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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Zweites Capitel.
als einen Wettkampf der Gewandtheit und der Verwegen-
heit; an eine große Entscheidung war nicht mehr zu denken.

Und indem sich dergestalt der Kaiser auf dem linken
Donauufer behauptete, gewannen seine noch entfernten Trup-
pen auch das rechte Rheinufer.

Den Fähnlein der Verbündeten die am Mittelrhein auf-
gestellt worden waren zum Trotz bewerkstelligte Maximilian
von Büren
seinen Übergang. Man behauptet, der Vizthum
von Bingen
habe sein Wort verpfändet gehabt es nicht zu
gestatten; Friedrich von Reifenberg, der bei Castel stand,
und es noch hätte verhindern können, habe indeß bei einem
Schmause gesessen den ihm einige Mainzer Domherrn gege-
ben. Genug einer schlecht angebrachten Gutmüthigkeit gesellte
sich die äußerste Fahrlässigkeit zu. Hätte man die Kaiserlichen
nur so lange aufgehalten, bis Christoph von Oldenburg, der
mit einer stattlichen Landsknechtsschaar bis nach Frankfurt ge-
kommen, vollends herangerückt wäre. Jetzt aber vermochte er
nichts auszurichten. Er hatte nur 1000 M. z. Pf., Büren
dagegen 7000 M. z. Pf., und überdieß 10000 z. F. 1

Hiedurch änderte sich nun das ganze Verhältniß der bei-
den Heere.

Die Protestanten verließen bei der ersten Nachricht hie-
von das Lager bei Nassenfels und machten eine Bewegung
um Büren entgegenzugehn und allein mit ihm zu schlagen:
am 10ten Sept. finden wir sie in Wemdingen am Ries;
allein dieser Zug war so vergeblich wie die frühern: Bü-
ren
, zur rechten Zeit unterrichtet, nahm seinen Weg durch

1 Bericht des Andreas Meinhart an Johann Wilhelm von
Sachsen
im weim. Arch.

Achtes Buch. Zweites Capitel.
als einen Wettkampf der Gewandtheit und der Verwegen-
heit; an eine große Entſcheidung war nicht mehr zu denken.

Und indem ſich dergeſtalt der Kaiſer auf dem linken
Donauufer behauptete, gewannen ſeine noch entfernten Trup-
pen auch das rechte Rheinufer.

Den Fähnlein der Verbündeten die am Mittelrhein auf-
geſtellt worden waren zum Trotz bewerkſtelligte Maximilian
von Büren
ſeinen Übergang. Man behauptet, der Vizthum
von Bingen
habe ſein Wort verpfändet gehabt es nicht zu
geſtatten; Friedrich von Reifenberg, der bei Caſtel ſtand,
und es noch hätte verhindern können, habe indeß bei einem
Schmauſe geſeſſen den ihm einige Mainzer Domherrn gege-
ben. Genug einer ſchlecht angebrachten Gutmüthigkeit geſellte
ſich die äußerſte Fahrläſſigkeit zu. Hätte man die Kaiſerlichen
nur ſo lange aufgehalten, bis Chriſtoph von Oldenburg, der
mit einer ſtattlichen Landsknechtsſchaar bis nach Frankfurt ge-
kommen, vollends herangerückt wäre. Jetzt aber vermochte er
nichts auszurichten. Er hatte nur 1000 M. z. Pf., Büren
dagegen 7000 M. z. Pf., und überdieß 10000 z. F. 1

Hiedurch änderte ſich nun das ganze Verhältniß der bei-
den Heere.

Die Proteſtanten verließen bei der erſten Nachricht hie-
von das Lager bei Naſſenfels und machten eine Bewegung
um Büren entgegenzugehn und allein mit ihm zu ſchlagen:
am 10ten Sept. finden wir ſie in Wemdingen am Ries;
allein dieſer Zug war ſo vergeblich wie die frühern: Bü-
ren
, zur rechten Zeit unterrichtet, nahm ſeinen Weg durch

1 Bericht des Andreas Meinhart an Johann Wilhelm von
Sachſen
im weim. Arch.
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[434/0446] Achtes Buch. Zweites Capitel. als einen Wettkampf der Gewandtheit und der Verwegen- heit; an eine große Entſcheidung war nicht mehr zu denken. Und indem ſich dergeſtalt der Kaiſer auf dem linken Donauufer behauptete, gewannen ſeine noch entfernten Trup- pen auch das rechte Rheinufer. Den Fähnlein der Verbündeten die am Mittelrhein auf- geſtellt worden waren zum Trotz bewerkſtelligte Maximilian von Büren ſeinen Übergang. Man behauptet, der Vizthum von Bingen habe ſein Wort verpfändet gehabt es nicht zu geſtatten; Friedrich von Reifenberg, der bei Caſtel ſtand, und es noch hätte verhindern können, habe indeß bei einem Schmauſe geſeſſen den ihm einige Mainzer Domherrn gege- ben. Genug einer ſchlecht angebrachten Gutmüthigkeit geſellte ſich die äußerſte Fahrläſſigkeit zu. Hätte man die Kaiſerlichen nur ſo lange aufgehalten, bis Chriſtoph von Oldenburg, der mit einer ſtattlichen Landsknechtsſchaar bis nach Frankfurt ge- kommen, vollends herangerückt wäre. Jetzt aber vermochte er nichts auszurichten. Er hatte nur 1000 M. z. Pf., Büren dagegen 7000 M. z. Pf., und überdieß 10000 z. F. 1 Hiedurch änderte ſich nun das ganze Verhältniß der bei- den Heere. Die Proteſtanten verließen bei der erſten Nachricht hie- von das Lager bei Naſſenfels und machten eine Bewegung um Büren entgegenzugehn und allein mit ihm zu ſchlagen: am 10ten Sept. finden wir ſie in Wemdingen am Ries; allein dieſer Zug war ſo vergeblich wie die frühern: Bü- ren, zur rechten Zeit unterrichtet, nahm ſeinen Weg durch 1 Bericht des Andreas Meinhart an Johann Wilhelm von Sachſen im weim. Arch.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/446>, abgerufen am 22.11.2024.