Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Erweiterung des schmalkaldischen Bundes. wenn auch der Kaiser sich sehr gnädig vernehmen ließ. Umjede Annäherung der Protestanten an Frankreich zu verhin- dern, erklärte er aus seinem Feldlager von Savigliano, wo die letzten Unterhandlungen vor dem Zug in die Provence gepflogen wurden und auch ein päpstlicher Gesandter anwe- send war, er werde den aufgerichteten Stillstand halten, Nie- mand überziehen, den Zwiespalt in der Religion überhaupt nur durch friedliche Mittel beizulegen suchen. 1 Waren sie aber hier mit dem Kaiser verbündet, so ge- 1 7 Juli. Abgedruckt bei Neudecker Urkk. 268. 2 Schreiben des Herzog Heinrich, mitgetheilt in einer der Streit-
schriften Philipps v. Hessen gegen ihn: bei Hortleder I, iv, 19, nr. 41. Erweiterung des ſchmalkaldiſchen Bundes. wenn auch der Kaiſer ſich ſehr gnädig vernehmen ließ. Umjede Annäherung der Proteſtanten an Frankreich zu verhin- dern, erklärte er aus ſeinem Feldlager von Savigliano, wo die letzten Unterhandlungen vor dem Zug in die Provence gepflogen wurden und auch ein päpſtlicher Geſandter anwe- ſend war, er werde den aufgerichteten Stillſtand halten, Nie- mand überziehen, den Zwieſpalt in der Religion überhaupt nur durch friedliche Mittel beizulegen ſuchen. 1 Waren ſie aber hier mit dem Kaiſer verbündet, ſo ge- 1 7 Juli. Abgedruckt bei Neudecker Urkk. 268. 2 Schreiben des Herzog Heinrich, mitgetheilt in einer der Streit-
ſchriften Philipps v. Heſſen gegen ihn: bei Hortleder I, iv, 19, nr. 41. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0099" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erweiterung des ſchmalkaldiſchen Bundes</hi>.</fw><lb/> wenn auch der Kaiſer ſich ſehr gnädig vernehmen ließ. Um<lb/> jede Annäherung der Proteſtanten an <placeName>Frankreich</placeName> zu verhin-<lb/> dern, erklärte er aus ſeinem Feldlager von <placeName>Savigliano</placeName>, wo<lb/> die letzten Unterhandlungen vor dem Zug in die <placeName>Provence</placeName><lb/> gepflogen wurden und auch ein päpſtlicher Geſandter anwe-<lb/> ſend war, er werde den aufgerichteten Stillſtand halten, Nie-<lb/> mand überziehen, den Zwieſpalt in der Religion überhaupt<lb/> nur durch friedliche Mittel beizulegen ſuchen. <note place="foot" n="1">7 Juli. Abgedruckt bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/104286067 ">Neudecker</persName> Urkk. 268.</note></p><lb/> <p>Waren ſie aber hier mit dem Kaiſer verbündet, ſo ge-<lb/> reichte ihnen — ſo ſonderbar war ihre Stellung — auf einer<lb/> andern Seite das Mißlingen ſeiner Abſichten, jener Ausgang<lb/> des nordiſchen Krieges, den wir ſchon berührten, zum Vor-<lb/> theil. Bei den Anſtrengungen die gegen <placeName>Frankreich</placeName> gemacht<lb/> werden mußten, war man in den <placeName>Niederlanden</placeName> nicht im<lb/> Stande, die Unternehmung des Pfalzgrafen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118535714">Friedrich</persName> gegen<lb/><placeName>Dänemark</placeName>, die der Kaiſer noch immer im Auge hatte, mit<lb/> der gehörigen Kraft ins Werk zu ſetzen. Als der Pfalzgraf<lb/> in den <placeName>Niederlanden</placeName> anlangte, fand er die Vorbereitungen<lb/> bei weitem unter ſeiner Erwartung, und entſchloß ſich die<lb/> Sache für dießmal aufzugeben. <note place="foot" n="2">Schreiben des Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119024918">Heinrich</persName>, mitgetheilt in einer der Streit-<lb/> ſchriften <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859382X">Philipps v. Heſſen</persName> gegen ihn: bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117011312">Hortleder</persName> <hi rendition="#aq">I, <hi rendition="#k">iv</hi>, 19, nr.</hi> 41.</note> Vergeblich erwartete die<lb/> Kopenhagener Beſatzung die Hülfe die man ihr von dort<lb/> aus zugeſagt. Auch die Unterſtützung die ſie von <placeName>Deutſch-<lb/> land</placeName> bisher noch empfangen hörte auf. Beſonders der<lb/> Erzbiſchof von <placeName>Bremen</placeName> war es, durch deſſen Theilnahme<lb/> und Bemühung ihr ſolche bisher zu Theil geworden; aber<lb/> damit war jetzt nicht einmal der Bruder deſſelben, Herzog<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0099]
Erweiterung des ſchmalkaldiſchen Bundes.
wenn auch der Kaiſer ſich ſehr gnädig vernehmen ließ. Um
jede Annäherung der Proteſtanten an Frankreich zu verhin-
dern, erklärte er aus ſeinem Feldlager von Savigliano, wo
die letzten Unterhandlungen vor dem Zug in die Provence
gepflogen wurden und auch ein päpſtlicher Geſandter anwe-
ſend war, er werde den aufgerichteten Stillſtand halten, Nie-
mand überziehen, den Zwieſpalt in der Religion überhaupt
nur durch friedliche Mittel beizulegen ſuchen. 1
Waren ſie aber hier mit dem Kaiſer verbündet, ſo ge-
reichte ihnen — ſo ſonderbar war ihre Stellung — auf einer
andern Seite das Mißlingen ſeiner Abſichten, jener Ausgang
des nordiſchen Krieges, den wir ſchon berührten, zum Vor-
theil. Bei den Anſtrengungen die gegen Frankreich gemacht
werden mußten, war man in den Niederlanden nicht im
Stande, die Unternehmung des Pfalzgrafen Friedrich gegen
Dänemark, die der Kaiſer noch immer im Auge hatte, mit
der gehörigen Kraft ins Werk zu ſetzen. Als der Pfalzgraf
in den Niederlanden anlangte, fand er die Vorbereitungen
bei weitem unter ſeiner Erwartung, und entſchloß ſich die
Sache für dießmal aufzugeben. 2 Vergeblich erwartete die
Kopenhagener Beſatzung die Hülfe die man ihr von dort
aus zugeſagt. Auch die Unterſtützung die ſie von Deutſch-
land bisher noch empfangen hörte auf. Beſonders der
Erzbiſchof von Bremen war es, durch deſſen Theilnahme
und Bemühung ihr ſolche bisher zu Theil geworden; aber
damit war jetzt nicht einmal der Bruder deſſelben, Herzog
1 7 Juli. Abgedruckt bei Neudecker Urkk. 268.
2 Schreiben des Herzog Heinrich, mitgetheilt in einer der Streit-
ſchriften Philipps v. Heſſen gegen ihn: bei Hortleder I, iv, 19, nr. 41.
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