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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Zweites Capitel.

Man schied aus einander, ohne eine Vermittelung ge-
funden zu haben.

Nachdem das päpstliche Concilium abgelehnt, das Kam-
mergericht von der einen Partei zu einem Werkzeug ihrer
Feindseligkeit gemacht, von der andern verworfen war, brach
auch die auf Verwandtschaft der Fürsten und der Länder
gegründete locale Vereinigung auseinander.

Ja eben aus dieser, aus der Mitte von Deutschland
stieg die Gefahr des Krieges auf.

Schon öfter hatten die Mitglieder des hallischen Bun-
des die Absicht gehabt, ihre Kräfte durch das kaiserliche An-
sehen zu verstärken; doch war es ihnen noch immer miß-
lungen. Wann aber konnte je ein günstigerer Moment dazu
eintreten als der damalige, wo ein kaiserlicher Orator die
nemlichen Ansichten und Forderungen aufgestellt hatte, welche
immer die ihren gewesen waren?

Wir wollen nicht erörtern, in wem zuerst der Gedanke
dazu entsprungen seyn mag, in Dr Held oder den Fürsten.
Dort in Zeitz hatte man geheime Zusammenkünfte zwischen
Herzog Heinrich und dem Orator in der Abtei bemerkt; und
wenn wir in den Briefen Helds an den Herzog auf die
Versicherung stoßen, daß er der Sache fleißig obliege "ihrer
Abrede gemäß", so können wir nicht zweifeln daß eben zwi-
schen ihnen die entscheidenden Besprechungen Statt gefunden
haben. Und gewiß ließ es Held an Eifer nicht fehlen. Nach-
dem er das Kammergericht besucht, 1 eilte er weiter, von einem

1537, und überhaupt die einzige genügende Relation darüber in Mül-
lers Reichstagstheater unter Maximilian Th. II, p. 659 f.
1 Viglius ad Hermannum 14 Maji 1537. Anal. Belg. II, 241.
Siebentes Buch. Zweites Capitel.

Man ſchied aus einander, ohne eine Vermittelung ge-
funden zu haben.

Nachdem das päpſtliche Concilium abgelehnt, das Kam-
mergericht von der einen Partei zu einem Werkzeug ihrer
Feindſeligkeit gemacht, von der andern verworfen war, brach
auch die auf Verwandtſchaft der Fürſten und der Länder
gegründete locale Vereinigung auseinander.

Ja eben aus dieſer, aus der Mitte von Deutſchland
ſtieg die Gefahr des Krieges auf.

Schon öfter hatten die Mitglieder des halliſchen Bun-
des die Abſicht gehabt, ihre Kräfte durch das kaiſerliche An-
ſehen zu verſtärken; doch war es ihnen noch immer miß-
lungen. Wann aber konnte je ein günſtigerer Moment dazu
eintreten als der damalige, wo ein kaiſerlicher Orator die
nemlichen Anſichten und Forderungen aufgeſtellt hatte, welche
immer die ihren geweſen waren?

Wir wollen nicht erörtern, in wem zuerſt der Gedanke
dazu entſprungen ſeyn mag, in Dr Held oder den Fürſten.
Dort in Zeitz hatte man geheime Zuſammenkünfte zwiſchen
Herzog Heinrich und dem Orator in der Abtei bemerkt; und
wenn wir in den Briefen Helds an den Herzog auf die
Verſicherung ſtoßen, daß er der Sache fleißig obliege „ihrer
Abrede gemäß“, ſo können wir nicht zweifeln daß eben zwi-
ſchen ihnen die entſcheidenden Beſprechungen Statt gefunden
haben. Und gewiß ließ es Held an Eifer nicht fehlen. Nach-
dem er das Kammergericht beſucht, 1 eilte er weiter, von einem

1537, und uͤberhaupt die einzige genuͤgende Relation daruͤber in Muͤl-
lers Reichstagstheater unter Maximilian Th. II, p. 659 f.
1 Viglius ad Hermannum 14 Maji 1537. Anal. Belg. II, 241.
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[108/0120] Siebentes Buch. Zweites Capitel. Man ſchied aus einander, ohne eine Vermittelung ge- funden zu haben. Nachdem das päpſtliche Concilium abgelehnt, das Kam- mergericht von der einen Partei zu einem Werkzeug ihrer Feindſeligkeit gemacht, von der andern verworfen war, brach auch die auf Verwandtſchaft der Fürſten und der Länder gegründete locale Vereinigung auseinander. Ja eben aus dieſer, aus der Mitte von Deutſchland ſtieg die Gefahr des Krieges auf. Schon öfter hatten die Mitglieder des halliſchen Bun- des die Abſicht gehabt, ihre Kräfte durch das kaiſerliche An- ſehen zu verſtärken; doch war es ihnen noch immer miß- lungen. Wann aber konnte je ein günſtigerer Moment dazu eintreten als der damalige, wo ein kaiſerlicher Orator die nemlichen Anſichten und Forderungen aufgeſtellt hatte, welche immer die ihren geweſen waren? Wir wollen nicht erörtern, in wem zuerſt der Gedanke dazu entſprungen ſeyn mag, in Dr Held oder den Fürſten. Dort in Zeitz hatte man geheime Zuſammenkünfte zwiſchen Herzog Heinrich und dem Orator in der Abtei bemerkt; und wenn wir in den Briefen Helds an den Herzog auf die Verſicherung ſtoßen, daß er der Sache fleißig obliege „ihrer Abrede gemäß“, ſo können wir nicht zweifeln daß eben zwi- ſchen ihnen die entſcheidenden Beſprechungen Statt gefunden haben. Und gewiß ließ es Held an Eifer nicht fehlen. Nach- dem er das Kammergericht beſucht, 1 eilte er weiter, von einem 1 1 Viglius ad Hermannum 14 Maji 1537. Anal. Belg. II, 241. 1 1537, und uͤberhaupt die einzige genuͤgende Relation daruͤber in Muͤl- lers Reichstagstheater unter Maximilian Th. II, p. 659 f.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/120>, abgerufen am 27.11.2024.