Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Urspr. des Krieges. Verhältniß zu Frankreich. zweiung gefährdet waren, jetzt entschloß er sich für sein Hausauf Ungarn Verzicht leisten und sogar eine Art von Tribut zahlen zu lassen. So viel lag ihm daran, für die religiö- sen Angelegenheiten, die seine Gedanken erfüllten, freie Hand zu bekommen. In demselben Augenblick ward auch eine andre Sache, 1 Nach dessen Meldungen war die Gesundheit des Herzogs ohne-
hin zerrüttet: "tenia podrido el baco y las partes inferiores entera- mente gastadas." Er starb an den Folgen eines kalten Trunkes nach starker Erhitzung, bei der Zeit einer grassirenden Pest. (A. v. Simanc.) Urſpr. des Krieges. Verhaͤltniß zu Frankreich. zweiung gefährdet waren, jetzt entſchloß er ſich für ſein Hausauf Ungarn Verzicht leiſten und ſogar eine Art von Tribut zahlen zu laſſen. So viel lag ihm daran, für die religiö- ſen Angelegenheiten, die ſeine Gedanken erfüllten, freie Hand zu bekommen. In demſelben Augenblick ward auch eine andre Sache, 1 Nach deſſen Meldungen war die Geſundheit des Herzogs ohne-
hin zerruͤttet: „tenia podrido el baço y las partes inferiores entera- mente gastadas.“ Er ſtarb an den Folgen eines kalten Trunkes nach ſtarker Erhitzung, bei der Zeit einer graſſirenden Peſt. (A. v. Simanc.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0385" n="373"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Urſpr. des Krieges. Verhaͤltniß zu <placeName>Frankreich</placeName></hi>.</fw><lb/> zweiung gefährdet waren, jetzt entſchloß er ſich für ſein Haus<lb/> auf <placeName>Ungarn</placeName> Verzicht leiſten und ſogar eine Art von Tribut<lb/> zahlen zu laſſen. So viel lag ihm daran, für die religiö-<lb/> ſen Angelegenheiten, die ſeine Gedanken erfüllten, freie Hand<lb/> zu bekommen.</p><lb/> <p>In demſelben Augenblick ward auch eine andre Sache,<lb/> die ihm noch viele Schwierigkeiten hätte veranlaſſen können,<lb/> durch einen ganz unerwarteten Todesfall erledigt. Im Septem-<lb/> ber 1545 ſtarb der junge Herzog von <placeName>Orleans</placeName>, dem der Kai-<lb/> ſer <placeName>Mailand</placeName> zu übertragen ſich entſchloſſen zeigte. So hatte<lb/> er endlich jene Alternative, die er ſich im Frieden von <placeName>Cre-<lb/> ſpy</placeName> vorbehalten, entſchieden; aber aus den Schriften welche<lb/> er mit ſeinen Räthen gewechſelt, ſieht man wohl, welche Ge-<lb/> fahren er auch bei dieſer Maaßregel noch immer voraus-<lb/> ſah: ſo lebhaft der Herzog auch ſeine Ergebenheit ausſprach,<lb/> war man doch am kaiſerlichen Hofe weit entfernt ihm zu<lb/> trauen. Der Geſandte des Kaiſers in <placeName>Frankreich</placeName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/138088918">St. Mau-<lb/> ris</persName>, ließ ſich wohl vernehmen, der Herzog ſey das vollkom-<lb/> mene Abbild ſeines Vaters, deſſen Verſicherungen doch auch<lb/> niemals Erfolg gehabt. <note place="foot" n="1">Nach deſſen Meldungen war die Geſundheit des Herzogs ohne-<lb/> hin zerruͤttet: <hi rendition="#aq">„tenia podrido el baço y las partes inferiores entera-<lb/> mente gastadas.“</hi> Er ſtarb an den Folgen eines kalten Trunkes nach<lb/> ſtarker Erhitzung, bei der Zeit einer graſſirenden Peſt. (A. v. <placeName>Simanc.</placeName>)</note> Sehr eigen hört es ſich an, wenn<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/130885592">Navagero</persName> meint, zu den andern Verpflichtungen die der Kai-<lb/> ſer ſchon gegen den Tod habe, der ihm ſo viele Reiche in<lb/> die Hände geliefert, komme nun auch die, daß man nicht<lb/> wiſſen könne ob er dem Herzog ſein Verſprechen habe hal-<lb/> ten wollen, oder vielleicht auch nicht. Mit den Franzoſen<lb/> ward deſſenungeachtet ein ganz gutes Verhältniß behauptet.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [373/0385]
Urſpr. des Krieges. Verhaͤltniß zu Frankreich.
zweiung gefährdet waren, jetzt entſchloß er ſich für ſein Haus
auf Ungarn Verzicht leiſten und ſogar eine Art von Tribut
zahlen zu laſſen. So viel lag ihm daran, für die religiö-
ſen Angelegenheiten, die ſeine Gedanken erfüllten, freie Hand
zu bekommen.
In demſelben Augenblick ward auch eine andre Sache,
die ihm noch viele Schwierigkeiten hätte veranlaſſen können,
durch einen ganz unerwarteten Todesfall erledigt. Im Septem-
ber 1545 ſtarb der junge Herzog von Orleans, dem der Kai-
ſer Mailand zu übertragen ſich entſchloſſen zeigte. So hatte
er endlich jene Alternative, die er ſich im Frieden von Cre-
ſpy vorbehalten, entſchieden; aber aus den Schriften welche
er mit ſeinen Räthen gewechſelt, ſieht man wohl, welche Ge-
fahren er auch bei dieſer Maaßregel noch immer voraus-
ſah: ſo lebhaft der Herzog auch ſeine Ergebenheit ausſprach,
war man doch am kaiſerlichen Hofe weit entfernt ihm zu
trauen. Der Geſandte des Kaiſers in Frankreich, St. Mau-
ris, ließ ſich wohl vernehmen, der Herzog ſey das vollkom-
mene Abbild ſeines Vaters, deſſen Verſicherungen doch auch
niemals Erfolg gehabt. 1 Sehr eigen hört es ſich an, wenn
Navagero meint, zu den andern Verpflichtungen die der Kai-
ſer ſchon gegen den Tod habe, der ihm ſo viele Reiche in
die Hände geliefert, komme nun auch die, daß man nicht
wiſſen könne ob er dem Herzog ſein Verſprechen habe hal-
ten wollen, oder vielleicht auch nicht. Mit den Franzoſen
ward deſſenungeachtet ein ganz gutes Verhältniß behauptet.
1 Nach deſſen Meldungen war die Geſundheit des Herzogs ohne-
hin zerruͤttet: „tenia podrido el baço y las partes inferiores entera-
mente gastadas.“ Er ſtarb an den Folgen eines kalten Trunkes nach
ſtarker Erhitzung, bei der Zeit einer graſſirenden Peſt. (A. v. Simanc.)
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