Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Die Protestanten in Trient. her niemals in einer Formel, welche als unfehlbar und allein-gültig betrachtet worden wäre: man konnte sie bei veränder- ten Umständen auch mit andern Worten als den einmal fest- gesetzten schriftgemäß ausdrücken; genug, wenn man das We- sen der Sache behauptete. Die würtenbergische Confession ward in Stuttgart von eilf der nahmhaftesten Theologen ge- prüft und unterzeichnet; die sächsische von den Professoren und Predigern im Gebiete des Herzog Moritz, des Mark- grafen Georg Friedrich von Anspach, der Herzoge von Pom- mern, der Harzgrafen angenommen. Da man nicht hätte wagen dürfen eine allgemeine Versammlung zu berufen, so rechnete man auf allmähligen Beitritt. 1 Die Straßburger unterzeichneten die eine und die andre Schrift. Zunächst kam es aber nicht auf Confessionen an: bei Die Protestanten würden sich selbst das Urtheil gespro- Und zwar waren sie hiebei der Meinung, daß das ganze 1 G. Major an Christian III von Dänemark bei Schumacher II, 152: "dieweil alle Theologen so vieler Oberkeith zusammenzu- fordern fast schwer, auch viele Oberkeith sich in solche sache einzu- lassen ein bedenken haben mochten." 9*
Die Proteſtanten in Trient. her niemals in einer Formel, welche als unfehlbar und allein-gültig betrachtet worden wäre: man konnte ſie bei veränder- ten Umſtänden auch mit andern Worten als den einmal feſt- geſetzten ſchriftgemäß ausdrücken; genug, wenn man das We- ſen der Sache behauptete. Die würtenbergiſche Confeſſion ward in Stuttgart von eilf der nahmhafteſten Theologen ge- prüft und unterzeichnet; die ſächſiſche von den Profeſſoren und Predigern im Gebiete des Herzog Moritz, des Mark- grafen Georg Friedrich von Anſpach, der Herzoge von Pom- mern, der Harzgrafen angenommen. Da man nicht hätte wagen dürfen eine allgemeine Verſammlung zu berufen, ſo rechnete man auf allmähligen Beitritt. 1 Die Straßburger unterzeichneten die eine und die andre Schrift. Zunächſt kam es aber nicht auf Confeſſionen an: bei Die Proteſtanten würden ſich ſelbſt das Urtheil geſpro- Und zwar waren ſie hiebei der Meinung, daß das ganze 1 G. Major an Chriſtian III von Daͤnemark bei Schumacher II, 152: „dieweil alle Theologen ſo vieler Oberkeith zuſammenzu- fordern faſt ſchwer, auch viele Oberkeith ſich in ſolche ſache einzu- laſſen ein bedenken haben mochten.“ 9*
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Die Proteſtanten in Trient.
her niemals in einer Formel, welche als unfehlbar und allein-
gültig betrachtet worden wäre: man konnte ſie bei veränder-
ten Umſtänden auch mit andern Worten als den einmal feſt-
geſetzten ſchriftgemäß ausdrücken; genug, wenn man das We-
ſen der Sache behauptete. Die würtenbergiſche Confeſſion
ward in Stuttgart von eilf der nahmhafteſten Theologen ge-
prüft und unterzeichnet; die ſächſiſche von den Profeſſoren
und Predigern im Gebiete des Herzog Moritz, des Mark-
grafen Georg Friedrich von Anſpach, der Herzoge von Pom-
mern, der Harzgrafen angenommen. Da man nicht hätte
wagen dürfen eine allgemeine Verſammlung zu berufen, ſo
rechnete man auf allmähligen Beitritt. 1 Die Straßburger
unterzeichneten die eine und die andre Schrift.
Zunächſt kam es aber nicht auf Confeſſionen an: bei
dem Stande der Dinge war die Vorfrage über die Art und
Weiſe der neuen Berathung noch von größerer Wichtigkeit.
Die Proteſtanten würden ſich ſelbſt das Urtheil geſpro-
chen haben, wenn ſie die bei den frühern Sitzungen in Trient
durchgegangenen Decrete anerkannt hätten: ſie blieben bei
ihrer Forderung der Reaſſumtion.
Und zwar waren ſie hiebei der Meinung, daß das ganze
Verfahren an dem Concilium abgeändert werden müſſe. Me-
lanchthon ſagte, der Papſt und ſeine Anhänger ſeyen von
den Proteſtanten ſo vieler Irrthümer angeklagt, daß eine von
ihnen ausgehende Entſcheidung nichts anders ſeyn würde
1 G. Major an Chriſtian III von Daͤnemark bei Schumacher
II, 152: „dieweil alle Theologen ſo vieler Oberkeith zuſammenzu-
fordern faſt ſchwer, auch viele Oberkeith ſich in ſolche ſache einzu-
laſſen ein bedenken haben mochten.“
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