Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Viertes Capitel. Bedingungen. 1 Dem Herzog Ottavio ließ er endlich ge-radezu wissen, daß die Kammer den Aufwand nicht länger tragen könne welchen ihr der Schutz von Parma verursache. Es blieb kein Zweifel, daß die Farnesen verloren wa- Papst Paul III war durch den Zusammenhang der geist- Und an wen sollten sie sich wenden, wenn nicht an Dem König ward der Antrag gemacht noch ehe die Ir- Zuerst wurden einige zuverläßige Leute nach Italien ge- 1 Instruttione al Vescovo d'Imola: Er habe dem spanischen
Botschafter gesagt: che se pure S. Ma haveva desiderio di haver Parma, si aspettasse la maturita del tempo a parlarne. Neuntes Buch. Viertes Capitel. Bedingungen. 1 Dem Herzog Ottavio ließ er endlich ge-radezu wiſſen, daß die Kammer den Aufwand nicht länger tragen könne welchen ihr der Schutz von Parma verurſache. Es blieb kein Zweifel, daß die Farneſen verloren wa- Papſt Paul III war durch den Zuſammenhang der geiſt- Und an wen ſollten ſie ſich wenden, wenn nicht an Dem König ward der Antrag gemacht noch ehe die Ir- Zuerſt wurden einige zuverläßige Leute nach Italien ge- 1 Instruttione al Vescovo d’Imola: Er habe dem ſpaniſchen
Botſchafter geſagt: che se pure S. Mà haveva desiderio di haver Parma, si aspettasse la maturità del tempo a parlarne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0186" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/> Bedingungen. <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Instruttione al Vescovo d’Imola:</hi> Er habe dem ſpaniſchen<lb/> Botſchafter geſagt: <hi rendition="#aq">che se pure S. M<hi rendition="#sup">à</hi> haveva desiderio di haver<lb/> Parma, si aspettasse la maturità del tempo a parlarne.</hi></note> Dem Herzog Ottavio ließ er endlich ge-<lb/> radezu wiſſen, daß die Kammer den Aufwand nicht länger<lb/> tragen könne welchen ihr der Schutz von Parma verurſache.</p><lb/> <p>Es blieb kein Zweifel, daß die Farneſen verloren wa-<lb/> ren, wenn ſie nicht zu einem außerordentlichen Mittel griffen.</p><lb/> <p>Papſt Paul <hi rendition="#aq">III</hi> war durch den Zuſammenhang der geiſt-<lb/> lichen und weltlichen Geſchäfte abgehalten worden, in ein<lb/> entſchiedenes Verhältniß zu Frankreich zu treten. Bei ſei-<lb/> nen Enkeln fielen die geiſtlichen Rückſichten weg. Allerdings<lb/> hatten ſie in den Gebieten der Kirche und des Kaiſers nicht<lb/> wenig zu verlieren, allein ſie konnten auch gewinnen, ſich<lb/> vielleicht rächen, und vor allen Dingen ſich als Fürſten in<lb/> Parma behaupten.</p><lb/> <p>Und an wen ſollten ſie ſich wenden, wenn nicht an<lb/> Heinrich <hi rendition="#aq">II</hi>, in deſſen Familie einer von ihnen, Oratio, auf-<lb/> genommen war?</p><lb/> <p>Dem König ward der Antrag gemacht noch ehe die Ir-<lb/> rungen mit England vollkommen beſeitigt waren; er trug<lb/> dazu bei daß dieß geſchah.</p><lb/> <p>Zuerſt wurden einige zuverläßige Leute nach Italien ge-<lb/> ſendet, um die Lage der Dinge, auch die Haltbarkeit des<lb/> Platzes zu unterſuchen. Als deren Bericht günſtig ausfiel,<lb/> ward ein Vertrag geſchloſſen, kraft deſſen der König die<lb/> Farneſen in Schutz nahm und eine Mannſchaft zu Pferd<lb/> und zu Fuß nach Parma zu ſchicken verſprach, groß genug<lb/> um eine Belagerung auszuhalten, Ottavio dagegen ſich ver-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0186]
Neuntes Buch. Viertes Capitel.
Bedingungen. 1 Dem Herzog Ottavio ließ er endlich ge-
radezu wiſſen, daß die Kammer den Aufwand nicht länger
tragen könne welchen ihr der Schutz von Parma verurſache.
Es blieb kein Zweifel, daß die Farneſen verloren wa-
ren, wenn ſie nicht zu einem außerordentlichen Mittel griffen.
Papſt Paul III war durch den Zuſammenhang der geiſt-
lichen und weltlichen Geſchäfte abgehalten worden, in ein
entſchiedenes Verhältniß zu Frankreich zu treten. Bei ſei-
nen Enkeln fielen die geiſtlichen Rückſichten weg. Allerdings
hatten ſie in den Gebieten der Kirche und des Kaiſers nicht
wenig zu verlieren, allein ſie konnten auch gewinnen, ſich
vielleicht rächen, und vor allen Dingen ſich als Fürſten in
Parma behaupten.
Und an wen ſollten ſie ſich wenden, wenn nicht an
Heinrich II, in deſſen Familie einer von ihnen, Oratio, auf-
genommen war?
Dem König ward der Antrag gemacht noch ehe die Ir-
rungen mit England vollkommen beſeitigt waren; er trug
dazu bei daß dieß geſchah.
Zuerſt wurden einige zuverläßige Leute nach Italien ge-
ſendet, um die Lage der Dinge, auch die Haltbarkeit des
Platzes zu unterſuchen. Als deren Bericht günſtig ausfiel,
ward ein Vertrag geſchloſſen, kraft deſſen der König die
Farneſen in Schutz nahm und eine Mannſchaft zu Pferd
und zu Fuß nach Parma zu ſchicken verſprach, groß genug
um eine Belagerung auszuhalten, Ottavio dagegen ſich ver-
1 Instruttione al Vescovo d’Imola: Er habe dem ſpaniſchen
Botſchafter geſagt: che se pure S. Mà haveva desiderio di haver
Parma, si aspettasse la maturità del tempo a parlarne.
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