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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Erstes Capitel.
näherte sich ihm Granvella; wenigstens hat sich dieser Staats-
mann immer des Verdienstes gerühmt, zuerst gesehen zu ha-
ben was sich an Moritz gewinnen lasse. Die erste Eröff-
nung machte er dem Gesandten desselben, Christoph von Car-
lowitz
, zu Nürnberg am 11ten Februar 1543.

Wir wissen mit welcher Umsicht nach allen Seiten da-
mals der Krieg gegen Wilhelm von Cleve vorbereitet wurde;
die übrigen Fürsten begnügte man sich von ihm zu trennen:
dem Herzog Moritz trug Granvella eine Befehlshaberstelle ge-
gen denselben an. Er erzählte, der Kaiser habe bei den Be-
richten die er über Moritz empfangen frohlockt, daß er noch
einen so waidlichen jungen Fürsten im Reiche habe der sich
zu mannlichen Thaten anlasse und ihm Treue und Gehorsam
zeige. Habe der Herzog Lust zum Kriege, wolle er gegen
Cleve oder Frankreich Dienste leisten, so werde er an dem
Kaiser den besten Lehrmeister finden den es vielleicht auf der
Welt gebe. 1 Carlowitz war gewandt genug, indem er die
Theilnahme an der Unternehmung gegen Cleve ablehnte, zu-
gleich den Punct zur Sprache zu bringen, auf welchen hie-
bei alles ankam. Er meinte, es könne hauptsächlich des-
halb nicht geschehen, weil sich sein Herr alsdann vor dem
Schwager des Herzogs von Cleve, dem Churfürsten von
Sachsen, zu fürchten habe. Granvella fiel ein: würde sich
jemand an dem Herzog vergreifen, den würde der Kaiser
dergestalt strafen daß es ihn reuen solle, er sey auch wer
er wolle. Er fügte hinzu, dem Herzog würde dieß vielmehr
zum Glück gereichen, und drückte sich hierüber so unumwun-

1 Schreiben des Carlowitz an Herzog Moritz 14 Febr. Im
Archiv zu Dresden.

Achtes Buch. Erſtes Capitel.
näherte ſich ihm Granvella; wenigſtens hat ſich dieſer Staats-
mann immer des Verdienſtes gerühmt, zuerſt geſehen zu ha-
ben was ſich an Moritz gewinnen laſſe. Die erſte Eröff-
nung machte er dem Geſandten deſſelben, Chriſtoph von Car-
lowitz
, zu Nürnberg am 11ten Februar 1543.

Wir wiſſen mit welcher Umſicht nach allen Seiten da-
mals der Krieg gegen Wilhelm von Cleve vorbereitet wurde;
die übrigen Fürſten begnügte man ſich von ihm zu trennen:
dem Herzog Moritz trug Granvella eine Befehlshaberſtelle ge-
gen denſelben an. Er erzählte, der Kaiſer habe bei den Be-
richten die er über Moritz empfangen frohlockt, daß er noch
einen ſo waidlichen jungen Fürſten im Reiche habe der ſich
zu mannlichen Thaten anlaſſe und ihm Treue und Gehorſam
zeige. Habe der Herzog Luſt zum Kriege, wolle er gegen
Cleve oder Frankreich Dienſte leiſten, ſo werde er an dem
Kaiſer den beſten Lehrmeiſter finden den es vielleicht auf der
Welt gebe. 1 Carlowitz war gewandt genug, indem er die
Theilnahme an der Unternehmung gegen Cleve ablehnte, zu-
gleich den Punct zur Sprache zu bringen, auf welchen hie-
bei alles ankam. Er meinte, es könne hauptſächlich des-
halb nicht geſchehen, weil ſich ſein Herr alsdann vor dem
Schwager des Herzogs von Cleve, dem Churfürſten von
Sachſen, zu fürchten habe. Granvella fiel ein: würde ſich
jemand an dem Herzog vergreifen, den würde der Kaiſer
dergeſtalt ſtrafen daß es ihn reuen ſolle, er ſey auch wer
er wolle. Er fügte hinzu, dem Herzog würde dieß vielmehr
zum Glück gereichen, und drückte ſich hierüber ſo unumwun-

1 Schreiben des Carlowitz an Herzog Moritz 14 Febr. Im
Archiv zu Dresden.
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[394/0406] Achtes Buch. Erſtes Capitel. näherte ſich ihm Granvella; wenigſtens hat ſich dieſer Staats- mann immer des Verdienſtes gerühmt, zuerſt geſehen zu ha- ben was ſich an Moritz gewinnen laſſe. Die erſte Eröff- nung machte er dem Geſandten deſſelben, Chriſtoph von Car- lowitz, zu Nürnberg am 11ten Februar 1543. Wir wiſſen mit welcher Umſicht nach allen Seiten da- mals der Krieg gegen Wilhelm von Cleve vorbereitet wurde; die übrigen Fürſten begnügte man ſich von ihm zu trennen: dem Herzog Moritz trug Granvella eine Befehlshaberſtelle ge- gen denſelben an. Er erzählte, der Kaiſer habe bei den Be- richten die er über Moritz empfangen frohlockt, daß er noch einen ſo waidlichen jungen Fürſten im Reiche habe der ſich zu mannlichen Thaten anlaſſe und ihm Treue und Gehorſam zeige. Habe der Herzog Luſt zum Kriege, wolle er gegen Cleve oder Frankreich Dienſte leiſten, ſo werde er an dem Kaiſer den beſten Lehrmeiſter finden den es vielleicht auf der Welt gebe. 1 Carlowitz war gewandt genug, indem er die Theilnahme an der Unternehmung gegen Cleve ablehnte, zu- gleich den Punct zur Sprache zu bringen, auf welchen hie- bei alles ankam. Er meinte, es könne hauptſächlich des- halb nicht geſchehen, weil ſich ſein Herr alsdann vor dem Schwager des Herzogs von Cleve, dem Churfürſten von Sachſen, zu fürchten habe. Granvella fiel ein: würde ſich jemand an dem Herzog vergreifen, den würde der Kaiſer dergeſtalt ſtrafen daß es ihn reuen ſolle, er ſey auch wer er wolle. Er fügte hinzu, dem Herzog würde dieß vielmehr zum Glück gereichen, und drückte ſich hierüber ſo unumwun- 1 Schreiben des Carlowitz an Herzog Moritz 14 Febr. Im Archiv zu Dresden.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/406>, abgerufen am 22.11.2024.