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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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D. schmalk. Kr. Moritz wider Joh. Friedrich.

Einmal glaubte man in seinem Lande daß der begon-
nene Krieg die Religion bedrohe. Auf eine Anmahnung des
Herzogs, des Kaisers nicht in Ungutem zu gedenken, erwie-
derten die Prediger, daß ihnen das unmöglich sey, da der
Kaiser wider das Evangelium zu Felde liege. Sie fügten
hinzu, wer sich in dieser Sache nicht recht halte, der habe
zeitliches und ewiges Verderben zu erwarten. 1 Der Herzog
konnte keinen Schritt thun, wenn er nicht fürs Erste die re-
ligiösen Befürchtungen beseitigte. Auf dem Landtag zu Frei-
berg
, im October 1546, erschien er in der That mit einer
Erklärung des Kaisers, worin dieser versprach, das Land von
der christlichen Religion in der es jetzt sey und dem Worte
Gottes nicht zu dringen. Es findet sich nicht näher, wie
so der Kaiser zu dieser Erklärung bewogen worden ist.
Schwerlich verstand er darunter etwas anders, als was er
schon in Regensburg zugestanden hatte; auch waren die säch-
sischen Staatsmänner nicht ganz damit zufrieden: sie trugen
am kaiserlichen Hof gleich darauf selbst, wiewohl vergeblich,
auf eine unzweideutigere Fassung an; allein wie sie hier auf
dem Landtag vorgelegt und erläutert wurde, war sie aller-
dings geeignet die Gemüther zu beruhigen.

Aber auch dann, sollte wohl die Landschaft sich entschlie-
ßen, zu einer Unternehmung wider den befreundeten Nachbar
ihre Einwilligung zu geben? Es war ein sehr stürmischer Land-
tag. Wir finden wohl, daß Moritz später einige widerspenstige
Mitglieder desselben gefangen hält. Johann Friedrich klagt,
seine erbittertsten Feinde, die Vier und zwanzig, die einst als
Landesregenten aufzutreten gedacht, seyen daselbst im Über-

1 Wahrhaftige Copey einer Schrift, so die ehrwürdigen Herrn
Prediger zu Leipzig an Herzog Moritz gethan.
D. ſchmalk. Kr. Moritz wider Joh. Friedrich.

Einmal glaubte man in ſeinem Lande daß der begon-
nene Krieg die Religion bedrohe. Auf eine Anmahnung des
Herzogs, des Kaiſers nicht in Ungutem zu gedenken, erwie-
derten die Prediger, daß ihnen das unmöglich ſey, da der
Kaiſer wider das Evangelium zu Felde liege. Sie fügten
hinzu, wer ſich in dieſer Sache nicht recht halte, der habe
zeitliches und ewiges Verderben zu erwarten. 1 Der Herzog
konnte keinen Schritt thun, wenn er nicht fürs Erſte die re-
ligiöſen Befürchtungen beſeitigte. Auf dem Landtag zu Frei-
berg
, im October 1546, erſchien er in der That mit einer
Erklärung des Kaiſers, worin dieſer verſprach, das Land von
der chriſtlichen Religion in der es jetzt ſey und dem Worte
Gottes nicht zu dringen. Es findet ſich nicht näher, wie
ſo der Kaiſer zu dieſer Erklärung bewogen worden iſt.
Schwerlich verſtand er darunter etwas anders, als was er
ſchon in Regensburg zugeſtanden hatte; auch waren die ſäch-
ſiſchen Staatsmänner nicht ganz damit zufrieden: ſie trugen
am kaiſerlichen Hof gleich darauf ſelbſt, wiewohl vergeblich,
auf eine unzweideutigere Faſſung an; allein wie ſie hier auf
dem Landtag vorgelegt und erläutert wurde, war ſie aller-
dings geeignet die Gemüther zu beruhigen.

Aber auch dann, ſollte wohl die Landſchaft ſich entſchlie-
ßen, zu einer Unternehmung wider den befreundeten Nachbar
ihre Einwilligung zu geben? Es war ein ſehr ſtürmiſcher Land-
tag. Wir finden wohl, daß Moritz ſpäter einige widerſpenſtige
Mitglieder deſſelben gefangen hält. Johann Friedrich klagt,
ſeine erbittertſten Feinde, die Vier und zwanzig, die einſt als
Landesregenten aufzutreten gedacht, ſeyen daſelbſt im Über-

1 Wahrhaftige Copey einer Schrift, ſo die ehrwuͤrdigen Herrn
Prediger zu Leipzig an Herzog Moritz gethan.
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[441/0453] D. ſchmalk. Kr. Moritz wider Joh. Friedrich. Einmal glaubte man in ſeinem Lande daß der begon- nene Krieg die Religion bedrohe. Auf eine Anmahnung des Herzogs, des Kaiſers nicht in Ungutem zu gedenken, erwie- derten die Prediger, daß ihnen das unmöglich ſey, da der Kaiſer wider das Evangelium zu Felde liege. Sie fügten hinzu, wer ſich in dieſer Sache nicht recht halte, der habe zeitliches und ewiges Verderben zu erwarten. 1 Der Herzog konnte keinen Schritt thun, wenn er nicht fürs Erſte die re- ligiöſen Befürchtungen beſeitigte. Auf dem Landtag zu Frei- berg, im October 1546, erſchien er in der That mit einer Erklärung des Kaiſers, worin dieſer verſprach, das Land von der chriſtlichen Religion in der es jetzt ſey und dem Worte Gottes nicht zu dringen. Es findet ſich nicht näher, wie ſo der Kaiſer zu dieſer Erklärung bewogen worden iſt. Schwerlich verſtand er darunter etwas anders, als was er ſchon in Regensburg zugeſtanden hatte; auch waren die ſäch- ſiſchen Staatsmänner nicht ganz damit zufrieden: ſie trugen am kaiſerlichen Hof gleich darauf ſelbſt, wiewohl vergeblich, auf eine unzweideutigere Faſſung an; allein wie ſie hier auf dem Landtag vorgelegt und erläutert wurde, war ſie aller- dings geeignet die Gemüther zu beruhigen. Aber auch dann, ſollte wohl die Landſchaft ſich entſchlie- ßen, zu einer Unternehmung wider den befreundeten Nachbar ihre Einwilligung zu geben? Es war ein ſehr ſtürmiſcher Land- tag. Wir finden wohl, daß Moritz ſpäter einige widerſpenſtige Mitglieder deſſelben gefangen hält. Johann Friedrich klagt, ſeine erbittertſten Feinde, die Vier und zwanzig, die einſt als Landesregenten aufzutreten gedacht, ſeyen daſelbſt im Über- 1 Wahrhaftige Copey einer Schrift, ſo die ehrwuͤrdigen Herrn Prediger zu Leipzig an Herzog Moritz gethan.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/453>, abgerufen am 22.11.2024.