Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Successionsentwurf. Carlowitz trauen dürfen, in das vertraulichste Verhältniß ge-treten. Man wollte wissen, um seine Stimme angegangen habe er gesagt, er sey dem Sohne so ergeben wie dem Vater. Ganz ernstlich nahmen die jungen Landgrafen von Hes- Wie es wohl zu gehn pflegt, Derjenige erfuhr am spä- Endlich aber drang doch das Gerücht, und zwar in 1 Wilhelm und Ludewig LL. zu Hessen an unsre gnedigste
Herrn die Churfürsten zu Sachsen und Brandenburg, Ziegenhain 19 Maji 1549. "Bitten demnach ganz freundlich, E. L. wollen sich nichts verhindern lassen, nochmals an seumen an keys. hove sich zu verfu- gen, den Printzen von Hispanien unsern herrn und freundt an der hant zu behaltten, den bischoff von Arras, als an dem wir horen vil gelegen zu sein, willig zu machen, und sich gegen Keysr Mt Printz Philippsen uf den Fall zu einem Romischen konige zu erwelen und keysr Mt einen stattlichen Reiterdienst zu thun erbieten, wie E. L. das hiebevor zu vielmalen durch uns geschrieben und eroffnet. So glau- ben wir gewißlich es werde was wirken." Succeſſionsentwurf. Carlowitz trauen dürfen, in das vertraulichſte Verhältniß ge-treten. Man wollte wiſſen, um ſeine Stimme angegangen habe er geſagt, er ſey dem Sohne ſo ergeben wie dem Vater. Ganz ernſtlich nahmen die jungen Landgrafen von Heſ- Wie es wohl zu gehn pflegt, Derjenige erfuhr am ſpä- Endlich aber drang doch das Gerücht, und zwar in 1 Wilhelm und Ludewig LL. zu Heſſen an unſre gnedigſte
Herrn die Churfuͤrſten zu Sachſen und Brandenburg, Ziegenhain 19 Maji 1549. „Bitten demnach ganz freundlich, E. L. wollen ſich nichts verhindern laſſen, nochmals an ſeumen an keyſ. hove ſich zu verfu- gen, den Printzen von Hiſpanien unſern herrn und freundt an der hant zu behaltten, den biſchoff von Arras, als an dem wir horen vil gelegen zu ſein, willig zu machen, und ſich gegen Keyſr Mt Printz Philippſen uf den Fall zu einem Romiſchen konige zu erwelen und keyſr Mt einen ſtattlichen Reiterdienſt zu thun erbieten, wie E. L. das hiebevor zu vielmalen durch uns geſchrieben und eroffnet. So glau- ben wir gewißlich es werde was wirken.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0133" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Succeſſionsentwurf</hi>.</fw><lb/> Carlowitz trauen dürfen, in das vertraulichſte Verhältniß ge-<lb/> treten. Man wollte wiſſen, um ſeine Stimme angegangen<lb/> habe er geſagt, er ſey dem Sohne ſo ergeben wie dem Vater.</p><lb/> <p>Ganz ernſtlich nahmen die jungen Landgrafen von Heſ-<lb/> ſen die Sache. Das wahre Mittel ihren gefangenen Vater<lb/> zu erledigen, ſahen ſie in der Unterſtützung welche die bei-<lb/> den Churfürſten die einſt für ihn gutgeſagt, Sachſen und<lb/> Brandenburg, bei dieſem Vorhaben dem Kaiſer würden zu<lb/> Theil werden laſſen, und trugen kein Bedenken ſie darum<lb/> zu erſuchen. <note place="foot" n="1">Wilhelm und Ludewig LL. zu Heſſen an unſre gnedigſte<lb/> Herrn die Churfuͤrſten zu Sachſen und Brandenburg, Ziegenhain 19<lb/> Maji 1549. „Bitten demnach ganz freundlich, E. L. wollen ſich nichts<lb/> verhindern laſſen, nochmals an ſeumen an keyſ. hove ſich zu verfu-<lb/> gen, den Printzen von Hiſpanien unſern herrn und freundt an der<lb/> hant zu behaltten, den biſchoff von Arras, als an dem wir horen vil<lb/> gelegen zu ſein, willig zu machen, und ſich gegen Keyſr Mt Printz<lb/> Philippſen uf den Fall zu einem Romiſchen konige zu erwelen und<lb/> keyſr Mt einen ſtattlichen Reiterdienſt zu thun erbieten, wie E. L. das<lb/> hiebevor zu vielmalen durch uns geſchrieben und eroffnet. So glau-<lb/> ben wir gewißlich es werde was wirken.“</note></p><lb/> <p>Wie es wohl zu gehn pflegt, Derjenige erfuhr am ſpä-<lb/> teſten von der Sache, den ſie am meiſten angieng, König<lb/> Ferdinand.</p><lb/> <p>Endlich aber drang doch das Gerücht, und zwar in<lb/> der härteſten Form, als ſey es die Meinung des Kaiſers<lb/> ihm die Würde und das Amt eines römiſchen Königs zu<lb/> entreißen und dieſelben auf Philipp zu übertragen, bis zu ihm<lb/> vor, und er hielt für gut, nicht zwar geradezu ſeinen Bru-<lb/> der, aber ſeine Schweſter Maria, die um die geheimſten<lb/> Anſchläge und Verhandlungen zu wiſſen pflegte, darüber<lb/> zu fragen. Er that dieß jedoch nicht ohne hinzuzufügen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0133]
Succeſſionsentwurf.
Carlowitz trauen dürfen, in das vertraulichſte Verhältniß ge-
treten. Man wollte wiſſen, um ſeine Stimme angegangen
habe er geſagt, er ſey dem Sohne ſo ergeben wie dem Vater.
Ganz ernſtlich nahmen die jungen Landgrafen von Heſ-
ſen die Sache. Das wahre Mittel ihren gefangenen Vater
zu erledigen, ſahen ſie in der Unterſtützung welche die bei-
den Churfürſten die einſt für ihn gutgeſagt, Sachſen und
Brandenburg, bei dieſem Vorhaben dem Kaiſer würden zu
Theil werden laſſen, und trugen kein Bedenken ſie darum
zu erſuchen. 1
Wie es wohl zu gehn pflegt, Derjenige erfuhr am ſpä-
teſten von der Sache, den ſie am meiſten angieng, König
Ferdinand.
Endlich aber drang doch das Gerücht, und zwar in
der härteſten Form, als ſey es die Meinung des Kaiſers
ihm die Würde und das Amt eines römiſchen Königs zu
entreißen und dieſelben auf Philipp zu übertragen, bis zu ihm
vor, und er hielt für gut, nicht zwar geradezu ſeinen Bru-
der, aber ſeine Schweſter Maria, die um die geheimſten
Anſchläge und Verhandlungen zu wiſſen pflegte, darüber
zu fragen. Er that dieß jedoch nicht ohne hinzuzufügen,
1 Wilhelm und Ludewig LL. zu Heſſen an unſre gnedigſte
Herrn die Churfuͤrſten zu Sachſen und Brandenburg, Ziegenhain 19
Maji 1549. „Bitten demnach ganz freundlich, E. L. wollen ſich nichts
verhindern laſſen, nochmals an ſeumen an keyſ. hove ſich zu verfu-
gen, den Printzen von Hiſpanien unſern herrn und freundt an der
hant zu behaltten, den biſchoff von Arras, als an dem wir horen vil
gelegen zu ſein, willig zu machen, und ſich gegen Keyſr Mt Printz
Philippſen uf den Fall zu einem Romiſchen konige zu erwelen und
keyſr Mt einen ſtattlichen Reiterdienſt zu thun erbieten, wie E. L. das
hiebevor zu vielmalen durch uns geſchrieben und eroffnet. So glau-
ben wir gewißlich es werde was wirken.“
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