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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Zweites Capitel.
ersten Unternehmung nach Braunschweig, hatten sie eine Ver-
abredung getroffen, den Oberbefehl gemeinschaftlich zu füh-
ren, dergestalt, daß weder der eine noch der andre etwas
für sich anordnen, im Fall einer Meinungsverschiedenheit
aber die Entscheidung den Kriegsräthen zustehn solle. Diese
Verabredung erneuerten sie jetzt. 1 Schon am 20sten Juli
dachten sie sich jenseit des Thüringer Waldes zu vereinigen,
mit 16000 M. z. F. und 5000 M. Reiterei. Namentlich
auf die letztere kam es an, da man in dem obern Deutsch-
land
daran Mangel hatte. Dem Landgrafen gelang es, denn
von jeher hatte er sein Augenmerk darauf gerichtet, in kur-
zem 10 Geschwader zusammenzubringen, fast durchaus frem-
des und geübtes Kriegsvolk. Der Churfürst mußte sich, wie-
wohl ungern und nicht ohne widerwärtige Folgen, mit sei-
nen eignen Landsassen begnügen.

Indessen leiteten die Kriegsräthe von Würtenberg, Augs-
burg
, Ulm und Constanz die Rüstungen im Oberlande. Wür-
tenberg
allein brachte 28 Fähnlein und 600 M. z. Pf. auf;
auch jeder andre Stand that sein Bestes. Binnen 8 Ta-
gen waren 12000 M. im Feld, über welche ein alter kriegs-
geübter Oberst, der noch unter Kaiser Maximilian gedient und
bei der Eroberung von Rom gewesen, Sebastian Schärtlin
von Burtenbach
, den Oberbefehl übernahm.

Hülfe von außen konnten die Protestanten auf keiner
Seite erwarten: aber sie hatten den Vortheil, daß sie zuerst
gerüstet waren.


1 Abschied bei Hortleder II, iii, vi, 259. Der Eisenacher Ab-
schied ist darin bestätigt, "ausgenommen die Articul die sich auf das
braunschweigische Land und nicht auf diesen jetzigen Zug hinauswärts
schicketen."

Achtes Buch. Zweites Capitel.
erſten Unternehmung nach Braunſchweig, hatten ſie eine Ver-
abredung getroffen, den Oberbefehl gemeinſchaftlich zu füh-
ren, dergeſtalt, daß weder der eine noch der andre etwas
für ſich anordnen, im Fall einer Meinungsverſchiedenheit
aber die Entſcheidung den Kriegsräthen zuſtehn ſolle. Dieſe
Verabredung erneuerten ſie jetzt. 1 Schon am 20ſten Juli
dachten ſie ſich jenſeit des Thüringer Waldes zu vereinigen,
mit 16000 M. z. F. und 5000 M. Reiterei. Namentlich
auf die letztere kam es an, da man in dem obern Deutſch-
land
daran Mangel hatte. Dem Landgrafen gelang es, denn
von jeher hatte er ſein Augenmerk darauf gerichtet, in kur-
zem 10 Geſchwader zuſammenzubringen, faſt durchaus frem-
des und geübtes Kriegsvolk. Der Churfürſt mußte ſich, wie-
wohl ungern und nicht ohne widerwärtige Folgen, mit ſei-
nen eignen Landſaſſen begnügen.

Indeſſen leiteten die Kriegsräthe von Würtenberg, Augs-
burg
, Ulm und Conſtanz die Rüſtungen im Oberlande. Wür-
tenberg
allein brachte 28 Fähnlein und 600 M. z. Pf. auf;
auch jeder andre Stand that ſein Beſtes. Binnen 8 Ta-
gen waren 12000 M. im Feld, über welche ein alter kriegs-
geübter Oberſt, der noch unter Kaiſer Maximilian gedient und
bei der Eroberung von Rom geweſen, Sebaſtian Schärtlin
von Burtenbach
, den Oberbefehl übernahm.

Hülfe von außen konnten die Proteſtanten auf keiner
Seite erwarten: aber ſie hatten den Vortheil, daß ſie zuerſt
gerüſtet waren.


1 Abſchied bei Hortleder II, iii, vi, 259. Der Eiſenacher Ab-
ſchied iſt darin beſtaͤtigt, „ausgenommen die Articul die ſich auf das
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ſchicketen.“
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[418/0430] Achtes Buch. Zweites Capitel. erſten Unternehmung nach Braunſchweig, hatten ſie eine Ver- abredung getroffen, den Oberbefehl gemeinſchaftlich zu füh- ren, dergeſtalt, daß weder der eine noch der andre etwas für ſich anordnen, im Fall einer Meinungsverſchiedenheit aber die Entſcheidung den Kriegsräthen zuſtehn ſolle. Dieſe Verabredung erneuerten ſie jetzt. 1 Schon am 20ſten Juli dachten ſie ſich jenſeit des Thüringer Waldes zu vereinigen, mit 16000 M. z. F. und 5000 M. Reiterei. Namentlich auf die letztere kam es an, da man in dem obern Deutſch- land daran Mangel hatte. Dem Landgrafen gelang es, denn von jeher hatte er ſein Augenmerk darauf gerichtet, in kur- zem 10 Geſchwader zuſammenzubringen, faſt durchaus frem- des und geübtes Kriegsvolk. Der Churfürſt mußte ſich, wie- wohl ungern und nicht ohne widerwärtige Folgen, mit ſei- nen eignen Landſaſſen begnügen. Indeſſen leiteten die Kriegsräthe von Würtenberg, Augs- burg, Ulm und Conſtanz die Rüſtungen im Oberlande. Wür- tenberg allein brachte 28 Fähnlein und 600 M. z. Pf. auf; auch jeder andre Stand that ſein Beſtes. Binnen 8 Ta- gen waren 12000 M. im Feld, über welche ein alter kriegs- geübter Oberſt, der noch unter Kaiſer Maximilian gedient und bei der Eroberung von Rom geweſen, Sebaſtian Schärtlin von Burtenbach, den Oberbefehl übernahm. Hülfe von außen konnten die Proteſtanten auf keiner Seite erwarten: aber ſie hatten den Vortheil, daß ſie zuerſt gerüſtet waren. 1 Abſchied bei Hortleder II, iii, vi, 259. Der Eiſenacher Ab- ſchied iſt darin beſtaͤtigt, „ausgenommen die Articul die ſich auf das braunſchweigiſche Land und nicht auf dieſen jetzigen Zug hinauswaͤrts ſchicketen.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/430>, abgerufen am 22.11.2024.