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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Zweites Capitel.

Es versteht sich, daß dann auch Niemand etwas ge-
gen die Türken zu thun geneigt war: weder die schmalkal-
dischen Bundesgenossen, sagt Lunden, noch auch ihre Gegner;
sie hatten nur Lust ihre Kräfte gegen einander zu messen.

Und indem liefen neue Nachrichten von den Fortschrit-
ten der Türken, einem großen im nächsten Sommer zu
fürchtenden Anfalle ein. 1 Hierauf durch ein Schreiben der
Königin Maria noch besonders dazu aufgefordert, entschloß
sich Lunden endlich, den Protestanten einen Schritt näher
zu treten. 2

Am 25 März meldet er dem Herzog Georg: er habe
sich alle mögliche Mühe gegeben, diejenigen abzusondern, die
nach dem nürnbergischen Vertrag zu den Protestirenden ge-
treten: solle aber Friede bleiben und Hülfe gegen die Tür-
ken geleistet werden, so müsse er auf diese Beschränkung Ver-
zicht leisten. "Wir thun nicht wie wir können," sagt er,
"sondern wie wir müssen."

Eben dieß ist das große Zugeständniß, zu welchem er
sich verstand. Er bewilligte Anstand und Suspension der
Processe auf 18 Monat, für alle die, welche sich jetzt zur
augsburgischen Confession hielten.

Auch dieß Mal giengen die Protestanten nur schwer
daran, ein solches Jetzt sich gefallen zu lassen; sie entschlos-
sen sich endlich dazu, aber nur unter der Bedingung, daß

1 Copi den 24 Mertzen zu Venedig.
2 "Montag nach Judica (24 März) ist dieser Fridstand aber-
mals von dem keys. Orator und den Unterhendlern beider Churfür-
sten übergeben worden." (Berl. Arch.) Diese Vorschläge sind die
Grundlage des ganzen Friedens und so weit sie nicht abgeändert wor-
den, wörtlich darin aufgenommen.
Siebentes Buch. Zweites Capitel.

Es verſteht ſich, daß dann auch Niemand etwas ge-
gen die Türken zu thun geneigt war: weder die ſchmalkal-
diſchen Bundesgenoſſen, ſagt Lunden, noch auch ihre Gegner;
ſie hatten nur Luſt ihre Kräfte gegen einander zu meſſen.

Und indem liefen neue Nachrichten von den Fortſchrit-
ten der Türken, einem großen im nächſten Sommer zu
fürchtenden Anfalle ein. 1 Hierauf durch ein Schreiben der
Königin Maria noch beſonders dazu aufgefordert, entſchloß
ſich Lunden endlich, den Proteſtanten einen Schritt näher
zu treten. 2

Am 25 März meldet er dem Herzog Georg: er habe
ſich alle mögliche Mühe gegeben, diejenigen abzuſondern, die
nach dem nürnbergiſchen Vertrag zu den Proteſtirenden ge-
treten: ſolle aber Friede bleiben und Hülfe gegen die Tür-
ken geleiſtet werden, ſo müſſe er auf dieſe Beſchränkung Ver-
zicht leiſten. „Wir thun nicht wie wir können,“ ſagt er,
„ſondern wie wir müſſen.“

Eben dieß iſt das große Zugeſtändniß, zu welchem er
ſich verſtand. Er bewilligte Anſtand und Suspenſion der
Proceſſe auf 18 Monat, für alle die, welche ſich jetzt zur
augsburgiſchen Confeſſion hielten.

Auch dieß Mal giengen die Proteſtanten nur ſchwer
daran, ein ſolches Jetzt ſich gefallen zu laſſen; ſie entſchloſ-
ſen ſich endlich dazu, aber nur unter der Bedingung, daß

1 Copi den 24 Mertzen zu Venedig.
2 „Montag nach Judica (24 Maͤrz) iſt dieſer Fridſtand aber-
mals von dem keyſ. Orator und den Unterhendlern beider Churfuͤr-
ſten uͤbergeben worden.“ (Berl. Arch.) Dieſe Vorſchlaͤge ſind die
Grundlage des ganzen Friedens und ſo weit ſie nicht abgeaͤndert wor-
den, woͤrtlich darin aufgenommen.
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[130/0142] Siebentes Buch. Zweites Capitel. Es verſteht ſich, daß dann auch Niemand etwas ge- gen die Türken zu thun geneigt war: weder die ſchmalkal- diſchen Bundesgenoſſen, ſagt Lunden, noch auch ihre Gegner; ſie hatten nur Luſt ihre Kräfte gegen einander zu meſſen. Und indem liefen neue Nachrichten von den Fortſchrit- ten der Türken, einem großen im nächſten Sommer zu fürchtenden Anfalle ein. 1 Hierauf durch ein Schreiben der Königin Maria noch beſonders dazu aufgefordert, entſchloß ſich Lunden endlich, den Proteſtanten einen Schritt näher zu treten. 2 Am 25 März meldet er dem Herzog Georg: er habe ſich alle mögliche Mühe gegeben, diejenigen abzuſondern, die nach dem nürnbergiſchen Vertrag zu den Proteſtirenden ge- treten: ſolle aber Friede bleiben und Hülfe gegen die Tür- ken geleiſtet werden, ſo müſſe er auf dieſe Beſchränkung Ver- zicht leiſten. „Wir thun nicht wie wir können,“ ſagt er, „ſondern wie wir müſſen.“ Eben dieß iſt das große Zugeſtändniß, zu welchem er ſich verſtand. Er bewilligte Anſtand und Suspenſion der Proceſſe auf 18 Monat, für alle die, welche ſich jetzt zur augsburgiſchen Confeſſion hielten. Auch dieß Mal giengen die Proteſtanten nur ſchwer daran, ein ſolches Jetzt ſich gefallen zu laſſen; ſie entſchloſ- ſen ſich endlich dazu, aber nur unter der Bedingung, daß 1 Copi den 24 Mertzen zu Venedig. 2 „Montag nach Judica (24 Maͤrz) iſt dieſer Fridſtand aber- mals von dem keyſ. Orator und den Unterhendlern beider Churfuͤr- ſten uͤbergeben worden.“ (Berl. Arch.) Dieſe Vorſchlaͤge ſind die Grundlage des ganzen Friedens und ſo weit ſie nicht abgeaͤndert wor- den, woͤrtlich darin aufgenommen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/142>, abgerufen am 29.11.2024.