Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Stellung und Politik Carls V. finde unter andern, daß die Franzosen ihn aufgefordert seinealten Rechte an Schlesien geltend zu machen, -- war ein freundliches Vernehmen mit ihm unschätzbar. Der Kaiser hätte sonst dem Großfürsten von Moscau gern den Titel König, wie er es wünschte, beigelegt: -- die Rücksicht auf Polen hielt ihn davon ab. 1 Noch viel begründeter war die Feindseligkeit des Hau- Wie weit die vorsorgende Umsicht gieng, davon ist ein Die Erwägung und Behandlung dieser Angelegenheiten In dem Briefwechsel desselben mit seinem Bruder, sei- 1 Aus Herbersteins Moscovia läßt es sich wenigstens schlie- ßen; die Gesandten versichern es ausdrücklich. 2 Cragius 303.
Stellung und Politik Carls V. finde unter andern, daß die Franzoſen ihn aufgefordert ſeinealten Rechte an Schleſien geltend zu machen, — war ein freundliches Vernehmen mit ihm unſchätzbar. Der Kaiſer hätte ſonſt dem Großfürſten von Moscau gern den Titel König, wie er es wünſchte, beigelegt: — die Rückſicht auf Polen hielt ihn davon ab. 1 Noch viel begründeter war die Feindſeligkeit des Hau- Wie weit die vorſorgende Umſicht gieng, davon iſt ein Die Erwägung und Behandlung dieſer Angelegenheiten In dem Briefwechſel deſſelben mit ſeinem Bruder, ſei- 1 Aus Herberſteins Moscovia laͤßt es ſich wenigſtens ſchlie- ßen; die Geſandten verſichern es ausdruͤcklich. 2 Cragius 303.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="103"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Stellung und Politik Carls</hi><hi rendition="#aq">V.</hi></fw><lb/> finde unter andern, daß die Franzoſen ihn aufgefordert ſeine<lb/> alten Rechte an Schleſien geltend zu machen, — war ein<lb/> freundliches Vernehmen mit ihm unſchätzbar. Der Kaiſer<lb/> hätte ſonſt dem Großfürſten von Moscau gern den Titel<lb/> König, wie er es wünſchte, beigelegt: — die Rückſicht auf<lb/> Polen hielt ihn davon ab. <note place="foot" n="1">Aus Herberſteins Moscovia laͤßt es ſich wenigſtens ſchlie-<lb/> ßen; die Geſandten verſichern es ausdruͤcklich.</note></p><lb/> <p>Noch viel begründeter war die Feindſeligkeit des Hau-<lb/> ſes Öſtreich gegen Dänemark: aber da die Niederlande ſchon<lb/> einmal die Nachtheile des Krieges empfunden, ſo mußte es<lb/> bei der Anerkennung Chriſtians <hi rendition="#aq">III</hi> ſein Verbleiben haben,<lb/> wie ſehr auch das pfälziſche Haus ſich dagegen ſträubte.<lb/> Deutſche Fürſten ſuchten zuweilen durch die Fürſprache des<lb/> Königs in die Gnade des Kaiſers zu kommen; <note place="foot" n="2">Cragius 303.</note> Chriſtian<lb/> vermittelte ein freundſchaftliches Verhältniß zwiſchen Carl <hi rendition="#aq">V</hi><lb/> und Guſtav Waſa.</p><lb/> <p>Wie weit die vorſorgende Umſicht gieng, davon iſt ein<lb/> Beiſpiel, daß einſt der portugieſiſche Geſandte am franzöſiſchen<lb/> Hofe bedeutet ward, nicht zu vortheilhaft von der Macht<lb/> des Sheriff von Marocco zu ſprechen, weil man dort ſonſt<lb/> Luſt bekomme ſich mit demſelben zu verbinden.</p><lb/> <p>Die Erwägung und Behandlung dieſer Angelegenheiten<lb/> bildete nun das Tagewerk des Kaiſers.</p><lb/> <p>In dem Briefwechſel deſſelben mit ſeinem Bruder, ſei-<lb/> ner Schweſter Maria, ſeinen Geſandten, beſitzen wir davon<lb/> die merkwürdigſten Documente. Die Briefe ſind wie Ge-<lb/> ſpräche, wo alle Verhältniſſe, große und kleine, durchgegan-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0115]
Stellung und Politik Carls V.
finde unter andern, daß die Franzoſen ihn aufgefordert ſeine
alten Rechte an Schleſien geltend zu machen, — war ein
freundliches Vernehmen mit ihm unſchätzbar. Der Kaiſer
hätte ſonſt dem Großfürſten von Moscau gern den Titel
König, wie er es wünſchte, beigelegt: — die Rückſicht auf
Polen hielt ihn davon ab. 1
Noch viel begründeter war die Feindſeligkeit des Hau-
ſes Öſtreich gegen Dänemark: aber da die Niederlande ſchon
einmal die Nachtheile des Krieges empfunden, ſo mußte es
bei der Anerkennung Chriſtians III ſein Verbleiben haben,
wie ſehr auch das pfälziſche Haus ſich dagegen ſträubte.
Deutſche Fürſten ſuchten zuweilen durch die Fürſprache des
Königs in die Gnade des Kaiſers zu kommen; 2 Chriſtian
vermittelte ein freundſchaftliches Verhältniß zwiſchen Carl V
und Guſtav Waſa.
Wie weit die vorſorgende Umſicht gieng, davon iſt ein
Beiſpiel, daß einſt der portugieſiſche Geſandte am franzöſiſchen
Hofe bedeutet ward, nicht zu vortheilhaft von der Macht
des Sheriff von Marocco zu ſprechen, weil man dort ſonſt
Luſt bekomme ſich mit demſelben zu verbinden.
Die Erwägung und Behandlung dieſer Angelegenheiten
bildete nun das Tagewerk des Kaiſers.
In dem Briefwechſel deſſelben mit ſeinem Bruder, ſei-
ner Schweſter Maria, ſeinen Geſandten, beſitzen wir davon
die merkwürdigſten Documente. Die Briefe ſind wie Ge-
ſpräche, wo alle Verhältniſſe, große und kleine, durchgegan-
1 Aus Herberſteins Moscovia laͤßt es ſich wenigſtens ſchlie-
ßen; die Geſandten verſichern es ausdruͤcklich.
2 Cragius 303.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |