Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Siebentes Buch. Achtes Capitel. ter der einzigen Bedingung der Rückgabe von Sittard. DerHerzog, durch sein bisheriges Glück und wie es scheint aus- drückliche Zusagen der Franzosen verführt, 1 verweigerte diese Bedingung und wies den Stillstand von sich. Nichts konnte den Wünschen des Kaisers besser entge- Wenn er überlegte, welchen von seinen Feinden er zuerst Der Churfürst von Sachsen versuchte höchstens noch Am 12 August fragte der sächsische Vicecanzler Burk- 2 Francisci Burkhardi Relation was er uf habende sonderliche
Instruction bei Hern Granvel ausgerichtet habe. (W. A.) Siebentes Buch. Achtes Capitel. ter der einzigen Bedingung der Rückgabe von Sittard. DerHerzog, durch ſein bisheriges Glück und wie es ſcheint aus- drückliche Zuſagen der Franzoſen verführt, 1 verweigerte dieſe Bedingung und wies den Stillſtand von ſich. Nichts konnte den Wünſchen des Kaiſers beſſer entge- Wenn er überlegte, welchen von ſeinen Feinden er zuerſt Der Churfürſt von Sachſen verſuchte höchſtens noch Am 12 Auguſt fragte der ſächſiſche Vicecanzler Burk- 2 Francisci Burkhardi Relation was er uf habende ſonderliche
Inſtruction bei Hern Granvel ausgerichtet habe. (W. A.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0304" n="292"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Siebentes Buch. Achtes Capitel</hi>.</fw><lb/> ter der einzigen Bedingung der Rückgabe von <placeName>Sittard</placeName>. Der<lb/> Herzog, durch ſein bisheriges Glück und wie es ſcheint aus-<lb/> drückliche Zuſagen der Franzoſen verführt, <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">„confirmatus Franci pecunia et literis:“</hi><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100166512">Pontus Heuterus</persName><lb/><hi rendition="#aq">XI, <hi rendition="#k">xx</hi>.</hi></note> verweigerte dieſe<lb/> Bedingung und wies den Stillſtand von ſich.</p><lb/> <p>Nichts konnte den Wünſchen des Kaiſers beſſer entge-<lb/> gen kommen.</p><lb/> <p>Wenn er überlegte, welchen von ſeinen Feinden er zuerſt<lb/> angreifen ſolle, ſo ſtellte ſich ihm vor allen der Herzog von<lb/><placeName>Cleve</placeName> dar. Keiner war ihm ſo verhaßt, als der Blutsver-<lb/> wandte und Reichsvaſall, der ihm ein Land vorzuenthalten<lb/> wagte. Der hielt doch immer das Reich in Aufregung; er<lb/> verſchaffte <persName ref=" http://d-nb.info/gnd/118534947">Franz <hi rendition="#aq">I</hi></persName> die Hülfe deutſcher Waffen; er machte<lb/> einen Angriff von <placeName>Dänemark</placeName> zu Lande allererſt möglich, und<lb/> unterbrach das Gedeihen, die Ruhe und auch die Leiſtungen<lb/> der <placeName>Niederlande</placeName>. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118718444">Granvella</persName> ſagte: „und wenn der Kaiſer<lb/> auf der andern Seite die Türken daher ziehen ſähe, würde<lb/> er ſich doch zuerſt gegen <placeName>Cleve</placeName> wenden.“ Gegen dieſen Feind<lb/> nun ließen ihm nunmehr die deutſchen Fürſten freie Hand.</p><lb/> <p>Der Churfürſt von <placeName>Sachſen</placeName> verſuchte höchſtens noch<lb/> einmal eine Fürbitte. Er bekam die Antwort, wenn er je<lb/> den Herzog unterſtützt, ſo ſolle das vergeſſen ſeyn: aber nun<lb/> möge er ſich auch nicht weiter in die Sache miſchen: dann<lb/> werde er einen gnädigen Kaiſer haben, der ſich als ein Bru-<lb/> der gegen ihn zu halten gedenke. <note place="foot" n="2"><persName ref="nognd">Francisci Burkhardi</persName> Relation was er uf habende ſonderliche<lb/> Inſtruction bei Hern <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118718444">Granvel</persName> ausgerichtet habe. (W. A.)</note></p><lb/> <p>Am 12 Auguſt fragte der ſächſiſche Vicecanzler <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117160997">Burk-<lb/> hard</persName> bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118718444">Granvella</persName> an, ob es kein Mittel gebe den Krieg zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0304]
Siebentes Buch. Achtes Capitel.
ter der einzigen Bedingung der Rückgabe von Sittard. Der
Herzog, durch ſein bisheriges Glück und wie es ſcheint aus-
drückliche Zuſagen der Franzoſen verführt, 1 verweigerte dieſe
Bedingung und wies den Stillſtand von ſich.
Nichts konnte den Wünſchen des Kaiſers beſſer entge-
gen kommen.
Wenn er überlegte, welchen von ſeinen Feinden er zuerſt
angreifen ſolle, ſo ſtellte ſich ihm vor allen der Herzog von
Cleve dar. Keiner war ihm ſo verhaßt, als der Blutsver-
wandte und Reichsvaſall, der ihm ein Land vorzuenthalten
wagte. Der hielt doch immer das Reich in Aufregung; er
verſchaffte Franz I die Hülfe deutſcher Waffen; er machte
einen Angriff von Dänemark zu Lande allererſt möglich, und
unterbrach das Gedeihen, die Ruhe und auch die Leiſtungen
der Niederlande. Granvella ſagte: „und wenn der Kaiſer
auf der andern Seite die Türken daher ziehen ſähe, würde
er ſich doch zuerſt gegen Cleve wenden.“ Gegen dieſen Feind
nun ließen ihm nunmehr die deutſchen Fürſten freie Hand.
Der Churfürſt von Sachſen verſuchte höchſtens noch
einmal eine Fürbitte. Er bekam die Antwort, wenn er je
den Herzog unterſtützt, ſo ſolle das vergeſſen ſeyn: aber nun
möge er ſich auch nicht weiter in die Sache miſchen: dann
werde er einen gnädigen Kaiſer haben, der ſich als ein Bru-
der gegen ihn zu halten gedenke. 2
Am 12 Auguſt fragte der ſächſiſche Vicecanzler Burk-
hard bei Granvella an, ob es kein Mittel gebe den Krieg zu
1 „confirmatus Franci pecunia et literis:“ Pontus Heuterus
XI, xx.
2 Francisci Burkhardi Relation was er uf habende ſonderliche
Inſtruction bei Hern Granvel ausgerichtet habe. (W. A.)
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