Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Erstes Capitel. mige sie. Hierauf reichte der Kaiser dem Markgrafen dieHand und sagte, was er verspreche, das wolle er kaiserlich und wohl halten. 1 Überschritt nun aber der Kaiser damit nicht doch wie- Wir wissen, sein Sinn war, das Concilium, nach der Nicht ohne die größte Mühe, aber endlich war es doch Die deutschen Fürsten wurden darauf aufmerksam ge- 1 Wir entnehmen dieß aus der eigenen Erzählung des Mark-
grafen Hans. Die kaiserlichen Räthe geben an: "Befinden so viel, das J. Ks. Mt mit gewalt oder dem schwert widder sr f. g. reli- gion nichst vornehmen wollten bis zur anstellung eines christlichen concilii, und mehreres wusten J. Mt nicht, wie auch die schriften da behanden und sr f. gn. konnten vorgestellet werden. Nu wer die kon. Mt dem Doctor (Seld) in die rede gefallen und gesagt: ich muß dennoch sagen, so viell ich weiß, denn es ist auch mehr ange- hangt worden, als nemlich, ob man sich auff alle artikel auf dem concilio nicht vergleichen konnte, das man sich dero in zween oder drei ungferlich, bis Gott ferner gnade verleihe, mit s. gn. gedulden solle." Wir sehen, der Unterschied zwischen diesen Erzählungen ist nicht groß. Man wird aber wohl nicht in Abrede stellen, daß sie sich Markgraf Hans genauer gemerkt haben wird; er blieb dabei, obiges verhalte sich Wort für Wort so wie er angegeben. Achtes Buch. Erſtes Capitel. mige ſie. Hierauf reichte der Kaiſer dem Markgrafen dieHand und ſagte, was er verſpreche, das wolle er kaiſerlich und wohl halten. 1 Überſchritt nun aber der Kaiſer damit nicht doch wie- Wir wiſſen, ſein Sinn war, das Concilium, nach der Nicht ohne die größte Mühe, aber endlich war es doch Die deutſchen Fürſten wurden darauf aufmerkſam ge- 1 Wir entnehmen dieß aus der eigenen Erzaͤhlung des Mark-
grafen Hans. Die kaiſerlichen Raͤthe geben an: „Befinden ſo viel, das J. Kſ. Mt mit gewalt oder dem ſchwert widder ſr f. g. reli- gion nichſt vornehmen wollten bis zur anſtellung eines chriſtlichen concilii, und mehreres wuſten J. Mt nicht, wie auch die ſchriften da behanden und ſr f. gn. konnten vorgeſtellet werden. Nu wer die kon. Mt dem Doctor (Seld) in die rede gefallen und geſagt: ich muß dennoch ſagen, ſo viell ich weiß, denn es iſt auch mehr ange- hangt worden, als nemlich, ob man ſich auff alle artikel auf dem concilio nicht vergleichen konnte, das man ſich dero in zween oder drei ungferlich, bis Gott ferner gnade verleihe, mit ſ. gn. gedulden ſolle.“ Wir ſehen, der Unterſchied zwiſchen dieſen Erzaͤhlungen iſt nicht groß. Man wird aber wohl nicht in Abrede ſtellen, daß ſie ſich Markgraf Hans genauer gemerkt haben wird; er blieb dabei, obiges verhalte ſich Wort fuͤr Wort ſo wie er angegeben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0420" n="408"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> mige ſie. Hierauf reichte der Kaiſer dem Markgrafen die<lb/> Hand und ſagte, was er verſpreche, das wolle er kaiſerlich<lb/> und wohl halten. <note place="foot" n="1">Wir entnehmen dieß aus der eigenen Erzaͤhlung des Mark-<lb/> grafen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/135587549">Hans</persName>. Die kaiſerlichen Raͤthe geben an: „Befinden ſo viel,<lb/> das J. Kſ. Mt mit gewalt oder dem ſchwert widder ſr f. g. reli-<lb/> gion nichſt vornehmen wollten bis zur anſtellung eines chriſtlichen<lb/> concilii, und mehreres wuſten J. Mt nicht, wie auch die ſchriften da<lb/> behanden und ſr f. gn. konnten vorgeſtellet werden. Nu wer die<lb/> kon. Mt dem Doctor (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/104318422">Seld</persName>) in die rede gefallen und geſagt: ich<lb/> muß dennoch ſagen, ſo viell ich weiß, denn es iſt auch mehr ange-<lb/> hangt worden, als nemlich, ob man ſich auff alle artikel auf dem<lb/> concilio nicht vergleichen konnte, das man ſich dero in zween oder<lb/> drei ungferlich, bis Gott ferner gnade verleihe, mit ſ. gn. gedulden<lb/> ſolle.“ Wir ſehen, der Unterſchied zwiſchen dieſen Erzaͤhlungen iſt<lb/> nicht groß. Man wird aber wohl nicht in Abrede ſtellen, daß ſie<lb/> ſich Markgraf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/135587549">Hans</persName> genauer gemerkt haben wird; er blieb dabei,<lb/> obiges verhalte ſich Wort fuͤr Wort ſo wie er angegeben.</note></p><lb/> <p>Überſchritt nun aber der Kaiſer damit nicht doch wie-<lb/> der die Schranken die ihm durch ſeine Übereinkunft mit dem<lb/> Papſt gezogen waren? Gab er nicht doch die Autorität des<lb/> Conciliums, die er zu begründen entſchloſſen ſchien, wieder<lb/> auf, zwar nur in einigen Puncten, aber doch ſolchen die kei-<lb/> neswegs die mindeſt-weſentlichen waren?</p><lb/> <p>Wir wiſſen, ſein Sinn war, das Concilium, nach der<lb/> Idee einer Reform die ihm vorſchwebte, zu leiten.</p><lb/> <p>Nicht ohne die größte Mühe, aber endlich war es doch<lb/> gelungen, in <placeName>Trient</placeName> den Beſchluß durchzuſetzen, daß in den<lb/> Verhandlungen des Concils die Sache der Reform ſo gut<lb/> wie die der Lehre vorgenommen werden ſollte.</p><lb/> <p>Die deutſchen Fürſten wurden darauf aufmerkſam ge-<lb/> macht, wie auf dieſe Weiſe den obwaltenden Übelſtänden<lb/> geſteuert werden könne; der Kaiſer vertraute daß er ſich auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0420]
Achtes Buch. Erſtes Capitel.
mige ſie. Hierauf reichte der Kaiſer dem Markgrafen die
Hand und ſagte, was er verſpreche, das wolle er kaiſerlich
und wohl halten. 1
Überſchritt nun aber der Kaiſer damit nicht doch wie-
der die Schranken die ihm durch ſeine Übereinkunft mit dem
Papſt gezogen waren? Gab er nicht doch die Autorität des
Conciliums, die er zu begründen entſchloſſen ſchien, wieder
auf, zwar nur in einigen Puncten, aber doch ſolchen die kei-
neswegs die mindeſt-weſentlichen waren?
Wir wiſſen, ſein Sinn war, das Concilium, nach der
Idee einer Reform die ihm vorſchwebte, zu leiten.
Nicht ohne die größte Mühe, aber endlich war es doch
gelungen, in Trient den Beſchluß durchzuſetzen, daß in den
Verhandlungen des Concils die Sache der Reform ſo gut
wie die der Lehre vorgenommen werden ſollte.
Die deutſchen Fürſten wurden darauf aufmerkſam ge-
macht, wie auf dieſe Weiſe den obwaltenden Übelſtänden
geſteuert werden könne; der Kaiſer vertraute daß er ſich auch
1 Wir entnehmen dieß aus der eigenen Erzaͤhlung des Mark-
grafen Hans. Die kaiſerlichen Raͤthe geben an: „Befinden ſo viel,
das J. Kſ. Mt mit gewalt oder dem ſchwert widder ſr f. g. reli-
gion nichſt vornehmen wollten bis zur anſtellung eines chriſtlichen
concilii, und mehreres wuſten J. Mt nicht, wie auch die ſchriften da
behanden und ſr f. gn. konnten vorgeſtellet werden. Nu wer die
kon. Mt dem Doctor (Seld) in die rede gefallen und geſagt: ich
muß dennoch ſagen, ſo viell ich weiß, denn es iſt auch mehr ange-
hangt worden, als nemlich, ob man ſich auff alle artikel auf dem
concilio nicht vergleichen konnte, das man ſich dero in zween oder
drei ungferlich, bis Gott ferner gnade verleihe, mit ſ. gn. gedulden
ſolle.“ Wir ſehen, der Unterſchied zwiſchen dieſen Erzaͤhlungen iſt
nicht groß. Man wird aber wohl nicht in Abrede ſtellen, daß ſie
ſich Markgraf Hans genauer gemerkt haben wird; er blieb dabei,
obiges verhalte ſich Wort fuͤr Wort ſo wie er angegeben.
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