Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Erstes Capitel. von Solms in einem Gespräch mit Naves zu Mainz derallgemeinen Meinung, daß der Kaiser die Protestanten mit Krieg überziehen wolle. "Sagt man dieß?" versetzte Naves unbefangen, "es ist nicht wahr." Am 28sten März traf Landgraf Philipp mit dem Kai- Betrachtungen, die auch dem Kaiser wohl zuweilen noch So weit die Sache auch schon gediehen, so viel Vor- 1 Bei Schmidt N. G. I, c. 5, jedoch nicht ohne Auslassungen, die
hie und da sehr wesentlich sind. Wir kommen hier noch einmal auf Sleidanus zurück, lib. XVII, der hier die Handschrift des Landgrafen übersetzte. Seckendorf sagt nach der Vergleichung: exacte respondet. Achtes Buch. Erſtes Capitel. von Solms in einem Geſpräch mit Naves zu Mainz derallgemeinen Meinung, daß der Kaiſer die Proteſtanten mit Krieg überziehen wolle. „Sagt man dieß?“ verſetzte Naves unbefangen, „es iſt nicht wahr.“ Am 28ſten März traf Landgraf Philipp mit dem Kai- Betrachtungen, die auch dem Kaiſer wohl zuweilen noch So weit die Sache auch ſchon gediehen, ſo viel Vor- 1 Bei Schmidt N. G. I, c. 5, jedoch nicht ohne Auslaſſungen, die
hie und da ſehr weſentlich ſind. Wir kommen hier noch einmal auf Sleidanus zuruͤck, lib. XVII, der hier die Handſchrift des Landgrafen uͤberſetzte. Seckendorf ſagt nach der Vergleichung: exacte respondet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0400" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> von <placeName>Solms</placeName> in einem Geſpräch mit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/137999100">Naves</persName> zu <placeName>Mainz</placeName> der<lb/> allgemeinen Meinung, daß der Kaiſer die Proteſtanten mit<lb/> Krieg überziehen wolle. „Sagt man dieß?“ verſetzte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/137999100">Naves</persName><lb/> unbefangen, „es iſt nicht wahr.“</p><lb/> <p>Am 28ſten März traf Landgraf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859382X">Philipp</persName> mit dem Kai-<lb/> ſer, auf deſſen Wege nach <placeName>Regensburg</placeName>, in <placeName>Speier</placeName> zuſam-<lb/> men. Der Kaiſer ſuchte ihm auszureden, daß ſeinen Ver-<lb/> handlungen mit <placeName>Frankreich</placeName> oder den Osmanen eine feind-<lb/> liche Abſicht gegen die Proteſtanten zu Grunde liege; das<lb/> Concilium habe er nur befördert, damit die Geiſtlichkeit ſich<lb/> ſelbſt reformire; was aber dort auch beſchloſſen werde, ſo<lb/> wolle er darum auf keinen Fall Krieg gegen die Proteſtan-<lb/> ten anfangen. Der Landgraf erwiederte ganz treffend, daß<lb/> ſich jetzt von einem allgemeinen Concilium nichts mehr er-<lb/> warten laſſe: viel zu weit ſeyen die deutſche Nation und die<lb/> andern von einander entfernt; würde der Kaiſer dennoch in<lb/> Folge eines ſolchen den evangeliſchen Glauben unterdrücken<lb/> wollen, ſo werde er Hunderttauſende umbringen müſſen und<lb/> ſich zuletzt nur ſelbſt geſchwächt haben. Ihm am meiſten<lb/> werde es zu Statten kommen, wenn er ſich durch eine bil-<lb/> lige und gnädige Regierung das Wohlwollen der Stände<lb/> verſchaffe. <note place="foot" n="1">Bei <persName ref="nognd">Schmidt</persName> N. G. <hi rendition="#aq">I, c. 5,</hi> jedoch nicht ohne Auslaſſungen, die<lb/> hie und da ſehr weſentlich ſind. Wir kommen hier noch einmal auf<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118748440">Sleidanus</persName> zuruͤck, <hi rendition="#aq">lib. XVII,</hi> der hier die Handſchrift des Landgrafen<lb/> uͤberſetzte. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118760343">Seckendorf</persName> ſagt nach der Vergleichung: <hi rendition="#aq">exacte respondet.</hi></note></p><lb/> <p>Betrachtungen, die auch dem Kaiſer wohl zuweilen noch<lb/> durch den Kopf giengen.</p><lb/> <p>So weit die Sache auch ſchon gediehen, ſo viel Vor-<lb/> bereitungen gemacht, ſo viel Verabredungen getroffen waren,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [388/0400]
Achtes Buch. Erſtes Capitel.
von Solms in einem Geſpräch mit Naves zu Mainz der
allgemeinen Meinung, daß der Kaiſer die Proteſtanten mit
Krieg überziehen wolle. „Sagt man dieß?“ verſetzte Naves
unbefangen, „es iſt nicht wahr.“
Am 28ſten März traf Landgraf Philipp mit dem Kai-
ſer, auf deſſen Wege nach Regensburg, in Speier zuſam-
men. Der Kaiſer ſuchte ihm auszureden, daß ſeinen Ver-
handlungen mit Frankreich oder den Osmanen eine feind-
liche Abſicht gegen die Proteſtanten zu Grunde liege; das
Concilium habe er nur befördert, damit die Geiſtlichkeit ſich
ſelbſt reformire; was aber dort auch beſchloſſen werde, ſo
wolle er darum auf keinen Fall Krieg gegen die Proteſtan-
ten anfangen. Der Landgraf erwiederte ganz treffend, daß
ſich jetzt von einem allgemeinen Concilium nichts mehr er-
warten laſſe: viel zu weit ſeyen die deutſche Nation und die
andern von einander entfernt; würde der Kaiſer dennoch in
Folge eines ſolchen den evangeliſchen Glauben unterdrücken
wollen, ſo werde er Hunderttauſende umbringen müſſen und
ſich zuletzt nur ſelbſt geſchwächt haben. Ihm am meiſten
werde es zu Statten kommen, wenn er ſich durch eine bil-
lige und gnädige Regierung das Wohlwollen der Stände
verſchaffe. 1
Betrachtungen, die auch dem Kaiſer wohl zuweilen noch
durch den Kopf giengen.
So weit die Sache auch ſchon gediehen, ſo viel Vor-
bereitungen gemacht, ſo viel Verabredungen getroffen waren,
1 Bei Schmidt N. G. I, c. 5, jedoch nicht ohne Auslaſſungen, die
hie und da ſehr weſentlich ſind. Wir kommen hier noch einmal auf
Sleidanus zuruͤck, lib. XVII, der hier die Handſchrift des Landgrafen
uͤberſetzte. Seckendorf ſagt nach der Vergleichung: exacte respondet.
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