Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Fünftes Capitel. Magdeburgern, eine Anzahl Junker aus dem Lande Jerichowgefangen zu nehmen; sie überfielen die benachbarten Märkte oder Klöster; auch sie nahmen wohl tangermündische Güter weg, oder suchten sich ihres Schadens an einem reichen Ju- den zu erholen, der mit ihren Feinden in Verbindung stand: das Faustrecht im Kleinen galt gleichsam wieder, und ein Je- der fügte dem Andern so viel Schaden zu als er vermochte. Ernstlichere Feindseligkeiten begannen dadurch, daß der 1 Hase an Viglius 21sten October: "Ist die Sache also er-
gangen, das Herzog Jörg von Meklenburg ain Zwiespalt mit seinem Vetter und Bruedern des Bischthums Schwerin halber gehabt (vgl. Rudolf N. Gesch. von Meklenburg I, 120; Krey Beiträge zur Mek- lenburgischen Kirchen- und Gelehrtengesch. enthält nichts von Be- lang), da ime etlich trutzige wort von seinem Vetter Hz. Heinrichen begegnet, deren er sich gern gerochen hett, und hat also Hz. Heinrichs von Braunschweigh kriegsvolk an sich gehenkt, in Meinung, sich wie vorlaut zu rächen: dieweil er aber kain Gelt gehabt und das kriegs- volk auch arm gewesen, hat er gedacht sich an denjenigen die der magdeburgischen Rebellion etwas anhängig gewesen zu erholen, die- weil sie daselbst nit wol sündigen können" -- -- (Brüss. Archiv.) Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel. Magdeburgern, eine Anzahl Junker aus dem Lande Jerichowgefangen zu nehmen; ſie überfielen die benachbarten Märkte oder Klöſter; auch ſie nahmen wohl tangermündiſche Güter weg, oder ſuchten ſich ihres Schadens an einem reichen Ju- den zu erholen, der mit ihren Feinden in Verbindung ſtand: das Fauſtrecht im Kleinen galt gleichſam wieder, und ein Je- der fügte dem Andern ſo viel Schaden zu als er vermochte. Ernſtlichere Feindſeligkeiten begannen dadurch, daß der 1 Haſe an Viglius 21ſten October: „Iſt die Sache alſo er-
gangen, das Herzog Joͤrg von Meklenburg ain Zwieſpalt mit ſeinem Vetter und Bruedern des Biſchthums Schwerin halber gehabt (vgl. Rudolf N. Geſch. von Meklenburg I, 120; Krey Beitraͤge zur Mek- lenburgiſchen Kirchen- und Gelehrtengeſch. enthaͤlt nichts von Be- lang), da ime etlich trutzige wort von ſeinem Vetter Hz. Heinrichen begegnet, deren er ſich gern gerochen hett, und hat alſo Hz. Heinrichs von Braunſchweigh kriegsvolk an ſich gehenkt, in Meinung, ſich wie vorlaut zu raͤchen: dieweil er aber kain Gelt gehabt und das kriegs- volk auch arm geweſen, hat er gedacht ſich an denjenigen die der magdeburgiſchen Rebellion etwas anhaͤngig geweſen zu erholen, die- weil ſie daſelbſt nit wol ſuͤndigen koͤnnen“ — — (Bruͤſſ. Archiv.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0192" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> Magdeburgern, eine Anzahl Junker aus dem Lande Jerichow<lb/> gefangen zu nehmen; ſie überfielen die benachbarten Märkte<lb/> oder Klöſter; auch ſie nahmen wohl tangermündiſche Güter<lb/> weg, oder ſuchten ſich ihres Schadens an einem reichen Ju-<lb/> den zu erholen, der mit ihren Feinden in Verbindung ſtand:<lb/> das Fauſtrecht im Kleinen galt gleichſam wieder, und ein Je-<lb/> der fügte dem Andern ſo viel Schaden zu als er vermochte.</p><lb/> <p>Ernſtlichere Feindſeligkeiten begannen dadurch, daß der<lb/> junge Georg von Meklenburg, der dem Herzog Heinrich ge-<lb/> gen Braunſchweig zugezogen war, mit einem Theil der von<lb/> dort entlaſſenen Truppen in dem magdeburgiſchen Gebiete<lb/> erſchien, eigentlich nur, um hindurchzuziehen und in ſeinem<lb/> Vaterlande gewiſſe Anſprüche, die er in Folge einer kaiſer-<lb/> lichen Anwartſchaft auf das Bisthum Schwerin erhob, ge-<lb/> gen ſeine Brüder und ſeinen Oheim durchzuſetzen. Er hielt<lb/> es für ganz erlaubt, auf ſeinem Wege die Ungehorſamen, die<lb/> Rebellen, wie man ſie nannte, ein wenig zu züchtigen. <note place="foot" n="1">Haſe an Viglius 21ſten October: „Iſt die Sache alſo er-<lb/> gangen, das Herzog Joͤrg von Meklenburg ain Zwieſpalt mit ſeinem<lb/> Vetter und Bruedern des Biſchthums Schwerin halber gehabt (vgl.<lb/> Rudolf N. Geſch. von Meklenburg <hi rendition="#aq">I,</hi> 120; Krey Beitraͤge zur Mek-<lb/> lenburgiſchen Kirchen- und Gelehrtengeſch. enthaͤlt nichts von Be-<lb/> lang), da ime etlich trutzige wort von ſeinem Vetter Hz. Heinrichen<lb/> begegnet, deren er ſich gern gerochen hett, und hat alſo Hz. Heinrichs<lb/> von Braunſchweigh kriegsvolk an ſich gehenkt, in Meinung, ſich wie<lb/> vorlaut zu raͤchen: dieweil er aber kain Gelt gehabt und das kriegs-<lb/> volk auch arm geweſen, hat er gedacht ſich an denjenigen die der<lb/> magdeburgiſchen Rebellion etwas anhaͤngig geweſen zu erholen, die-<lb/> weil ſie daſelbſt nit wol ſuͤndigen koͤnnen“ — — (Bruͤſſ. Archiv.)</note> In<lb/> den Bürgern war noch ein ſo energiſches Selbſtgefühl, daß<lb/> ſie auch ihr Gebiet nicht wollten beſchädigen laſſen und<lb/> dem Herzog im offenen Lande entgegenzogen. Aber bei wei-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0192]
Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel.
Magdeburgern, eine Anzahl Junker aus dem Lande Jerichow
gefangen zu nehmen; ſie überfielen die benachbarten Märkte
oder Klöſter; auch ſie nahmen wohl tangermündiſche Güter
weg, oder ſuchten ſich ihres Schadens an einem reichen Ju-
den zu erholen, der mit ihren Feinden in Verbindung ſtand:
das Fauſtrecht im Kleinen galt gleichſam wieder, und ein Je-
der fügte dem Andern ſo viel Schaden zu als er vermochte.
Ernſtlichere Feindſeligkeiten begannen dadurch, daß der
junge Georg von Meklenburg, der dem Herzog Heinrich ge-
gen Braunſchweig zugezogen war, mit einem Theil der von
dort entlaſſenen Truppen in dem magdeburgiſchen Gebiete
erſchien, eigentlich nur, um hindurchzuziehen und in ſeinem
Vaterlande gewiſſe Anſprüche, die er in Folge einer kaiſer-
lichen Anwartſchaft auf das Bisthum Schwerin erhob, ge-
gen ſeine Brüder und ſeinen Oheim durchzuſetzen. Er hielt
es für ganz erlaubt, auf ſeinem Wege die Ungehorſamen, die
Rebellen, wie man ſie nannte, ein wenig zu züchtigen. 1 In
den Bürgern war noch ein ſo energiſches Selbſtgefühl, daß
ſie auch ihr Gebiet nicht wollten beſchädigen laſſen und
dem Herzog im offenen Lande entgegenzogen. Aber bei wei-
1 Haſe an Viglius 21ſten October: „Iſt die Sache alſo er-
gangen, das Herzog Joͤrg von Meklenburg ain Zwieſpalt mit ſeinem
Vetter und Bruedern des Biſchthums Schwerin halber gehabt (vgl.
Rudolf N. Geſch. von Meklenburg I, 120; Krey Beitraͤge zur Mek-
lenburgiſchen Kirchen- und Gelehrtengeſch. enthaͤlt nichts von Be-
lang), da ime etlich trutzige wort von ſeinem Vetter Hz. Heinrichen
begegnet, deren er ſich gern gerochen hett, und hat alſo Hz. Heinrichs
von Braunſchweigh kriegsvolk an ſich gehenkt, in Meinung, ſich wie
vorlaut zu raͤchen: dieweil er aber kain Gelt gehabt und das kriegs-
volk auch arm geweſen, hat er gedacht ſich an denjenigen die der
magdeburgiſchen Rebellion etwas anhaͤngig geweſen zu erholen, die-
weil ſie daſelbſt nit wol ſuͤndigen koͤnnen“ — — (Bruͤſſ. Archiv.)
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