Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Neuntes Buch. Viertes Capitel.
aufzählen, die er schon immer gegen den Kaiser erhoben, --
die Züchtigung der Deutschen die in seinen Dienst getreten,
die Begünstigung die den Engländern während des Krie-
ges zu Theil geworden sey, endlich die Verbindung mit dem
Papst wider Parma und Mirandula, -- und ihm erklären,
da die Freundschaft des Kaisers nur in Worten bestehe, und
sich bei jeder Verhandlung in das Gegentheil verwandle, so
sey er entschlossen dieß nicht mehr mit anzusehen, sondern
seine Angelegenheiten selbst in Acht zu nehmen, wie es Gott
erlauben werde. 1

So brach die alte Feindseligkeit wieder aus, welche mit
so viel Mühe bisher niedergehalten worden. Die Lage des
Kaisers ward um so bedenklicher, da sie zugleich mit jener
Erneuerung der osmanischen Anfälle verbunden war.

Wir wissen: es war der Friede mit diesen beiden Mäch-
ten gewesen, was es dem Kaiser möglich gemacht hatte die
Protestanten zu überwältigen. Es mußte sich nun zeigen,
ob das damals gewonnene Übergewicht auch bei dem Wie-
derausbruch jener Kriege sich haltbar beweisen würde.


1 Schreiben des kaiserlichen Gesandten S. Mauris 14 Sept.
1551. Die Worte sind: que veendo el dicho Sr rey, que toda
la amistad propuesta por V. Md consiste en palabras, y que usa
de punctos contrarios en todas negociaciones, ha deliberade de
no sufrir mas tal manera de actos, antes proveer en sus cosas
come dios permitira.
(Arch. v. Simancas in Paris.)

Neuntes Buch. Viertes Capitel.
aufzählen, die er ſchon immer gegen den Kaiſer erhoben, —
die Züchtigung der Deutſchen die in ſeinen Dienſt getreten,
die Begünſtigung die den Engländern während des Krie-
ges zu Theil geworden ſey, endlich die Verbindung mit dem
Papſt wider Parma und Mirandula, — und ihm erklären,
da die Freundſchaft des Kaiſers nur in Worten beſtehe, und
ſich bei jeder Verhandlung in das Gegentheil verwandle, ſo
ſey er entſchloſſen dieß nicht mehr mit anzuſehen, ſondern
ſeine Angelegenheiten ſelbſt in Acht zu nehmen, wie es Gott
erlauben werde. 1

So brach die alte Feindſeligkeit wieder aus, welche mit
ſo viel Mühe bisher niedergehalten worden. Die Lage des
Kaiſers ward um ſo bedenklicher, da ſie zugleich mit jener
Erneuerung der osmaniſchen Anfälle verbunden war.

Wir wiſſen: es war der Friede mit dieſen beiden Mäch-
ten geweſen, was es dem Kaiſer möglich gemacht hatte die
Proteſtanten zu überwältigen. Es mußte ſich nun zeigen,
ob das damals gewonnene Übergewicht auch bei dem Wie-
derausbruch jener Kriege ſich haltbar beweiſen würde.


1 Schreiben des kaiſerlichen Geſandten S. Mauris 14 Sept.
1551. Die Worte ſind: que veendo el dicho Sr rey, que toda
la amistad propuesta por V. Md consiste en palabras, y que usa
de punctos contrarios en todas negociaciones, ha deliberade de
no sufrir mas tal manera de actos, antes proveer en sus cosas
come dios permitira.
(Arch. v. Simancas in Paris.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0188" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/>
aufzählen, die er &#x017F;chon immer gegen den Kai&#x017F;er erhoben, &#x2014;<lb/>
die Züchtigung der Deut&#x017F;chen die in &#x017F;einen Dien&#x017F;t getreten,<lb/>
die Begün&#x017F;tigung die den Engländern während des Krie-<lb/>
ges zu Theil geworden &#x017F;ey, endlich die Verbindung mit dem<lb/>
Pap&#x017F;t wider Parma und Mirandula, &#x2014; und ihm erklären,<lb/>
da die Freund&#x017F;chaft des Kai&#x017F;ers nur in Worten be&#x017F;tehe, und<lb/>
&#x017F;ich bei jeder Verhandlung in das Gegentheil verwandle, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ey er ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en dieß nicht mehr mit anzu&#x017F;ehen, &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;eine Angelegenheiten &#x017F;elb&#x017F;t in Acht zu nehmen, wie es Gott<lb/>
erlauben werde. <note place="foot" n="1">Schreiben des kai&#x017F;erlichen Ge&#x017F;andten S. Mauris 14 Sept.<lb/>
1551. Die Worte &#x017F;ind: <hi rendition="#aq">que veendo el dicho S<hi rendition="#sup">r</hi> rey, que toda<lb/>
la amistad propuesta por V. M<hi rendition="#sup">d</hi> consiste en palabras, y que usa<lb/>
de punctos contrarios en todas negociaciones, ha deliberade de<lb/>
no sufrir mas tal manera de actos, antes proveer en sus cosas<lb/>
come dios permitira.</hi> (Arch. v. Simancas in Paris.)</note></p><lb/>
            <p>So brach die alte Feind&#x017F;eligkeit wieder aus, welche mit<lb/>
&#x017F;o viel Mühe bisher niedergehalten worden. Die Lage des<lb/>
Kai&#x017F;ers ward um &#x017F;o bedenklicher, da &#x017F;ie zugleich mit jener<lb/>
Erneuerung der osmani&#x017F;chen Anfälle verbunden war.</p><lb/>
            <p>Wir wi&#x017F;&#x017F;en: es war der Friede mit die&#x017F;en beiden Mäch-<lb/>
ten gewe&#x017F;en, was es dem Kai&#x017F;er möglich gemacht hatte die<lb/>
Prote&#x017F;tanten zu überwältigen. Es mußte &#x017F;ich nun zeigen,<lb/>
ob das damals gewonnene Übergewicht auch bei dem Wie-<lb/>
derausbruch jener Kriege &#x017F;ich haltbar bewei&#x017F;en würde.</p>
          </div>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0188] Neuntes Buch. Viertes Capitel. aufzählen, die er ſchon immer gegen den Kaiſer erhoben, — die Züchtigung der Deutſchen die in ſeinen Dienſt getreten, die Begünſtigung die den Engländern während des Krie- ges zu Theil geworden ſey, endlich die Verbindung mit dem Papſt wider Parma und Mirandula, — und ihm erklären, da die Freundſchaft des Kaiſers nur in Worten beſtehe, und ſich bei jeder Verhandlung in das Gegentheil verwandle, ſo ſey er entſchloſſen dieß nicht mehr mit anzuſehen, ſondern ſeine Angelegenheiten ſelbſt in Acht zu nehmen, wie es Gott erlauben werde. 1 So brach die alte Feindſeligkeit wieder aus, welche mit ſo viel Mühe bisher niedergehalten worden. Die Lage des Kaiſers ward um ſo bedenklicher, da ſie zugleich mit jener Erneuerung der osmaniſchen Anfälle verbunden war. Wir wiſſen: es war der Friede mit dieſen beiden Mäch- ten geweſen, was es dem Kaiſer möglich gemacht hatte die Proteſtanten zu überwältigen. Es mußte ſich nun zeigen, ob das damals gewonnene Übergewicht auch bei dem Wie- derausbruch jener Kriege ſich haltbar beweiſen würde. 1 Schreiben des kaiſerlichen Geſandten S. Mauris 14 Sept. 1551. Die Worte ſind: que veendo el dicho Sr rey, que toda la amistad propuesta por V. Md consiste en palabras, y que usa de punctos contrarios en todas negociaciones, ha deliberade de no sufrir mas tal manera de actos, antes proveer en sus cosas come dios permitira. (Arch. v. Simancas in Paris.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/188
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/188>, abgerufen am 21.11.2024.