Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Zweites Capitel. pen die sächsische Grenze; ihre Stärke bestand besonders in derleichten Reiterei der Husaren, die im Kampfe gegen die Türken die Waffen führen gelernt: ohne Mühe warfen sie das in Eile zusammengeraffte voigtländisch-thüringische Landvolk auf den Höhen von Adorf über den Haufen. Ein allgemeiner Schre- cken ergriff die friedlichen unbefestigten Städte der Nachbar- schaft. Herzog Moritz versprach ihnen seinen Schutz, aber nur unter der Bedingung, daß ihm selber die Huldigung geleistet würde, wogegen er die Verpflichtung übernahm, sie bei ihrer Religion zu schützen und sich gegen seinen Vet- ter aller Gebühr zu halten, wofern derselbe sich mit kaiserli- cher Majestät versöhne. Diesen Vertrag nahmen sie an, eine nach der andern, auch Zwickau, auf das der Churfürst beson- ders gerechnet. 1 Hierauf unterwarfen sich Borna, Alten- burg, Torgau. Der Herzog hatte sich mit seinem Kriegs- volk den Böhmen und Ungarn zugesellt. In Kurzem mußte das ganze Land in seine Hand fallen. Hiemit erst traten die Gedanken, mit denen der Kai- 1 Anforderung des Herzog Moritz an Rath und Gemeine zu Zwickau. Schreiben von Plauen Hortleder II, iii, 43, 44. 2 Diarium belli gesti anno 1546 (Br. A.) stellt die Ereig-
nisse des 6ten Nov. folgendergestalt zusammen: Capitanei apud Cae- sarem questi de pane, de pecunia, de lignorum inopia; consilium coeptum de munienda Lauginga; literae ab rege Romanorum de Plata et Gozgow occupata, item quod S. M. 1mo Nov. statuebat ire contra Zwicaviam. Achtes Buch. Zweites Capitel. pen die ſächſiſche Grenze; ihre Stärke beſtand beſonders in derleichten Reiterei der Huſaren, die im Kampfe gegen die Türken die Waffen führen gelernt: ohne Mühe warfen ſie das in Eile zuſammengeraffte voigtländiſch-thüringiſche Landvolk auf den Höhen von Adorf über den Haufen. Ein allgemeiner Schre- cken ergriff die friedlichen unbefeſtigten Städte der Nachbar- ſchaft. Herzog Moritz verſprach ihnen ſeinen Schutz, aber nur unter der Bedingung, daß ihm ſelber die Huldigung geleiſtet würde, wogegen er die Verpflichtung übernahm, ſie bei ihrer Religion zu ſchützen und ſich gegen ſeinen Vet- ter aller Gebühr zu halten, wofern derſelbe ſich mit kaiſerli- cher Majeſtät verſöhne. Dieſen Vertrag nahmen ſie an, eine nach der andern, auch Zwickau, auf das der Churfürſt beſon- ders gerechnet. 1 Hierauf unterwarfen ſich Borna, Alten- burg, Torgau. Der Herzog hatte ſich mit ſeinem Kriegs- volk den Böhmen und Ungarn zugeſellt. In Kurzem mußte das ganze Land in ſeine Hand fallen. Hiemit erſt traten die Gedanken, mit denen der Kai- 1 Anforderung des Herzog Moritz an Rath und Gemeine zu Zwickau. Schreiben von Plauen Hortleder II, iii, 43, 44. 2 Diarium belli gesti anno 1546 (Br. A.) ſtellt die Ereig-
niſſe des 6ten Nov. folgendergeſtalt zuſammen: Capitanei apud Cae- sarem questi de pane, de pecunia, de lignorum inopia; consilium coeptum de munienda Lauginga; literae ab rege Romanorum de Plata et Gozgow occupata, item quod S. M. 1mo Nov. statuebat ire contra Zwicaviam. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0456" n="444"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> pen die ſächſiſche Grenze; ihre Stärke beſtand beſonders in der<lb/> leichten Reiterei der Huſaren, die im Kampfe gegen die Türken<lb/> die Waffen führen gelernt: ohne Mühe warfen ſie das in Eile<lb/> zuſammengeraffte voigtländiſch-thüringiſche Landvolk auf den<lb/> Höhen von <placeName>Adorf</placeName> über den Haufen. Ein allgemeiner Schre-<lb/> cken ergriff die friedlichen unbefeſtigten Städte der Nachbar-<lb/> ſchaft. Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> verſprach ihnen ſeinen Schutz, aber<lb/> nur unter der Bedingung, daß ihm ſelber die Huldigung<lb/> geleiſtet würde, wogegen er die Verpflichtung übernahm, ſie<lb/> bei ihrer Religion zu ſchützen und ſich gegen ſeinen Vet-<lb/> ter aller Gebühr zu halten, wofern derſelbe ſich mit kaiſerli-<lb/> cher Majeſtät verſöhne. Dieſen Vertrag nahmen ſie an, eine<lb/> nach der andern, auch <placeName>Zwickau</placeName>, auf das der Churfürſt beſon-<lb/> ders gerechnet. <note place="foot" n="1">Anforderung des Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Moritz</persName> an Rath und Gemeine zu<lb/><placeName>Zwickau</placeName>. Schreiben von <placeName>Plauen</placeName> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117011312">Hortleder</persName> <hi rendition="#aq">II, <hi rendition="#k">iii</hi>, 43, 44.</hi></note> Hierauf unterwarfen ſich <placeName>Borna</placeName>, <placeName>Alten-<lb/> burg</placeName>, <placeName>Torgau</placeName>. Der Herzog hatte ſich mit ſeinem Kriegs-<lb/> volk den Böhmen und Ungarn zugeſellt. In Kurzem mußte<lb/> das ganze Land in ſeine Hand fallen.</p><lb/> <p>Hiemit erſt traten die Gedanken, mit denen der Kai-<lb/> ſer den Krieg unternommen, vollſtändig ins Leben. Die<lb/> Nachricht von dem bei <placeName>Adorf</placeName> erfochtenen Vortheil traf am<lb/> 6ten November in ſeinem Lager ein. <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Diarium belli gesti anno 1546</hi> (Br. A.) ſtellt die Ereig-<lb/> niſſe des 6ten Nov. folgendergeſtalt zuſammen: <hi rendition="#aq">Capitanei apud Cae-<lb/> sarem questi de pane, de pecunia, de lignorum inopia; consilium<lb/> coeptum de munienda Lauginga; literae ab rege Romanorum de<lb/><placeName>Plata</placeName> et <placeName>Gozgow</placeName> occupata, item quod S. M. 1<hi rendition="#sup">mo</hi> Nov. statuebat<lb/> ire contra <placeName>Zwicaviam</placeName>.</hi></note> Nicht mit Unrecht<lb/> ließ er ſie durch ein allgemeines Löſen ſeines größeren Feld-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [444/0456]
Achtes Buch. Zweites Capitel.
pen die ſächſiſche Grenze; ihre Stärke beſtand beſonders in der
leichten Reiterei der Huſaren, die im Kampfe gegen die Türken
die Waffen führen gelernt: ohne Mühe warfen ſie das in Eile
zuſammengeraffte voigtländiſch-thüringiſche Landvolk auf den
Höhen von Adorf über den Haufen. Ein allgemeiner Schre-
cken ergriff die friedlichen unbefeſtigten Städte der Nachbar-
ſchaft. Herzog Moritz verſprach ihnen ſeinen Schutz, aber
nur unter der Bedingung, daß ihm ſelber die Huldigung
geleiſtet würde, wogegen er die Verpflichtung übernahm, ſie
bei ihrer Religion zu ſchützen und ſich gegen ſeinen Vet-
ter aller Gebühr zu halten, wofern derſelbe ſich mit kaiſerli-
cher Majeſtät verſöhne. Dieſen Vertrag nahmen ſie an, eine
nach der andern, auch Zwickau, auf das der Churfürſt beſon-
ders gerechnet. 1 Hierauf unterwarfen ſich Borna, Alten-
burg, Torgau. Der Herzog hatte ſich mit ſeinem Kriegs-
volk den Böhmen und Ungarn zugeſellt. In Kurzem mußte
das ganze Land in ſeine Hand fallen.
Hiemit erſt traten die Gedanken, mit denen der Kai-
ſer den Krieg unternommen, vollſtändig ins Leben. Die
Nachricht von dem bei Adorf erfochtenen Vortheil traf am
6ten November in ſeinem Lager ein. 2 Nicht mit Unrecht
ließ er ſie durch ein allgemeines Löſen ſeines größeren Feld-
1 Anforderung des Herzog Moritz an Rath und Gemeine zu
Zwickau. Schreiben von Plauen Hortleder II, iii, 43, 44.
2 Diarium belli gesti anno 1546 (Br. A.) ſtellt die Ereig-
niſſe des 6ten Nov. folgendergeſtalt zuſammen: Capitanei apud Cae-
sarem questi de pane, de pecunia, de lignorum inopia; consilium
coeptum de munienda Lauginga; literae ab rege Romanorum de
Plata et Gozgow occupata, item quod S. M. 1mo Nov. statuebat
ire contra Zwicaviam.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |