Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Protestantische Fürsten auf Seiten des Kaisers. Königs an, denn unerträglich sey es, daß der altlöblicheStamm von seinen Landen verdrängt werden solle. Der Schwiegersohn Heinrichs, Markgraf Hans von Cüstrin, der die noch unvermählten Töchter des Verjagten zu sich ge- nommen und mit diesem immer in traulichem Verhältniß stand, ließ ihn auch jetzt nicht fallen: wir finden ihn über diese Sache nach allen Seiten, auch mit Cardinal Madrucci in Briefwechsel. Während alle andern protestantischen Für- sten sich von dem Reichstage entfernt hielten, erschienen Mark- graf Hans und Herzog Erich, denen sich Albrecht von Culm- bach anschloß, in Regensburg und näherten sich dem Kai- ser, von dessen Glück sie die Wiederherstellung Heinrichs erwarteten. Das hatte jedoch so viel nicht zu sagen, da diese Fürsten nur eine geringe Macht besaßen und eigent- lich halb als Kriegsoberste dienen mußten. Von ganz an- drer Bedeutung war es, daß sich ihnen Herzog Moritz von Sachsen, einer der mächtigsten Reichsfürsten und eben so kriegerisch wie sie, zugesellte. Ein Ereigniß von so durch- greifender Wichtigkeit daß wir es etwas näher ins Auge fassen müssen. Schon längst hatte der Kaiser sein Augenmerk auf ihn Proteſtantiſche Fuͤrſten auf Seiten des Kaiſers. Königs an, denn unerträglich ſey es, daß der altlöblicheStamm von ſeinen Landen verdrängt werden ſolle. Der Schwiegerſohn Heinrichs, Markgraf Hans von Cüſtrin, der die noch unvermählten Töchter des Verjagten zu ſich ge- nommen und mit dieſem immer in traulichem Verhältniß ſtand, ließ ihn auch jetzt nicht fallen: wir finden ihn über dieſe Sache nach allen Seiten, auch mit Cardinal Madrucci in Briefwechſel. Während alle andern proteſtantiſchen Für- ſten ſich von dem Reichstage entfernt hielten, erſchienen Mark- graf Hans und Herzog Erich, denen ſich Albrecht von Culm- bach anſchloß, in Regensburg und näherten ſich dem Kai- ſer, von deſſen Glück ſie die Wiederherſtellung Heinrichs erwarteten. Das hatte jedoch ſo viel nicht zu ſagen, da dieſe Fürſten nur eine geringe Macht beſaßen und eigent- lich halb als Kriegsoberſte dienen mußten. Von ganz an- drer Bedeutung war es, daß ſich ihnen Herzog Moritz von Sachſen, einer der mächtigſten Reichsfürſten und eben ſo kriegeriſch wie ſie, zugeſellte. Ein Ereigniß von ſo durch- greifender Wichtigkeit daß wir es etwas näher ins Auge faſſen müſſen. Schon längſt hatte der Kaiſer ſein Augenmerk auf ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0405" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Proteſtantiſche Fuͤrſten auf Seiten des Kaiſers</hi>.</fw><lb/> Königs an, denn unerträglich ſey es, daß der altlöbliche<lb/> Stamm von ſeinen Landen verdrängt werden ſolle. Der<lb/> Schwiegerſohn <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119024918">Heinrichs</persName>, Markgraf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102111553">Hans von Cüſtrin</persName>, der<lb/> die noch unvermählten Töchter des Verjagten zu ſich ge-<lb/> nommen und mit dieſem immer in traulichem Verhältniß<lb/> ſtand, ließ ihn auch jetzt nicht fallen: wir finden ihn über<lb/> dieſe Sache nach allen Seiten, auch mit Cardinal <persName ref="nognd">Madrucci</persName><lb/> in Briefwechſel. Während alle andern proteſtantiſchen Für-<lb/> ſten ſich von dem Reichstage entfernt hielten, erſchienen Mark-<lb/> graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/135587549">Hans</persName> und Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116562498">Erich</persName>, denen ſich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118647776">Albrecht von Culm-<lb/> bach</persName> anſchloß, in <placeName>Regensburg</placeName> und näherten ſich dem Kai-<lb/> ſer, von deſſen Glück ſie die Wiederherſtellung <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119024918">Heinrichs</persName><lb/> erwarteten. Das hatte jedoch ſo viel nicht zu ſagen, da<lb/> dieſe Fürſten nur eine geringe Macht beſaßen und eigent-<lb/> lich halb als Kriegsoberſte dienen mußten. Von ganz an-<lb/> drer Bedeutung war es, daß ſich ihnen Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz<lb/> von Sachſen</persName>, einer der mächtigſten Reichsfürſten und eben<lb/> ſo kriegeriſch wie ſie, zugeſellte. Ein Ereigniß von ſo durch-<lb/> greifender Wichtigkeit daß wir es etwas näher ins Auge<lb/> faſſen müſſen.</p><lb/> <p>Schon längſt hatte der Kaiſer ſein Augenmerk auf ihn<lb/> gerichtet. Den erſten Anlaß hat vielleicht Landgraf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859382X">Philipp</persName><lb/> gegeben, der dieſen jungen Fürſten, der eben ſein Schwieger-<lb/> ſohn geworden war, in das engere Verſtändniß aufnahm<lb/> das er 1541 mit dem Kaiſer abſchloß. Dann mag es zu-<lb/> ſammen gewirkt haben, daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> in den Irrungen über<lb/><placeName>Wurzen</placeName> die ganze alte Animoſität ſeiner Linie gegen die chur-<lb/> fürſtliche an den Tag legte und ſich zugleich in dem türki-<lb/> ſchen Feldzug von 1542 in den Waffen hervorthat. Hierauf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0405]
Proteſtantiſche Fuͤrſten auf Seiten des Kaiſers.
Königs an, denn unerträglich ſey es, daß der altlöbliche
Stamm von ſeinen Landen verdrängt werden ſolle. Der
Schwiegerſohn Heinrichs, Markgraf Hans von Cüſtrin, der
die noch unvermählten Töchter des Verjagten zu ſich ge-
nommen und mit dieſem immer in traulichem Verhältniß
ſtand, ließ ihn auch jetzt nicht fallen: wir finden ihn über
dieſe Sache nach allen Seiten, auch mit Cardinal Madrucci
in Briefwechſel. Während alle andern proteſtantiſchen Für-
ſten ſich von dem Reichstage entfernt hielten, erſchienen Mark-
graf Hans und Herzog Erich, denen ſich Albrecht von Culm-
bach anſchloß, in Regensburg und näherten ſich dem Kai-
ſer, von deſſen Glück ſie die Wiederherſtellung Heinrichs
erwarteten. Das hatte jedoch ſo viel nicht zu ſagen, da
dieſe Fürſten nur eine geringe Macht beſaßen und eigent-
lich halb als Kriegsoberſte dienen mußten. Von ganz an-
drer Bedeutung war es, daß ſich ihnen Herzog Moritz
von Sachſen, einer der mächtigſten Reichsfürſten und eben
ſo kriegeriſch wie ſie, zugeſellte. Ein Ereigniß von ſo durch-
greifender Wichtigkeit daß wir es etwas näher ins Auge
faſſen müſſen.
Schon längſt hatte der Kaiſer ſein Augenmerk auf ihn
gerichtet. Den erſten Anlaß hat vielleicht Landgraf Philipp
gegeben, der dieſen jungen Fürſten, der eben ſein Schwieger-
ſohn geworden war, in das engere Verſtändniß aufnahm
das er 1541 mit dem Kaiſer abſchloß. Dann mag es zu-
ſammen gewirkt haben, daß Moritz in den Irrungen über
Wurzen die ganze alte Animoſität ſeiner Linie gegen die chur-
fürſtliche an den Tag legte und ſich zugleich in dem türki-
ſchen Feldzug von 1542 in den Waffen hervorthat. Hierauf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |