade aus gehen. Nur dann wollte er die Nahmhaftmachung des Papstes zugeben, wenn aus- drücklich dabei bemerkt werde, daß dieselbe der Antwort nicht nachtheilig seyn solle, die dem kaiserlichen Orator in Schmal- kalden wegen des Conciliums ertheilt worden sey; aber eine Einschaltung dieser Art wollte wieder Herzog Georg sich nicht gefallen lassen. 1
1 Beibrief und Erbeinigung zu Zeitz Sonnabend nach Lätare
Zuſammenkunft zu Zeitz.
den, und den man ſeitdem auch in den bedenklichſten Fäl- len nicht wieder zum Ausbruch kommen zu laſſen die Mit- tel gefunden, trat aufs neue hervor und nahm ſogleich die gefährlichſte Geſtalt an.
Unmittelbar nach der Schmalkaldner Zuſammenkunft folgte eine andere zu Zeitz, wo die Erbvereinigung der Häu- ſer Sachſen, Brandenburg und Heſſen erneuert, nach dem Tode Joachims I die beiden jungen Markgrafen Joachim II und Johann in dieſelbe aufgenommen werden ſollten. Es gieng aber ungefähr wie bei der Erneuerung der Bünde in der Schweiz. Das Bundesverhältniß brachte die Entzweiung vielmehr zum Ausbruch. Johann Friedrich wollte die alte Formel nicht wiederholen: „der h. römiſchen Kirche zu Ehren“: er wollte nicht mehr wie bisher den Papſt unter denjenigen nennen, gegen welche dieß Bündniß nicht gelten ſolle; Her- zog Georg dagegen drang auf die Beibehaltung dieſer Clau- ſel. Man machte dem Erſtern den Vorſchlag, ſie in dem Tractat ſelbſt zuzulaſſen, und dann in einem beſonderen In- ſtrument dagegen zu proteſtiren; er erwiederte, den Nach- kommen möchte dann leicht nur der Tractat bekannt wer- den; er war ſchon eiferſüchtig auf ſeine evangeliſche Ehre, und wollte immer gerade aus gehen. Nur dann wollte er die Nahmhaftmachung des Papſtes zugeben, wenn aus- drücklich dabei bemerkt werde, daß dieſelbe der Antwort nicht nachtheilig ſeyn ſolle, die dem kaiſerlichen Orator in Schmal- kalden wegen des Conciliums ertheilt worden ſey; aber eine Einſchaltung dieſer Art wollte wieder Herzog Georg ſich nicht gefallen laſſen. 1
1 Beibrief und Erbeinigung zu Zeitz Sonnabend nach Laͤtare
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Zuſammenkunft zu Zeitz.
den, und den man ſeitdem auch in den bedenklichſten Fäl-
len nicht wieder zum Ausbruch kommen zu laſſen die Mit-
tel gefunden, trat aufs neue hervor und nahm ſogleich die
gefährlichſte Geſtalt an.
Unmittelbar nach der Schmalkaldner Zuſammenkunft
folgte eine andere zu Zeitz, wo die Erbvereinigung der Häu-
ſer Sachſen, Brandenburg und Heſſen erneuert, nach dem
Tode Joachims I die beiden jungen Markgrafen Joachim II
und Johann in dieſelbe aufgenommen werden ſollten. Es
gieng aber ungefähr wie bei der Erneuerung der Bünde in
der Schweiz. Das Bundesverhältniß brachte die Entzweiung
vielmehr zum Ausbruch. Johann Friedrich wollte die alte
Formel nicht wiederholen: „der h. römiſchen Kirche zu Ehren“:
er wollte nicht mehr wie bisher den Papſt unter denjenigen
nennen, gegen welche dieß Bündniß nicht gelten ſolle; Her-
zog Georg dagegen drang auf die Beibehaltung dieſer Clau-
ſel. Man machte dem Erſtern den Vorſchlag, ſie in dem
Tractat ſelbſt zuzulaſſen, und dann in einem beſonderen In-
ſtrument dagegen zu proteſtiren; er erwiederte, den Nach-
kommen möchte dann leicht nur der Tractat bekannt wer-
den; er war ſchon eiferſüchtig auf ſeine evangeliſche Ehre,
und wollte immer gerade aus gehen. Nur dann wollte
er die Nahmhaftmachung des Papſtes zugeben, wenn aus-
drücklich dabei bemerkt werde, daß dieſelbe der Antwort nicht
nachtheilig ſeyn ſolle, die dem kaiſerlichen Orator in Schmal-
kalden wegen des Conciliums ertheilt worden ſey; aber eine
Einſchaltung dieſer Art wollte wieder Herzog Georg ſich nicht
gefallen laſſen. 1
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/119>, abgerufen am 27.11.2024.
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