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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Fünftes Capitel.

Ohne Hinderniß gelangte Kaiser Carl nach Eger; auch
Ferdinand und Moritz wurden nicht abgehalten, sich dort
mit ihm zu vereinigen. Der Kaiser begieng das Osterfest
daselbst; bei dem feierlichen Hochamt, mit dem das Fest be-
gangen ward, sah man neben den Kriegsbefehlshabern und
Ober-Hofbeamten des Kaisers, die in dem goldnen Vließ
prangten, auch die deutschen Fürsten Moritz und seinen Bru-
der August, so gut wie den Herzog von Cleve; der Bischof
von Arras, der jetzt in Abwesenheit seines Vaters die Ge-
schäfte verwaltete, las die Messe.

Und von hier aus faßte nun der Kaiser den Feind ins
Auge, der jetzt der vornehmste für ihn in der Welt gewor-
den. Zunächst lag am Tage, daß der Fall desselben den Ge-
horsam von Böhmen in sich schloß.

Für Johann Friedrich war aber nichts verderblicher als
eben diese seine Verbindung mit den Böhmen.

Wenn er früher seine Kräfte mit denen des Kaisers ver-
glich, und die Möglichkeit eines weitern Widerstandes über-
legte, so war sein Gedanke, nicht sein ganzes Land, sondern
nur seine Festungen, vor allem Wittenberg und Gotha zu
vertheidigen, sich da auch nicht einmal selbst einzuschließen,
sondern sich nach Magdeburg zurückzuziehen, wo er hoffen
durfte, am ersten seine Sache herstellen zu können. Es war
darüber mit den beiden Bürgermeistern Heine Aleman und
Levin von Emden unterhandelt worden. Die Stadt hatte
sich sehr bereit erklärt, ihn mit seiner Familie aufzunehmen,
und dazu bereits ein Haus in Vorschlag gebracht, wenn er
allein erscheine. Sollte er dagegen alle seine Truppen mit-
bringen, was er andeutete, so hatte sie auf einige Bedin-

Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel.

Ohne Hinderniß gelangte Kaiſer Carl nach Eger; auch
Ferdinand und Moritz wurden nicht abgehalten, ſich dort
mit ihm zu vereinigen. Der Kaiſer begieng das Oſterfeſt
daſelbſt; bei dem feierlichen Hochamt, mit dem das Feſt be-
gangen ward, ſah man neben den Kriegsbefehlshabern und
Ober-Hofbeamten des Kaiſers, die in dem goldnen Vließ
prangten, auch die deutſchen Fürſten Moritz und ſeinen Bru-
der Auguſt, ſo gut wie den Herzog von Cleve; der Biſchof
von Arras, der jetzt in Abweſenheit ſeines Vaters die Ge-
ſchäfte verwaltete, las die Meſſe.

Und von hier aus faßte nun der Kaiſer den Feind ins
Auge, der jetzt der vornehmſte für ihn in der Welt gewor-
den. Zunächſt lag am Tage, daß der Fall deſſelben den Ge-
horſam von Böhmen in ſich ſchloß.

Für Johann Friedrich war aber nichts verderblicher als
eben dieſe ſeine Verbindung mit den Böhmen.

Wenn er früher ſeine Kräfte mit denen des Kaiſers ver-
glich, und die Möglichkeit eines weitern Widerſtandes über-
legte, ſo war ſein Gedanke, nicht ſein ganzes Land, ſondern
nur ſeine Feſtungen, vor allem Wittenberg und Gotha zu
vertheidigen, ſich da auch nicht einmal ſelbſt einzuſchließen,
ſondern ſich nach Magdeburg zurückzuziehen, wo er hoffen
durfte, am erſten ſeine Sache herſtellen zu können. Es war
darüber mit den beiden Bürgermeiſtern Heine Aleman und
Levin von Emden unterhandelt worden. Die Stadt hatte
ſich ſehr bereit erklärt, ihn mit ſeiner Familie aufzunehmen,
und dazu bereits ein Haus in Vorſchlag gebracht, wenn er
allein erſcheine. Sollte er dagegen alle ſeine Truppen mit-
bringen, was er andeutete, ſo hatte ſie auf einige Bedin-

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[508/0520] Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel. Ohne Hinderniß gelangte Kaiſer Carl nach Eger; auch Ferdinand und Moritz wurden nicht abgehalten, ſich dort mit ihm zu vereinigen. Der Kaiſer begieng das Oſterfeſt daſelbſt; bei dem feierlichen Hochamt, mit dem das Feſt be- gangen ward, ſah man neben den Kriegsbefehlshabern und Ober-Hofbeamten des Kaiſers, die in dem goldnen Vließ prangten, auch die deutſchen Fürſten Moritz und ſeinen Bru- der Auguſt, ſo gut wie den Herzog von Cleve; der Biſchof von Arras, der jetzt in Abweſenheit ſeines Vaters die Ge- ſchäfte verwaltete, las die Meſſe. Und von hier aus faßte nun der Kaiſer den Feind ins Auge, der jetzt der vornehmſte für ihn in der Welt gewor- den. Zunächſt lag am Tage, daß der Fall deſſelben den Ge- horſam von Böhmen in ſich ſchloß. Für Johann Friedrich war aber nichts verderblicher als eben dieſe ſeine Verbindung mit den Böhmen. Wenn er früher ſeine Kräfte mit denen des Kaiſers ver- glich, und die Möglichkeit eines weitern Widerſtandes über- legte, ſo war ſein Gedanke, nicht ſein ganzes Land, ſondern nur ſeine Feſtungen, vor allem Wittenberg und Gotha zu vertheidigen, ſich da auch nicht einmal ſelbſt einzuſchließen, ſondern ſich nach Magdeburg zurückzuziehen, wo er hoffen durfte, am erſten ſeine Sache herſtellen zu können. Es war darüber mit den beiden Bürgermeiſtern Heine Aleman und Levin von Emden unterhandelt worden. Die Stadt hatte ſich ſehr bereit erklärt, ihn mit ſeiner Familie aufzunehmen, und dazu bereits ein Haus in Vorſchlag gebracht, wenn er allein erſcheine. Sollte er dagegen alle ſeine Truppen mit- bringen, was er andeutete, ſo hatte ſie auf einige Bedin-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/520>, abgerufen am 24.11.2024.