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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Drittes Capitel.
sionen mit Rücksicht auf die obwaltenden Verhältnisse un-
ternommen worden war. So sollte es auch dieß Mal ge-
schehen. Zurückgezogen nach Dessau, um von den Zerstreuun-
gen der Universitätsgeschäfte ungestört zu bleiben, verfaßte
Melanchthon die sogenannte sächsische Confession, die er als
eine Wiederholung der augsburgischen bezeichnet, wofür sie
auch anerkannt worden ist, die aber doch sehr auf den
Stand der Streitfragen Bezug nimmt, wie er in diesem
Augenblicke war. 1 Die evangelischen Lehren von der Recht-
fertigung und der Kirche -- in so fern wieder eine und die-
selbe, als sie beide auf einem Zurückgehn von dem Äußer-
lichen und Zufälligen auf das Innerliche, Ächte, in der hei-
ligen Urkunde Enthaltene beruhen -- mußten nochmals her-
vorgehoben und erläutert werden, da man eben in diesen
Puncten zuletzt mit der katholischen Doctrin in eine Be-
rührung gerathen war, welche neue Zweifel erweckt hatte.
Auch die Lehre vom Abendmahl ward in dem Sinne der noch
obwaltenden Concordie ausführlicher erörtert. Indessen ver-
faßte Johann Brenz, der seitdem wunderbare Schicksale er-
lebt hatte, -- Volkssagen symbolisiren die Gefahren die er be-
stand und die Rettung die er erfuhr: eine Zeitlang hatte er
als Vogt fungiren müssen, -- und sich noch immer verborgen
hielt, damals im Kloster Sundelfingen, im Auftrag des Her-
zogs von Würtenberg eine ähnliche Bekenntnißschrift, unter
verwandten Gesichtspuncten. Es ist ein müßiges Vergnü-
gen der Gegner der Protestanten, über ihre mancherlei Con-
fessionen zu spotten. Die Bekenntnisse enthielten die Lehre bis-

1 Ein Schreiben Melanchthon an Kommerstadt giebt eine solche
Rücksicht an. Corp. Ref. VII, 796.

Neuntes Buch. Drittes Capitel.
ſionen mit Rückſicht auf die obwaltenden Verhältniſſe un-
ternommen worden war. So ſollte es auch dieß Mal ge-
ſchehen. Zurückgezogen nach Deſſau, um von den Zerſtreuun-
gen der Univerſitätsgeſchäfte ungeſtört zu bleiben, verfaßte
Melanchthon die ſogenannte ſächſiſche Confeſſion, die er als
eine Wiederholung der augsburgiſchen bezeichnet, wofür ſie
auch anerkannt worden iſt, die aber doch ſehr auf den
Stand der Streitfragen Bezug nimmt, wie er in dieſem
Augenblicke war. 1 Die evangeliſchen Lehren von der Recht-
fertigung und der Kirche — in ſo fern wieder eine und die-
ſelbe, als ſie beide auf einem Zurückgehn von dem Äußer-
lichen und Zufälligen auf das Innerliche, Ächte, in der hei-
ligen Urkunde Enthaltene beruhen — mußten nochmals her-
vorgehoben und erläutert werden, da man eben in dieſen
Puncten zuletzt mit der katholiſchen Doctrin in eine Be-
rührung gerathen war, welche neue Zweifel erweckt hatte.
Auch die Lehre vom Abendmahl ward in dem Sinne der noch
obwaltenden Concordie ausführlicher erörtert. Indeſſen ver-
faßte Johann Brenz, der ſeitdem wunderbare Schickſale er-
lebt hatte, — Volksſagen ſymboliſiren die Gefahren die er be-
ſtand und die Rettung die er erfuhr: eine Zeitlang hatte er
als Vogt fungiren müſſen, — und ſich noch immer verborgen
hielt, damals im Kloſter Sundelfingen, im Auftrag des Her-
zogs von Würtenberg eine ähnliche Bekenntnißſchrift, unter
verwandten Geſichtspuncten. Es iſt ein müßiges Vergnü-
gen der Gegner der Proteſtanten, über ihre mancherlei Con-
feſſionen zu ſpotten. Die Bekenntniſſe enthielten die Lehre bis-

1 Ein Schreiben Melanchthon an Kommerſtadt giebt eine ſolche
Ruͤckſicht an. Corp. Ref. VII, 796.
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[130/0142] Neuntes Buch. Drittes Capitel. ſionen mit Rückſicht auf die obwaltenden Verhältniſſe un- ternommen worden war. So ſollte es auch dieß Mal ge- ſchehen. Zurückgezogen nach Deſſau, um von den Zerſtreuun- gen der Univerſitätsgeſchäfte ungeſtört zu bleiben, verfaßte Melanchthon die ſogenannte ſächſiſche Confeſſion, die er als eine Wiederholung der augsburgiſchen bezeichnet, wofür ſie auch anerkannt worden iſt, die aber doch ſehr auf den Stand der Streitfragen Bezug nimmt, wie er in dieſem Augenblicke war. 1 Die evangeliſchen Lehren von der Recht- fertigung und der Kirche — in ſo fern wieder eine und die- ſelbe, als ſie beide auf einem Zurückgehn von dem Äußer- lichen und Zufälligen auf das Innerliche, Ächte, in der hei- ligen Urkunde Enthaltene beruhen — mußten nochmals her- vorgehoben und erläutert werden, da man eben in dieſen Puncten zuletzt mit der katholiſchen Doctrin in eine Be- rührung gerathen war, welche neue Zweifel erweckt hatte. Auch die Lehre vom Abendmahl ward in dem Sinne der noch obwaltenden Concordie ausführlicher erörtert. Indeſſen ver- faßte Johann Brenz, der ſeitdem wunderbare Schickſale er- lebt hatte, — Volksſagen ſymboliſiren die Gefahren die er be- ſtand und die Rettung die er erfuhr: eine Zeitlang hatte er als Vogt fungiren müſſen, — und ſich noch immer verborgen hielt, damals im Kloſter Sundelfingen, im Auftrag des Her- zogs von Würtenberg eine ähnliche Bekenntnißſchrift, unter verwandten Geſichtspuncten. Es iſt ein müßiges Vergnü- gen der Gegner der Proteſtanten, über ihre mancherlei Con- feſſionen zu ſpotten. Die Bekenntniſſe enthielten die Lehre bis- 1 Ein Schreiben Melanchthon an Kommerſtadt giebt eine ſolche Ruͤckſicht an. Corp. Ref. VII, 796.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/142>, abgerufen am 21.11.2024.