Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Drittes Capitel. gewisse Verstimmung bemerken, die sich von den Bürgernauch auf die anwesenden Bundesgesandten ausbreitete. Man berichtete dem Kaiser, man habe sie mit gesenkten Köpfen, mit allen Zeichen des Mißverständnisses und der Entmuthi- gung von dem Rathhaus kommen sehen. Dahin nun konnte das den Kaiser nicht führen, daß Den Fürsten, die ihn jetzt auch persönlich beleidigt, hatte Städtischer Seits glaubte man über die Fürsten, beson- Ohne Zweifel bildete es ein weiteres Motiv für sie, daß 1 Durch Vermittelung Sr. K. H. des Kronprinzen von Wür-
tenberg sind mir vier starke Convolute aus dem Ulmer Archiv, Schmal- kaldische Religionsacta, mitgetheilt worden, auf die ich die folgende Darstellung gründen konnte. Achtes Buch. Drittes Capitel. gewiſſe Verſtimmung bemerken, die ſich von den Bürgernauch auf die anweſenden Bundesgeſandten ausbreitete. Man berichtete dem Kaiſer, man habe ſie mit geſenkten Köpfen, mit allen Zeichen des Mißverſtändniſſes und der Entmuthi- gung von dem Rathhaus kommen ſehen. Dahin nun konnte das den Kaiſer nicht führen, daß Den Fürſten, die ihn jetzt auch perſönlich beleidigt, hatte Städtiſcher Seits glaubte man über die Fürſten, beſon- Ohne Zweifel bildete es ein weiteres Motiv für ſie, daß 1 Durch Vermittelung Sr. K. H. des Kronprinzen von Wuͤr-
tenberg ſind mir vier ſtarke Convolute aus dem Ulmer Archiv, Schmal- kaldiſche Religionsacta, mitgetheilt worden, auf die ich die folgende Darſtellung gruͤnden konnte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0464" n="452"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/> gewiſſe Verſtimmung bemerken, die ſich von den Bürgern<lb/> auch auf die anweſenden Bundesgeſandten ausbreitete. Man<lb/> berichtete dem Kaiſer, man habe ſie mit geſenkten Köpfen,<lb/> mit allen Zeichen des Mißverſtändniſſes und der Entmuthi-<lb/> gung von dem Rathhaus kommen ſehen.</p><lb/> <p>Dahin nun konnte das den Kaiſer nicht führen, daß<lb/> ſich etwa auch <placeName>Ulm</placeName> und <placeName>Augsburg</placeName>, wie <placeName>Heilbronn</placeName> und <placeName>Hall</placeName><lb/> thaten, auf eine Gefahr drohende Bewegung ſeiner Truppen<lb/> ihm unterworfen hätten. Waren aber nicht die Dinge viel-<lb/> leicht dazu angethan, um einer Unterhandlung und billigen<lb/> Mitteln Eingang zu verſchaffen?</p><lb/> <p>Den Fürſten, die ihn jetzt auch perſönlich beleidigt, hatte<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118560093">Carl</persName> das Verderben geſchworen: im Lager von <placeName>Sontheim</placeName> hatte<lb/> er nicht mehr vom Churfürſten und Landgrafen, ſondern nur<lb/> von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrich von Sachſen</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859382X">Philipp von Heſſen</persName> hö-<lb/> ren wollen; mit den Städten aber, die ſich früher immer<lb/> gut kaiſerlich gezeigt, konnte er wohl auf die Eröffnungen<lb/> zurückkommen die er ihnen vor dem Kriege gemacht hatte.</p><lb/> <p>Städtiſcher Seits glaubte man über die Fürſten, beſon-<lb/> ders den Landgrafen, gerechte Beſchwerde führen zu können:<lb/> die erwähnte Anfrage derſelben bei dem Kaiſer ſchien auch<lb/> zu eignen Unterhandlungen zu ermächtigen. <note place="foot" n="1">Durch Vermittelung Sr. K. H. des Kronprinzen von <placeName>Wuͤr-<lb/> tenberg</placeName> ſind mir vier ſtarke Convolute aus dem Ulmer Archiv, Schmal-<lb/> kaldiſche Religionsacta, mitgetheilt worden, auf die ich die folgende<lb/> Darſtellung gruͤnden konnte.</note></p><lb/> <p>Ohne Zweifel bildete es ein weiteres Motiv für ſie, daß<lb/> der ſchmalkaldiſche Bund in Kurzem zu Ende gieng und ſeine<lb/> Erneuerung unter den obwaltenden Umſtänden die größten<lb/> Schwierigkeiten darbot.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [452/0464]
Achtes Buch. Drittes Capitel.
gewiſſe Verſtimmung bemerken, die ſich von den Bürgern
auch auf die anweſenden Bundesgeſandten ausbreitete. Man
berichtete dem Kaiſer, man habe ſie mit geſenkten Köpfen,
mit allen Zeichen des Mißverſtändniſſes und der Entmuthi-
gung von dem Rathhaus kommen ſehen.
Dahin nun konnte das den Kaiſer nicht führen, daß
ſich etwa auch Ulm und Augsburg, wie Heilbronn und Hall
thaten, auf eine Gefahr drohende Bewegung ſeiner Truppen
ihm unterworfen hätten. Waren aber nicht die Dinge viel-
leicht dazu angethan, um einer Unterhandlung und billigen
Mitteln Eingang zu verſchaffen?
Den Fürſten, die ihn jetzt auch perſönlich beleidigt, hatte
Carl das Verderben geſchworen: im Lager von Sontheim hatte
er nicht mehr vom Churfürſten und Landgrafen, ſondern nur
von Johann Friedrich von Sachſen, Philipp von Heſſen hö-
ren wollen; mit den Städten aber, die ſich früher immer
gut kaiſerlich gezeigt, konnte er wohl auf die Eröffnungen
zurückkommen die er ihnen vor dem Kriege gemacht hatte.
Städtiſcher Seits glaubte man über die Fürſten, beſon-
ders den Landgrafen, gerechte Beſchwerde führen zu können:
die erwähnte Anfrage derſelben bei dem Kaiſer ſchien auch
zu eignen Unterhandlungen zu ermächtigen. 1
Ohne Zweifel bildete es ein weiteres Motiv für ſie, daß
der ſchmalkaldiſche Bund in Kurzem zu Ende gieng und ſeine
Erneuerung unter den obwaltenden Umſtänden die größten
Schwierigkeiten darbot.
1 Durch Vermittelung Sr. K. H. des Kronprinzen von Wuͤr-
tenberg ſind mir vier ſtarke Convolute aus dem Ulmer Archiv, Schmal-
kaldiſche Religionsacta, mitgetheilt worden, auf die ich die folgende
Darſtellung gruͤnden konnte.
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