Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Erweiterung des schmalkaldischen Bundes. Auch ein französischer Gesandter war daselbst eingetrof- Unter diesen Auspicien schritt man zur Erledigung der Die alten Mitglieder desselben entschlossen sich, ihn auf Hierauf aber, nach den Erklärungen Johann Friedrichs 1 "So ganz linde gestellt daß er vermeint hat uns in solche Verständniß zu bewegen." (Erzählung des Churfürsten.) 2 In der offiziellen Antwort hatte Melanchthon, der den Ent-
wurf dazu machte, geschrieben: Pollicentur se nemini opitulaturos esse contra eum - - in iis rebus quae non pertinent ad Roma- num imperium. Dieß war dem Canzler nicht ausdrücklich genug; er schrieb: in iis rebus quae non pertinent ad invictissimum im- peratorem et Romanum imperium. Erweiterung des ſchmalkaldiſchen Bundes. Auch ein franzöſiſcher Geſandter war daſelbſt eingetrof- Unter dieſen Auſpicien ſchritt man zur Erledigung der Die alten Mitglieder deſſelben entſchloſſen ſich, ihn auf Hierauf aber, nach den Erklärungen Johann Friedrichs 1 „So ganz linde geſtellt daß er vermeint hat uns in ſolche Verſtaͤndniß zu bewegen.“ (Erzaͤhlung des Churfuͤrſten.) 2 In der offiziellen Antwort hatte Melanchthon, der den Ent-
wurf dazu machte, geſchrieben: Pollicentur se nemini opitulaturos esse contra eum ‒ ‒ in iis rebus quae non pertinent ad Roma- num imperium. Dieß war dem Canzler nicht ausdruͤcklich genug; er ſchrieb: in iis rebus quae non pertinent ad invictissimum im- peratorem et Romanum imperium. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0091" n="79"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erweiterung des ſchmalkaldiſchen Bundes</hi>.</fw><lb/> <p>Auch ein franzöſiſcher Geſandter war daſelbſt eingetrof-<lb/> fen, um ein Verſtändniß ſeines Herrn, der damals jenen<lb/> Einfall in <placeName>Savoyen</placeName> vorbereitete, einzuleiten. Dem Hauſe<lb/> Öſtreich ward die Nachgiebigkeit König <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118532502">Ferdinands</persName> ſofort ver-<lb/> golten. Der Geſandte gab einen Entwurf ein, der in den<lb/> wenigſt anſtößigen Ausdrücken die er nur finden konnte ab-<lb/> gefaßt war. <note place="foot" n="1">„So ganz linde geſtellt daß er vermeint hat uns in ſolche<lb/> Verſtaͤndniß zu bewegen.“ (Erzaͤhlung des Churfuͤrſten.)</note> Der Churfürſt und ſeine Verbündeten ant-<lb/> worteten mit aller äußern Schonung, ſie wieſen das Ver-<lb/> ſtändniß nicht mit dürren Worten zurück; aber ſie machten<lb/> eine Bedingung welche den Zweck des Königs aufhob, ſie<lb/> nahmen alle Die aus, denen ſie mit Lehen und Huldigungs-<lb/> pflichten verwandt ſeyen, namentlich den Kaiſer. <note place="foot" n="2">In der offiziellen Antwort hatte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118580485">Melanchthon</persName>, der den Ent-<lb/> wurf dazu machte, geſchrieben: <hi rendition="#aq">Pollicentur se nemini opitulaturos<lb/> esse contra eum ‒ ‒ in iis rebus quae non pertinent ad <placeName>Roma-<lb/> num imperium</placeName>.</hi> Dieß war dem Canzler nicht ausdruͤcklich genug;<lb/> er ſchrieb: <hi rendition="#aq">in iis rebus quae non pertinent ad invictissimum im-<lb/> peratorem et <placeName>Romanum imperium</placeName>.</hi></note> Der Ge-<lb/> ſandte entfernte ſich: von einer Rückantwort des Königs die<lb/> er verſprach hat er doch nie etwas verlauten laſſen.</p><lb/> <p>Unter dieſen Auſpicien ſchritt man zur Erledigung der<lb/> mern Geſchäfte des Bundes.</p><lb/> <p>Die alten Mitglieder deſſelben entſchloſſen ſich, ihn auf<lb/> die folgenden zehn Jahr zu erneuern; ſie wußten ſehr wohl,<lb/> daß ſie ihrer Verbindung die Freiheit der Religion verdank-<lb/> ten die ſie genoſſen.</p><lb/> <p>Hierauf aber, nach den Erklärungen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrichs</persName><lb/> über ſeine Wiener Verhandlungen, trugen ſie auch kein Be-<lb/> denken, die Schranken zu durchbrechen welche ſie ſich in dem<lb/> Nürnberger Frieden ziehen laſſen. Hatten ſie ſich doch, wie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
Erweiterung des ſchmalkaldiſchen Bundes.
Auch ein franzöſiſcher Geſandter war daſelbſt eingetrof-
fen, um ein Verſtändniß ſeines Herrn, der damals jenen
Einfall in Savoyen vorbereitete, einzuleiten. Dem Hauſe
Öſtreich ward die Nachgiebigkeit König Ferdinands ſofort ver-
golten. Der Geſandte gab einen Entwurf ein, der in den
wenigſt anſtößigen Ausdrücken die er nur finden konnte ab-
gefaßt war. 1 Der Churfürſt und ſeine Verbündeten ant-
worteten mit aller äußern Schonung, ſie wieſen das Ver-
ſtändniß nicht mit dürren Worten zurück; aber ſie machten
eine Bedingung welche den Zweck des Königs aufhob, ſie
nahmen alle Die aus, denen ſie mit Lehen und Huldigungs-
pflichten verwandt ſeyen, namentlich den Kaiſer. 2 Der Ge-
ſandte entfernte ſich: von einer Rückantwort des Königs die
er verſprach hat er doch nie etwas verlauten laſſen.
Unter dieſen Auſpicien ſchritt man zur Erledigung der
mern Geſchäfte des Bundes.
Die alten Mitglieder deſſelben entſchloſſen ſich, ihn auf
die folgenden zehn Jahr zu erneuern; ſie wußten ſehr wohl,
daß ſie ihrer Verbindung die Freiheit der Religion verdank-
ten die ſie genoſſen.
Hierauf aber, nach den Erklärungen Johann Friedrichs
über ſeine Wiener Verhandlungen, trugen ſie auch kein Be-
denken, die Schranken zu durchbrechen welche ſie ſich in dem
Nürnberger Frieden ziehen laſſen. Hatten ſie ſich doch, wie
1 „So ganz linde geſtellt daß er vermeint hat uns in ſolche
Verſtaͤndniß zu bewegen.“ (Erzaͤhlung des Churfuͤrſten.)
2 In der offiziellen Antwort hatte Melanchthon, der den Ent-
wurf dazu machte, geſchrieben: Pollicentur se nemini opitulaturos
esse contra eum ‒ ‒ in iis rebus quae non pertinent ad Roma-
num imperium. Dieß war dem Canzler nicht ausdruͤcklich genug;
er ſchrieb: in iis rebus quae non pertinent ad invictissimum im-
peratorem et Romanum imperium.
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