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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Stellung Johann Friedrichs 1547.

Das machte: die Stellung welche Johann Friedrich
dem Kaiser gegenüber einnahm, war von einer universalen
politischen und religiösen Bedeutung.

Bis auf einige feste Plätze fiel jetzt das ganze Gebiet
des Herzog Moritz in seine Hand. Als einen letzten Zu-
fluchtsort befestigte derselbe in diesem Augenblick Königsberg:
Johann Friedrich bezeichnet ihn schon als verjagt.

Aus den Lausitzen zogen eine Anzahl erbgesessener Va-
sallen, die der König aufgerufen, dem Churfürsten zu. Die
Leute der Sechs-städte, welche dem Gebot des Königs fürs
Erste Folge leisteten, sangen doch Schmählieder auf ihn und
schwuren niemals gegen den Churfürsten zu streiten. 1

Die böhmischen Stände traten mit Johann Friedrich
in offene Unterhandlung; sie hatten nichts dagegen, daß die
churfürstlichen Truppen Joachimsthal besetzten. Zwischen bei-
den Theilen ward nicht allein über die Erneuerung der alten
Erbeinigung zwischen der Krone und dem Churhause, sondern
über die Errichtung eines förmlichen Kriegsbündnisses, kraft
dessen kein Theil ohne den andern Vertrag eingehn sollte, unter-
handelt. Böhmische Gesandte erschienen im Lager des Fürsten.

Wir sehen: nicht in einer bloßen Vertheidigung war Jo-
hann Friedrich
begriffen: das ganze Elbgebiet erkannte ihn
in diesem Augenblicke als seinen Vorfechter an. Unermeßliche,
wiewohl unbestimmte Aussichten breiteten sich vor ihm aus.

Er mußte sie freilich ergreifen und verwirklichen. Er mußte
die böhmischen Stände, die schlesischen und lausitzischen Herrn
und Städte zu einem Entschluß treiben, der keinen Rückweg
übrig ließ: ohnedieß waren sie so gut wie er verloren. Er

1 Richter Geschichte des Pönfalls der sechs Städte.
Stellung Johann Friedrichs 1547.

Das machte: die Stellung welche Johann Friedrich
dem Kaiſer gegenüber einnahm, war von einer univerſalen
politiſchen und religiöſen Bedeutung.

Bis auf einige feſte Plätze fiel jetzt das ganze Gebiet
des Herzog Moritz in ſeine Hand. Als einen letzten Zu-
fluchtsort befeſtigte derſelbe in dieſem Augenblick Königsberg:
Johann Friedrich bezeichnet ihn ſchon als verjagt.

Aus den Lauſitzen zogen eine Anzahl erbgeſeſſener Va-
ſallen, die der König aufgerufen, dem Churfürſten zu. Die
Leute der Sechs-ſtädte, welche dem Gebot des Königs fürs
Erſte Folge leiſteten, ſangen doch Schmählieder auf ihn und
ſchwuren niemals gegen den Churfürſten zu ſtreiten. 1

Die böhmiſchen Stände traten mit Johann Friedrich
in offene Unterhandlung; ſie hatten nichts dagegen, daß die
churfürſtlichen Truppen Joachimsthal beſetzten. Zwiſchen bei-
den Theilen ward nicht allein über die Erneuerung der alten
Erbeinigung zwiſchen der Krone und dem Churhauſe, ſondern
über die Errichtung eines förmlichen Kriegsbündniſſes, kraft
deſſen kein Theil ohne den andern Vertrag eingehn ſollte, unter-
handelt. Böhmiſche Geſandte erſchienen im Lager des Fürſten.

Wir ſehen: nicht in einer bloßen Vertheidigung war Jo-
hann Friedrich
begriffen: das ganze Elbgebiet erkannte ihn
in dieſem Augenblicke als ſeinen Vorfechter an. Unermeßliche,
wiewohl unbeſtimmte Ausſichten breiteten ſich vor ihm aus.

Er mußte ſie freilich ergreifen und verwirklichen. Er mußte
die böhmiſchen Stände, die ſchleſiſchen und lauſitziſchen Herrn
und Städte zu einem Entſchluß treiben, der keinen Rückweg
übrig ließ: ohnedieß waren ſie ſo gut wie er verloren. Er

1 Richter Geſchichte des Poͤnfalls der ſechs Staͤdte.
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[503/0515] Stellung Johann Friedrichs 1547. Das machte: die Stellung welche Johann Friedrich dem Kaiſer gegenüber einnahm, war von einer univerſalen politiſchen und religiöſen Bedeutung. Bis auf einige feſte Plätze fiel jetzt das ganze Gebiet des Herzog Moritz in ſeine Hand. Als einen letzten Zu- fluchtsort befeſtigte derſelbe in dieſem Augenblick Königsberg: Johann Friedrich bezeichnet ihn ſchon als verjagt. Aus den Lauſitzen zogen eine Anzahl erbgeſeſſener Va- ſallen, die der König aufgerufen, dem Churfürſten zu. Die Leute der Sechs-ſtädte, welche dem Gebot des Königs fürs Erſte Folge leiſteten, ſangen doch Schmählieder auf ihn und ſchwuren niemals gegen den Churfürſten zu ſtreiten. 1 Die böhmiſchen Stände traten mit Johann Friedrich in offene Unterhandlung; ſie hatten nichts dagegen, daß die churfürſtlichen Truppen Joachimsthal beſetzten. Zwiſchen bei- den Theilen ward nicht allein über die Erneuerung der alten Erbeinigung zwiſchen der Krone und dem Churhauſe, ſondern über die Errichtung eines förmlichen Kriegsbündniſſes, kraft deſſen kein Theil ohne den andern Vertrag eingehn ſollte, unter- handelt. Böhmiſche Geſandte erſchienen im Lager des Fürſten. Wir ſehen: nicht in einer bloßen Vertheidigung war Jo- hann Friedrich begriffen: das ganze Elbgebiet erkannte ihn in dieſem Augenblicke als ſeinen Vorfechter an. Unermeßliche, wiewohl unbeſtimmte Ausſichten breiteten ſich vor ihm aus. Er mußte ſie freilich ergreifen und verwirklichen. Er mußte die böhmiſchen Stände, die ſchleſiſchen und lauſitziſchen Herrn und Städte zu einem Entſchluß treiben, der keinen Rückweg übrig ließ: ohnedieß waren ſie ſo gut wie er verloren. Er 1 Richter Geſchichte des Poͤnfalls der ſechs Staͤdte.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/515>, abgerufen am 24.11.2024.