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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Ungarische Irrungen.
hin gesendet worden, und suchte sich schon wieder durch eine
Gegenwirkung von Frankreich her dagegen sicher zu stellen; 1
-- indessen fragten die Siebenbürger nach, wo das Geld
hingerathen, das sie bezahlt; ob sie auf Schutz gegen den
Angriff der Türken, der ganz unabwendlich sey, würden rech-
nen können; -- ein paar mächtige Woiwoden, deren Beweg-
gründe man nicht genau sieht, erhoben dort endlich förmli-
chen Aufruhr. 2

Indem dergestalt Gefahr von allen Seiten und innere
Bewegung zusammentrafen, geschah fast zu gleicher Zeit daß
dem König Johann ein Sohn geboren wurde, er selber aber,
auf seinem Kriegszug gegen die siebenbürgischen Woiwoden
begriffen, unmittelbar nachdem er diese Nachricht empfangen
hatte, dort im Felde umkam.

Doppelt berechtigt wie er war, säumte König Ferdinand
nicht, seine Ansprüche geltend zu machen.

Auch erkannte ihn ein Theil der Magnaten, die sich bis-
her zu Zapolya gehalten, an: namentlich Franz Frangepan,
von dem wir eine Auseinandersetzung der Motive die ihn
dabei leiteten, übrig haben, Franz Bebek, Stephan Raskai,
am eifrigsten Peter Peren, der bei der Nachricht von jenem
Todesfall, wie man sagt, mit den Glocken läuten und Freu-
denfeuer anzünden ließ; auch die Siebenbürger mit welchen
Johann zuletzt gekämpft hatte, Mailath und Balassa.

Andere aber waren nicht so bereitwillig. Am wenigsten
die, in deren Vormundschaft das fürstliche Kind zurückgeblie-

1 Bei Katona XX, p. 1306, 1309 sq.
2 Scepperus behauptet in einem Bericht an den Kaiser (Bres
recueil etc.
1542), ihr Sinn sey gewesen, dem Sultan Tribut zu
zahlen und sich selber zu Herren aufzuwerfen.

Ungariſche Irrungen.
hin geſendet worden, und ſuchte ſich ſchon wieder durch eine
Gegenwirkung von Frankreich her dagegen ſicher zu ſtellen; 1
— indeſſen fragten die Siebenbürger nach, wo das Geld
hingerathen, das ſie bezahlt; ob ſie auf Schutz gegen den
Angriff der Türken, der ganz unabwendlich ſey, würden rech-
nen können; — ein paar mächtige Woiwoden, deren Beweg-
gründe man nicht genau ſieht, erhoben dort endlich förmli-
chen Aufruhr. 2

Indem dergeſtalt Gefahr von allen Seiten und innere
Bewegung zuſammentrafen, geſchah faſt zu gleicher Zeit daß
dem König Johann ein Sohn geboren wurde, er ſelber aber,
auf ſeinem Kriegszug gegen die ſiebenbürgiſchen Woiwoden
begriffen, unmittelbar nachdem er dieſe Nachricht empfangen
hatte, dort im Felde umkam.

Doppelt berechtigt wie er war, ſäumte König Ferdinand
nicht, ſeine Anſprüche geltend zu machen.

Auch erkannte ihn ein Theil der Magnaten, die ſich bis-
her zu Zapolya gehalten, an: namentlich Franz Frangepan,
von dem wir eine Auseinanderſetzung der Motive die ihn
dabei leiteten, übrig haben, Franz Bebek, Stephan Raskai,
am eifrigſten Peter Peren, der bei der Nachricht von jenem
Todesfall, wie man ſagt, mit den Glocken läuten und Freu-
denfeuer anzünden ließ; auch die Siebenbürger mit welchen
Johann zuletzt gekämpft hatte, Mailath und Balaſſa.

Andere aber waren nicht ſo bereitwillig. Am wenigſten
die, in deren Vormundſchaft das fürſtliche Kind zurückgeblie-

1 Bei Katona XX, p. 1306, 1309 sq.
2 Scepperus behauptet in einem Bericht an den Kaiſer (Breſ
recueil etc.
1542), ihr Sinn ſey geweſen, dem Sultan Tribut zu
zahlen und ſich ſelber zu Herren aufzuwerfen.
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[231/0243] Ungariſche Irrungen. hin geſendet worden, und ſuchte ſich ſchon wieder durch eine Gegenwirkung von Frankreich her dagegen ſicher zu ſtellen; 1 — indeſſen fragten die Siebenbürger nach, wo das Geld hingerathen, das ſie bezahlt; ob ſie auf Schutz gegen den Angriff der Türken, der ganz unabwendlich ſey, würden rech- nen können; — ein paar mächtige Woiwoden, deren Beweg- gründe man nicht genau ſieht, erhoben dort endlich förmli- chen Aufruhr. 2 Indem dergeſtalt Gefahr von allen Seiten und innere Bewegung zuſammentrafen, geſchah faſt zu gleicher Zeit daß dem König Johann ein Sohn geboren wurde, er ſelber aber, auf ſeinem Kriegszug gegen die ſiebenbürgiſchen Woiwoden begriffen, unmittelbar nachdem er dieſe Nachricht empfangen hatte, dort im Felde umkam. Doppelt berechtigt wie er war, ſäumte König Ferdinand nicht, ſeine Anſprüche geltend zu machen. Auch erkannte ihn ein Theil der Magnaten, die ſich bis- her zu Zapolya gehalten, an: namentlich Franz Frangepan, von dem wir eine Auseinanderſetzung der Motive die ihn dabei leiteten, übrig haben, Franz Bebek, Stephan Raskai, am eifrigſten Peter Peren, der bei der Nachricht von jenem Todesfall, wie man ſagt, mit den Glocken läuten und Freu- denfeuer anzünden ließ; auch die Siebenbürger mit welchen Johann zuletzt gekämpft hatte, Mailath und Balaſſa. Andere aber waren nicht ſo bereitwillig. Am wenigſten die, in deren Vormundſchaft das fürſtliche Kind zurückgeblie- 1 Bei Katona XX, p. 1306, 1309 sq. 2 Scepperus behauptet in einem Bericht an den Kaiſer (Breſ recueil etc. 1542), ihr Sinn ſey geweſen, dem Sultan Tribut zu zahlen und ſich ſelber zu Herren aufzuwerfen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/243>, abgerufen am 23.11.2024.