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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Achtes Capitel.

Es leuchtet ein, daß der Kaiser nur in Deutschland die
Unterstützung finden konnte, deren er bedurfte, um zugleich
Ober-Ungarn, die Niederlande und Oberitalien zu behaupten.

Wie nun aber dann, wenn die Protestanten, die schon
wieder von dem Kammergericht mit Citationen heimgesucht
wurden und einen Reichsabschied hatten verwerfen müssen,
sich ihm hiebei widersetzten?

Die Verbindungen, in denen sie standen, hätten sie wohl
dazu veranlassen können.

Als Christian III im J. 1538 in den schmalkaldischen
Bund trat, war er mit der Zusage einer Unterstützung für
den Fall daß er um der Religion willen angegriffen werde,
nicht zufrieden; konnte er auch die übrigen Bundesgenossen
nicht weiter bringen, so ruhte er doch nicht, bis wenigstens
Sachsen, Hessen, Lüneburg, Anhalt und Mansfeld in jedem
Falle Hülfe versprachen, möge die Ursache des Krieges eine
weltliche oder eine geistliche seyn. 1 Diesen Beistand nahm
er jetzt allen Ernstes in Anspruch.

Es hieng damit zusammen, daß Gustav Wasa in Schwe-
den
, der vor dem Jahre durch einen Bauernaufruhr, welcher
von dem Kaiser gebilligt worden, in nicht geringe Gefahr
gerathen war, unter Voraussetzung einer ähnlichen Hülfe in
den schmalkaldischen Bund zu treten wünschte.

Der Herzog von Cleve war wenigstens unter der Hand
von seinem Schwager dem Churfürsten von Sachsen bereits
unterstützt worden. Am 22sten Februar 1543 empfieng nun
Herzog Wilhelm das Abendmahl unter beiderlei Gestalt.

1 Urkunde gedruckt in der Vorrede zu Cragius (Ausg. von
1737 p. 65).
Siebentes Buch. Achtes Capitel.

Es leuchtet ein, daß der Kaiſer nur in Deutſchland die
Unterſtützung finden konnte, deren er bedurfte, um zugleich
Ober-Ungarn, die Niederlande und Oberitalien zu behaupten.

Wie nun aber dann, wenn die Proteſtanten, die ſchon
wieder von dem Kammergericht mit Citationen heimgeſucht
wurden und einen Reichsabſchied hatten verwerfen müſſen,
ſich ihm hiebei widerſetzten?

Die Verbindungen, in denen ſie ſtanden, hätten ſie wohl
dazu veranlaſſen können.

Als Chriſtian III im J. 1538 in den ſchmalkaldiſchen
Bund trat, war er mit der Zuſage einer Unterſtützung für
den Fall daß er um der Religion willen angegriffen werde,
nicht zufrieden; konnte er auch die übrigen Bundesgenoſſen
nicht weiter bringen, ſo ruhte er doch nicht, bis wenigſtens
Sachſen, Heſſen, Lüneburg, Anhalt und Mansfeld in jedem
Falle Hülfe verſprachen, möge die Urſache des Krieges eine
weltliche oder eine geiſtliche ſeyn. 1 Dieſen Beiſtand nahm
er jetzt allen Ernſtes in Anſpruch.

Es hieng damit zuſammen, daß Guſtav Waſa in Schwe-
den
, der vor dem Jahre durch einen Bauernaufruhr, welcher
von dem Kaiſer gebilligt worden, in nicht geringe Gefahr
gerathen war, unter Vorausſetzung einer ähnlichen Hülfe in
den ſchmalkaldiſchen Bund zu treten wünſchte.

Der Herzog von Cleve war wenigſtens unter der Hand
von ſeinem Schwager dem Churfürſten von Sachſen bereits
unterſtützt worden. Am 22ſten Februar 1543 empfieng nun
Herzog Wilhelm das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt.

1 Urkunde gedruckt in der Vorrede zu Cragius (Ausg. von
1737 p. 65).
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[288/0300] Siebentes Buch. Achtes Capitel. Es leuchtet ein, daß der Kaiſer nur in Deutſchland die Unterſtützung finden konnte, deren er bedurfte, um zugleich Ober-Ungarn, die Niederlande und Oberitalien zu behaupten. Wie nun aber dann, wenn die Proteſtanten, die ſchon wieder von dem Kammergericht mit Citationen heimgeſucht wurden und einen Reichsabſchied hatten verwerfen müſſen, ſich ihm hiebei widerſetzten? Die Verbindungen, in denen ſie ſtanden, hätten ſie wohl dazu veranlaſſen können. Als Chriſtian III im J. 1538 in den ſchmalkaldiſchen Bund trat, war er mit der Zuſage einer Unterſtützung für den Fall daß er um der Religion willen angegriffen werde, nicht zufrieden; konnte er auch die übrigen Bundesgenoſſen nicht weiter bringen, ſo ruhte er doch nicht, bis wenigſtens Sachſen, Heſſen, Lüneburg, Anhalt und Mansfeld in jedem Falle Hülfe verſprachen, möge die Urſache des Krieges eine weltliche oder eine geiſtliche ſeyn. 1 Dieſen Beiſtand nahm er jetzt allen Ernſtes in Anſpruch. Es hieng damit zuſammen, daß Guſtav Waſa in Schwe- den, der vor dem Jahre durch einen Bauernaufruhr, welcher von dem Kaiſer gebilligt worden, in nicht geringe Gefahr gerathen war, unter Vorausſetzung einer ähnlichen Hülfe in den ſchmalkaldiſchen Bund zu treten wünſchte. Der Herzog von Cleve war wenigſtens unter der Hand von ſeinem Schwager dem Churfürſten von Sachſen bereits unterſtützt worden. Am 22ſten Februar 1543 empfieng nun Herzog Wilhelm das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt. 1 Urkunde gedruckt in der Vorrede zu Cragius (Ausg. von 1737 p. 65).

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/300>, abgerufen am 22.11.2024.