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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Anmaßung der Spanier.
eine Augsburger Chronik, "so treiben sie doch allen Muth-
willen ohne daß ihnen jemand einredet oder sie daran hin-
dert: sie machen daß in Augsburg niemand mehr Herr
und Meister ist weder über Leib und Gut noch über Weib
und Kind"; -- durch ihre nationale Anmaßung fühlten
sich die Deutschen gehöhnt. Bei einem Gastgebot, dem
der sächsische Gesandte beiwohnte, beklagten sie sich daß
ihr Prinz in der Capelle unter den Churfürsten stehe: man
wisse in Deutschland wohl nicht was ein Prinz von Hi-
spanien bedeute oder vermöge. Ohne Hehl ließen sie sich
vernehmen, das Kaiserthum könne ihnen nicht entgehn: der
Churfürst von Cölln sey eine Creatur des Kaisers, Mainz
der Rath desselben, Pfalz ein noch nicht ganz ausgesöhnter
Feind der nichts verweigern dürfe, Sachsen durch die empfan-
genen Wohlthaten gefesselt, Brandenburg, das nicht die Mit-
tel habe seinen churfürstlichen Stand aufrecht zu halten, werde
mit 100000 Gulden und etwa der Versicherung der Stifter
zu gewinnen seyn, mit Trier wolle man schon fertig wer-
den: wollte Gott die Churfürsten wären nur alle zugegen:
sähen sie das Angesicht des Kaisers, würde man ihnen freund-
lich zusprechen, mit ihnen bankettiren, so wäre alles aus-
gerichtet. Bei jener Vorhaltung in den kaiserlichen Gemä-
chern hatte man Alba und Arras über die betroffenen Für-
sten und Räthe lachen sehen; die Spanier spotteten über
die Sorglosigkeit des Landgrafen, der Thor genug gewesen
sey sich mit guten Worten in Haft bringen zu lassen.

"Dahin," ruft der brandenburgische Gesandte, Christoph
von der Straßen, aus, "ist es mit den Deutschen gekom-
men, die sonst von allen Nationen gefürchtet waren: jetzt

Ranke D. Gesch. V. 13

Anmaßung der Spanier.
eine Augsburger Chronik, „ſo treiben ſie doch allen Muth-
willen ohne daß ihnen jemand einredet oder ſie daran hin-
dert: ſie machen daß in Augsburg niemand mehr Herr
und Meiſter iſt weder über Leib und Gut noch über Weib
und Kind“; — durch ihre nationale Anmaßung fühlten
ſich die Deutſchen gehöhnt. Bei einem Gaſtgebot, dem
der ſächſiſche Geſandte beiwohnte, beklagten ſie ſich daß
ihr Prinz in der Capelle unter den Churfürſten ſtehe: man
wiſſe in Deutſchland wohl nicht was ein Prinz von Hi-
ſpanien bedeute oder vermöge. Ohne Hehl ließen ſie ſich
vernehmen, das Kaiſerthum könne ihnen nicht entgehn: der
Churfürſt von Cölln ſey eine Creatur des Kaiſers, Mainz
der Rath deſſelben, Pfalz ein noch nicht ganz ausgeſöhnter
Feind der nichts verweigern dürfe, Sachſen durch die empfan-
genen Wohlthaten gefeſſelt, Brandenburg, das nicht die Mit-
tel habe ſeinen churfürſtlichen Stand aufrecht zu halten, werde
mit 100000 Gulden und etwa der Verſicherung der Stifter
zu gewinnen ſeyn, mit Trier wolle man ſchon fertig wer-
den: wollte Gott die Churfürſten wären nur alle zugegen:
ſähen ſie das Angeſicht des Kaiſers, würde man ihnen freund-
lich zuſprechen, mit ihnen bankettiren, ſo wäre alles aus-
gerichtet. Bei jener Vorhaltung in den kaiſerlichen Gemä-
chern hatte man Alba und Arras über die betroffenen Für-
ſten und Räthe lachen ſehen; die Spanier ſpotteten über
die Sorgloſigkeit des Landgrafen, der Thor genug geweſen
ſey ſich mit guten Worten in Haft bringen zu laſſen.

„Dahin,“ ruft der brandenburgiſche Geſandte, Chriſtoph
von der Straßen, aus, „iſt es mit den Deutſchen gekom-
men, die ſonſt von allen Nationen gefürchtet waren: jetzt

Ranke D. Geſch. V. 13
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[193/0205] Anmaßung der Spanier. eine Augsburger Chronik, „ſo treiben ſie doch allen Muth- willen ohne daß ihnen jemand einredet oder ſie daran hin- dert: ſie machen daß in Augsburg niemand mehr Herr und Meiſter iſt weder über Leib und Gut noch über Weib und Kind“; — durch ihre nationale Anmaßung fühlten ſich die Deutſchen gehöhnt. Bei einem Gaſtgebot, dem der ſächſiſche Geſandte beiwohnte, beklagten ſie ſich daß ihr Prinz in der Capelle unter den Churfürſten ſtehe: man wiſſe in Deutſchland wohl nicht was ein Prinz von Hi- ſpanien bedeute oder vermöge. Ohne Hehl ließen ſie ſich vernehmen, das Kaiſerthum könne ihnen nicht entgehn: der Churfürſt von Cölln ſey eine Creatur des Kaiſers, Mainz der Rath deſſelben, Pfalz ein noch nicht ganz ausgeſöhnter Feind der nichts verweigern dürfe, Sachſen durch die empfan- genen Wohlthaten gefeſſelt, Brandenburg, das nicht die Mit- tel habe ſeinen churfürſtlichen Stand aufrecht zu halten, werde mit 100000 Gulden und etwa der Verſicherung der Stifter zu gewinnen ſeyn, mit Trier wolle man ſchon fertig wer- den: wollte Gott die Churfürſten wären nur alle zugegen: ſähen ſie das Angeſicht des Kaiſers, würde man ihnen freund- lich zuſprechen, mit ihnen bankettiren, ſo wäre alles aus- gerichtet. Bei jener Vorhaltung in den kaiſerlichen Gemä- chern hatte man Alba und Arras über die betroffenen Für- ſten und Räthe lachen ſehen; die Spanier ſpotteten über die Sorgloſigkeit des Landgrafen, der Thor genug geweſen ſey ſich mit guten Worten in Haft bringen zu laſſen. „Dahin,“ ruft der brandenburgiſche Geſandte, Chriſtoph von der Straßen, aus, „iſt es mit den Deutſchen gekom- men, die ſonſt von allen Nationen gefürchtet waren: jetzt Ranke D. Geſch. V. 13

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/205>, abgerufen am 24.11.2024.