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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Stellung und Politik Carls V.
und zum Tode verurtheilt. Vogelsberger war ein schöner
Mann, "daß ich nicht weiß," sagt Sastrow, "ob ein Ma-
ler einen Mann ansehnlicher hätte malen können, hohes Ge-
müths, anschlegig und beredt": gut evangelisch: die Prote-
stanten richteten nach so vielen Verlusten die sie erlitten ihre
Augen auf ihn. "Herr Conrad," sagte er zu Conrad von
Boineburg, den er auf seinem Wege zur Richtstätte ansich-
tig ward, "ist mir nicht zu helfen?" "Mein Bastian," ant-
wortete ihm Boineburg, "helfe Euch unser Herre Gott."
"Der wird mir auch helfen," antwortete Vogelsberger, und
schritt mit aufgerichtetem Haupte zum Richtplatz; er starb,
vollkommen im Gefühl daß er unschuldig leide; im Grunde
war dieß die allgemeine Meinung. Der Kaiser ward ohne
Zweifel dadurch zu seinem Verfahren bewogen, daß einige
der nahmhaftesten Obersten, der Rheingraf, Reckerode, Schärt-
lin, nach Frankreich geflohen waren und unter dem deutschen
Kriegsvolk noch zahlreichen Anhang hatten. Durch den
Schrecken dieser Execution suchte er alle Verbindung mit
ihnen abzuschneiden.

Jede Nachricht von der Anwesenheit eines deutschen Be-
vollmächtigten am französischen Hofe setzt ihn in Aufregung.
Er beauftragt seinen Gesandten, alles zu thun um dahinter
zu kommen, ob ein solcher auch wirklich nur das betreibe,
was er als den Zweck seiner Sendung angiebt, oder viel-
leicht gar etwas Pflichtwidriges; er soll dabei kein Geld spa-
ren: denn es sey eine Sache die man ergründen müsse.

Eben so hat der Gesandte die Anweisung, die Unter-
handlungen der einzelnen italienischen Fürsten mit Frankreich
im Auge zu behalten. Man dürfte nicht sagen, daß der

Stellung und Politik Carls V.
und zum Tode verurtheilt. Vogelsberger war ein ſchöner
Mann, „daß ich nicht weiß,“ ſagt Saſtrow, „ob ein Ma-
ler einen Mann anſehnlicher hätte malen können, hohes Ge-
müths, anſchlegig und beredt“: gut evangeliſch: die Prote-
ſtanten richteten nach ſo vielen Verluſten die ſie erlitten ihre
Augen auf ihn. „Herr Conrad,“ ſagte er zu Conrad von
Boineburg, den er auf ſeinem Wege zur Richtſtätte anſich-
tig ward, „iſt mir nicht zu helfen?“ „Mein Baſtian,“ ant-
wortete ihm Boineburg, „helfe Euch unſer Herre Gott.“
„Der wird mir auch helfen,“ antwortete Vogelsberger, und
ſchritt mit aufgerichtetem Haupte zum Richtplatz; er ſtarb,
vollkommen im Gefühl daß er unſchuldig leide; im Grunde
war dieß die allgemeine Meinung. Der Kaiſer ward ohne
Zweifel dadurch zu ſeinem Verfahren bewogen, daß einige
der nahmhafteſten Oberſten, der Rheingraf, Reckerode, Schärt-
lin, nach Frankreich geflohen waren und unter dem deutſchen
Kriegsvolk noch zahlreichen Anhang hatten. Durch den
Schrecken dieſer Execution ſuchte er alle Verbindung mit
ihnen abzuſchneiden.

Jede Nachricht von der Anweſenheit eines deutſchen Be-
vollmächtigten am franzöſiſchen Hofe ſetzt ihn in Aufregung.
Er beauftragt ſeinen Geſandten, alles zu thun um dahinter
zu kommen, ob ein ſolcher auch wirklich nur das betreibe,
was er als den Zweck ſeiner Sendung angiebt, oder viel-
leicht gar etwas Pflichtwidriges; er ſoll dabei kein Geld ſpa-
ren: denn es ſey eine Sache die man ergründen müſſe.

Eben ſo hat der Geſandte die Anweiſung, die Unter-
handlungen der einzelnen italieniſchen Fürſten mit Frankreich
im Auge zu behalten. Man dürfte nicht ſagen, daß der

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[101/0113] Stellung und Politik Carls V. und zum Tode verurtheilt. Vogelsberger war ein ſchöner Mann, „daß ich nicht weiß,“ ſagt Saſtrow, „ob ein Ma- ler einen Mann anſehnlicher hätte malen können, hohes Ge- müths, anſchlegig und beredt“: gut evangeliſch: die Prote- ſtanten richteten nach ſo vielen Verluſten die ſie erlitten ihre Augen auf ihn. „Herr Conrad,“ ſagte er zu Conrad von Boineburg, den er auf ſeinem Wege zur Richtſtätte anſich- tig ward, „iſt mir nicht zu helfen?“ „Mein Baſtian,“ ant- wortete ihm Boineburg, „helfe Euch unſer Herre Gott.“ „Der wird mir auch helfen,“ antwortete Vogelsberger, und ſchritt mit aufgerichtetem Haupte zum Richtplatz; er ſtarb, vollkommen im Gefühl daß er unſchuldig leide; im Grunde war dieß die allgemeine Meinung. Der Kaiſer ward ohne Zweifel dadurch zu ſeinem Verfahren bewogen, daß einige der nahmhafteſten Oberſten, der Rheingraf, Reckerode, Schärt- lin, nach Frankreich geflohen waren und unter dem deutſchen Kriegsvolk noch zahlreichen Anhang hatten. Durch den Schrecken dieſer Execution ſuchte er alle Verbindung mit ihnen abzuſchneiden. Jede Nachricht von der Anweſenheit eines deutſchen Be- vollmächtigten am franzöſiſchen Hofe ſetzt ihn in Aufregung. Er beauftragt ſeinen Geſandten, alles zu thun um dahinter zu kommen, ob ein ſolcher auch wirklich nur das betreibe, was er als den Zweck ſeiner Sendung angiebt, oder viel- leicht gar etwas Pflichtwidriges; er ſoll dabei kein Geld ſpa- ren: denn es ſey eine Sache die man ergründen müſſe. Eben ſo hat der Geſandte die Anweiſung, die Unter- handlungen der einzelnen italieniſchen Fürſten mit Frankreich im Auge zu behalten. Man dürfte nicht ſagen, daß der

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/113>, abgerufen am 24.11.2024.