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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Verhältniß des Kaisers zum Papst.
nur auf die Ankunft der türkischen Flotte, um den noch un-
eroberten Theil von Piemont, hauptsächlich das feste Nizza
anzugreifen.



Unter diesen Umständen durfte der Kaiser nicht einen
Augenblick länger in Spanien verweilen; glücklicherweise konnte
er es ruhig verlassen, da die Stände von Aragon sich nach
längerer Weigerung eben jetzt bequemten, seinen heranwach-
senden Sohn als seinen Nachfolger anzuerkennen. Er eilte,
um vor der Ankunft der türkischen Flotte in den diesseitigen
Gewässern nach Italien zu gelangen.

Hier nun kam alles auf sein Verhältniß zum Papst an.

Man kann wohl erachten, daß dieß, seitdem jene Wege
die der Papst empfohlen, verlassen und entgegengesetzte ein-
geschlagen worden, die in die größten Gefahren zu stürzen
drohten, nicht sehr vertraulich seyn konnte. Der Papst ver-
heimlichte nicht, daß er den Ehrgeiz des Kaisers fürchte.
Der französische Gesandte erstaunte, wie lebhaft noch im Jahr
1541 bei einem Gerücht, der Kaiser sey gestorben, am rö-
mischen Hofe der Wunsch hervortrat daß es sich bestätigen
möge. 1 Aber auch mit König Ferdinand war der Papst in
Mißhelligkeiten: der Nuntius eilte zuweilen die Gespräche
mit ihm abzubrechen, wenn sie zu bitter werden wollten. 2
"Seine Würde in Ehren," sagt Königin Maria in einem
ihrer Briefe, "aber ich halte den Papst für so französisch
als ein Franzose seyn könnte."


1 Monluc bei Ribier I, 557.
2 Ruppi il ragionamento. Lettera di Hieronymo Verallo al
Cl Farnese.

Verhaͤltniß des Kaiſers zum Papſt.
nur auf die Ankunft der türkiſchen Flotte, um den noch un-
eroberten Theil von Piemont, hauptſächlich das feſte Nizza
anzugreifen.



Unter dieſen Umſtänden durfte der Kaiſer nicht einen
Augenblick länger in Spanien verweilen; glücklicherweiſe konnte
er es ruhig verlaſſen, da die Stände von Aragon ſich nach
längerer Weigerung eben jetzt bequemten, ſeinen heranwach-
ſenden Sohn als ſeinen Nachfolger anzuerkennen. Er eilte,
um vor der Ankunft der türkiſchen Flotte in den dieſſeitigen
Gewäſſern nach Italien zu gelangen.

Hier nun kam alles auf ſein Verhältniß zum Papſt an.

Man kann wohl erachten, daß dieß, ſeitdem jene Wege
die der Papſt empfohlen, verlaſſen und entgegengeſetzte ein-
geſchlagen worden, die in die größten Gefahren zu ſtürzen
drohten, nicht ſehr vertraulich ſeyn konnte. Der Papſt ver-
heimlichte nicht, daß er den Ehrgeiz des Kaiſers fürchte.
Der franzöſiſche Geſandte erſtaunte, wie lebhaft noch im Jahr
1541 bei einem Gerücht, der Kaiſer ſey geſtorben, am rö-
miſchen Hofe der Wunſch hervortrat daß es ſich beſtätigen
möge. 1 Aber auch mit König Ferdinand war der Papſt in
Mißhelligkeiten: der Nuntius eilte zuweilen die Geſpräche
mit ihm abzubrechen, wenn ſie zu bitter werden wollten. 2
„Seine Würde in Ehren,“ ſagt Königin Maria in einem
ihrer Briefe, „aber ich halte den Papſt für ſo franzöſiſch
als ein Franzoſe ſeyn könnte.“


1 Monluc bei Ribier I, 557.
2 Ruppi il ragionamento. Lettera di Hieronymo Verallo al
Cl Farneſe.
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[249/0261] Verhaͤltniß des Kaiſers zum Papſt. nur auf die Ankunft der türkiſchen Flotte, um den noch un- eroberten Theil von Piemont, hauptſächlich das feſte Nizza anzugreifen. Unter dieſen Umſtänden durfte der Kaiſer nicht einen Augenblick länger in Spanien verweilen; glücklicherweiſe konnte er es ruhig verlaſſen, da die Stände von Aragon ſich nach längerer Weigerung eben jetzt bequemten, ſeinen heranwach- ſenden Sohn als ſeinen Nachfolger anzuerkennen. Er eilte, um vor der Ankunft der türkiſchen Flotte in den dieſſeitigen Gewäſſern nach Italien zu gelangen. Hier nun kam alles auf ſein Verhältniß zum Papſt an. Man kann wohl erachten, daß dieß, ſeitdem jene Wege die der Papſt empfohlen, verlaſſen und entgegengeſetzte ein- geſchlagen worden, die in die größten Gefahren zu ſtürzen drohten, nicht ſehr vertraulich ſeyn konnte. Der Papſt ver- heimlichte nicht, daß er den Ehrgeiz des Kaiſers fürchte. Der franzöſiſche Geſandte erſtaunte, wie lebhaft noch im Jahr 1541 bei einem Gerücht, der Kaiſer ſey geſtorben, am rö- miſchen Hofe der Wunſch hervortrat daß es ſich beſtätigen möge. 1 Aber auch mit König Ferdinand war der Papſt in Mißhelligkeiten: der Nuntius eilte zuweilen die Geſpräche mit ihm abzubrechen, wenn ſie zu bitter werden wollten. 2 „Seine Würde in Ehren,“ ſagt Königin Maria in einem ihrer Briefe, „aber ich halte den Papſt für ſo franzöſiſch als ein Franzoſe ſeyn könnte.“ 1 Monluc bei Ribier I, 557. 2 Ruppi il ragionamento. Lettera di Hieronymo Verallo al Cl Farneſe.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/261>, abgerufen am 28.11.2024.