das Würzburgische: ohne auf irgend ein wesentliches Hin- derniß gestoßen zu seyn, vereinigte er sich am 17ten Septem- ber mit dem Kaiser.
Nunmehr hatte Carl V alle seine Streitkräfte beisam- men; nun erst hielt er es für angemessen, selber zum Angriff zu schreiten.
Nachdem er Neuburg eingenommen und sich dadurch vollends zum Meister der Donau gemacht, faßte er die Ab- sicht den Krieg aus Baiern nach Schwaben zu versetzen.
Zuerst richtete er sein Augenmerk auf Nördlingen, von wo er sich den Weg nach Würtenberg zu öffnen gedachte, und da die Stadt seiner Aufforderung kein Gehör gab, er- hob er sich mit gesammter Macht, sie zu bezwingen. Man erzählt, die Stadt habe dem Landgrafen eine bestimmte Frist gesetzt, binnen der sie unterstützt seyn müsse, wenn sie sich halten solle, und so schwer ja unmöglich dieß geschienen, in der bestimmten Stunde sey dieser mit der ganzen, nunmehr ebenfalls durch die rheinischen Truppen verstärkten Macht an- gelangt. Am 4ten October zogen die beiden feindlichen Heere gegen Nördlingen heran, ohne von einander zu wissen; als sich der Nebel erhob, wurden sie einander ansichtig. Die Protestanten hatten den Vortheil daß sie auf den Höhen vor- rückten: zum Erstaunen der Gegner nahmen sie augenblicklich eine so feste Stellung ein, daß diese doch Bedenken tragen mußten zum Angriff zu schreiten, obwohl es der Tag des h. Franciscus war, von welchem man sich mit der Prophe- zeiung trug, er werde den Kaiser zum Herrn von Deutsch- land machen. 1Alba ließ dem Landgrafen entbieten: warum
das Würzburgiſche: ohne auf irgend ein weſentliches Hin- derniß geſtoßen zu ſeyn, vereinigte er ſich am 17ten Septem- ber mit dem Kaiſer.
Nunmehr hatte Carl V alle ſeine Streitkräfte beiſam- men; nun erſt hielt er es für angemeſſen, ſelber zum Angriff zu ſchreiten.
Nachdem er Neuburg eingenommen und ſich dadurch vollends zum Meiſter der Donau gemacht, faßte er die Ab- ſicht den Krieg aus Baiern nach Schwaben zu verſetzen.
Zuerſt richtete er ſein Augenmerk auf Nördlingen, von wo er ſich den Weg nach Würtenberg zu öffnen gedachte, und da die Stadt ſeiner Aufforderung kein Gehör gab, er- hob er ſich mit geſammter Macht, ſie zu bezwingen. Man erzählt, die Stadt habe dem Landgrafen eine beſtimmte Friſt geſetzt, binnen der ſie unterſtützt ſeyn müſſe, wenn ſie ſich halten ſolle, und ſo ſchwer ja unmöglich dieß geſchienen, in der beſtimmten Stunde ſey dieſer mit der ganzen, nunmehr ebenfalls durch die rheiniſchen Truppen verſtärkten Macht an- gelangt. Am 4ten October zogen die beiden feindlichen Heere gegen Nördlingen heran, ohne von einander zu wiſſen; als ſich der Nebel erhob, wurden ſie einander anſichtig. Die Proteſtanten hatten den Vortheil daß ſie auf den Höhen vor- rückten: zum Erſtaunen der Gegner nahmen ſie augenblicklich eine ſo feſte Stellung ein, daß dieſe doch Bedenken tragen mußten zum Angriff zu ſchreiten, obwohl es der Tag des h. Franciscus war, von welchem man ſich mit der Prophe- zeiung trug, er werde den Kaiſer zum Herrn von Deutſch- land machen. 1Alba ließ dem Landgrafen entbieten: warum
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Der ſchmalkaldiſche Krieg an der Donau.
das Würzburgiſche: ohne auf irgend ein weſentliches Hin-
derniß geſtoßen zu ſeyn, vereinigte er ſich am 17ten Septem-
ber mit dem Kaiſer.
Nunmehr hatte Carl V alle ſeine Streitkräfte beiſam-
men; nun erſt hielt er es für angemeſſen, ſelber zum Angriff
zu ſchreiten.
Nachdem er Neuburg eingenommen und ſich dadurch
vollends zum Meiſter der Donau gemacht, faßte er die Ab-
ſicht den Krieg aus Baiern nach Schwaben zu verſetzen.
Zuerſt richtete er ſein Augenmerk auf Nördlingen, von
wo er ſich den Weg nach Würtenberg zu öffnen gedachte,
und da die Stadt ſeiner Aufforderung kein Gehör gab, er-
hob er ſich mit geſammter Macht, ſie zu bezwingen. Man
erzählt, die Stadt habe dem Landgrafen eine beſtimmte Friſt
geſetzt, binnen der ſie unterſtützt ſeyn müſſe, wenn ſie ſich
halten ſolle, und ſo ſchwer ja unmöglich dieß geſchienen, in
der beſtimmten Stunde ſey dieſer mit der ganzen, nunmehr
ebenfalls durch die rheiniſchen Truppen verſtärkten Macht an-
gelangt. Am 4ten October zogen die beiden feindlichen Heere
gegen Nördlingen heran, ohne von einander zu wiſſen; als
ſich der Nebel erhob, wurden ſie einander anſichtig. Die
Proteſtanten hatten den Vortheil daß ſie auf den Höhen vor-
rückten: zum Erſtaunen der Gegner nahmen ſie augenblicklich
eine ſo feſte Stellung ein, daß dieſe doch Bedenken tragen
mußten zum Angriff zu ſchreiten, obwohl es der Tag des
h. Franciscus war, von welchem man ſich mit der Prophe-
zeiung trug, er werde den Kaiſer zum Herrn von Deutſch-
land machen. 1 Alba ließ dem Landgrafen entbieten: warum
1 Godoi (das Original) 21b. Avila 36b.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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