Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Drittes Capitel. Ich finde, der kaiserliche Hof erschrak hierüber; der Kai- Erst als Maria angekommen, im September, geschah Der König erklärte jedoch, er könne ohne die Anwesen- Da sie mündlich gepflogen wurden, so sind wir über Der päpstliche Nuntius, der die Verhandlung mit ge- Später wollte man wissen, die Königin sey unwillig 1 Schreiben Granvellas 25 August, im Anhang. Bei der
Sammlung der Pap. d'et. hätte man sich nicht so ausschließend an die Besanconschen Papiere halten, sondern Wien und besonders Brüs- sel consultiren sollen. Neuntes Buch. Drittes Capitel. Ich finde, der kaiſerliche Hof erſchrak hierüber; der Kai- Erſt als Maria angekommen, im September, geſchah Der König erklärte jedoch, er könne ohne die Anweſen- Da ſie mündlich gepflogen wurden, ſo ſind wir über Der päpſtliche Nuntius, der die Verhandlung mit ge- Später wollte man wiſſen, die Königin ſey unwillig 1 Schreiben Granvellas 25 Auguſt, im Anhang. Bei der
Sammlung der Pap. d’ét. haͤtte man ſich nicht ſo ausſchließend an die Beſançonſchen Papiere halten, ſondern Wien und beſonders Bruͤſ- ſel conſultiren ſollen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0136" n="124"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Ich finde, der kaiſerliche Hof erſchrak hierüber; der Kai-<lb/> ſer und der Prinz giengen mit den beiden Granvellas förm-<lb/> lich zu Rathe. „Der Hunger“, meinten ſie, „treibe den Wolf<lb/> aus dem Holz.“ Sie beſchloſſen jedoch ihre Abſichten noch<lb/> nicht zu entdecken; fortwährend vermied der Kaiſer mit ſei-<lb/> nem Bruder in die Region dieſer Pläne zu kommen; der<lb/> jüngere Granvella ward ſogar beauftragt demſelben ſeine Be-<lb/> ſorgniſſe auszureden. <note place="foot" n="1">Schreiben Granvellas 25 Auguſt, im Anhang. Bei der<lb/> Sammlung der <hi rendition="#aq">Pap. d’ét.</hi> haͤtte man ſich nicht ſo ausſchließend an<lb/> die Beſan<hi rendition="#aq">ç</hi>onſchen Papiere halten, ſondern Wien und beſonders Bruͤſ-<lb/> ſel conſultiren ſollen.</note></p><lb/> <p>Erſt als Maria angekommen, im September, geſchah<lb/> die Eröffnung.</p><lb/> <p>Der König erklärte jedoch, er könne ohne die Anweſen-<lb/> heit ſeines Sohnes, den die Sache am meiſten angehe, ſich<lb/> in nichts einlaſſen. Schon waren alle Vorbereitungen zur<lb/> Rückkehr deſſelben getroffen. Als Maximilian angelangt, kam<lb/> auch Maria aus den Niederlanden wieder, und nun erſt,<lb/> im December 1550, begannen ernſtliche Unterhandlungen.</p><lb/> <p>Da ſie mündlich gepflogen wurden, ſo ſind wir über<lb/> ihren Gang nicht authentiſch unterrichtet.</p><lb/> <p>Der päpſtliche Nuntius, der die Verhandlung mit ge-<lb/> ſpannter Aufmerkſamkeit verfolgte, behauptet, bei den erſten<lb/> Eröffnungen ſey von einer Erledigung der noch ſchwebenden<lb/> Würtenberger Irrungen zu Gunſten des Königs die Rede<lb/> geweſen; eine Geldhülfe von ein paar Millionen ſey ihm<lb/> zur Fortſetzung des türkiſchen Krieges angetragen worden.</p><lb/> <p>Später wollte man wiſſen, die Königin ſey unwillig<lb/> über die Räthe Ferdinands, ja über ihren Bruder ſelber, der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0136]
Neuntes Buch. Drittes Capitel.
Ich finde, der kaiſerliche Hof erſchrak hierüber; der Kai-
ſer und der Prinz giengen mit den beiden Granvellas förm-
lich zu Rathe. „Der Hunger“, meinten ſie, „treibe den Wolf
aus dem Holz.“ Sie beſchloſſen jedoch ihre Abſichten noch
nicht zu entdecken; fortwährend vermied der Kaiſer mit ſei-
nem Bruder in die Region dieſer Pläne zu kommen; der
jüngere Granvella ward ſogar beauftragt demſelben ſeine Be-
ſorgniſſe auszureden. 1
Erſt als Maria angekommen, im September, geſchah
die Eröffnung.
Der König erklärte jedoch, er könne ohne die Anweſen-
heit ſeines Sohnes, den die Sache am meiſten angehe, ſich
in nichts einlaſſen. Schon waren alle Vorbereitungen zur
Rückkehr deſſelben getroffen. Als Maximilian angelangt, kam
auch Maria aus den Niederlanden wieder, und nun erſt,
im December 1550, begannen ernſtliche Unterhandlungen.
Da ſie mündlich gepflogen wurden, ſo ſind wir über
ihren Gang nicht authentiſch unterrichtet.
Der päpſtliche Nuntius, der die Verhandlung mit ge-
ſpannter Aufmerkſamkeit verfolgte, behauptet, bei den erſten
Eröffnungen ſey von einer Erledigung der noch ſchwebenden
Würtenberger Irrungen zu Gunſten des Königs die Rede
geweſen; eine Geldhülfe von ein paar Millionen ſey ihm
zur Fortſetzung des türkiſchen Krieges angetragen worden.
Später wollte man wiſſen, die Königin ſey unwillig
über die Räthe Ferdinands, ja über ihren Bruder ſelber, der
1 Schreiben Granvellas 25 Auguſt, im Anhang. Bei der
Sammlung der Pap. d’ét. haͤtte man ſich nicht ſo ausſchließend an
die Beſançonſchen Papiere halten, ſondern Wien und beſonders Bruͤſ-
ſel conſultiren ſollen.
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