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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Missionen nach dem Ausland.
die Söhne Johann Friedrichs mit Demjenigen in Friede zu
setzen der sie der Chur beraubt hatte. Schon bei der Tor-
gauer Zusammenkunft hatte man den Beschluß gefaßt, wenn
sie auch die Vorschläge nicht annähmen die man ihnen ma-
chen würde, sich doch dadurch von weiterm Fortschreiten
nicht abhalten zu lassen, und nur vergeblich bemühte sich
Markgraf Johann noch eine Weile sie herbeizuziehen; Mo-
ritz, in dessen Briefen überhaupt nichts so häufig und so
dringend eingeschärft wird wie das Geheimniß, um so mehr
da ihm Gerüchte vom kaiserlichen Hofe kamen, man mißtraue
ihm dort und hege Besorgnisse, 1 fürchtete nur immer, es
möchte seinen Vettern zu viel mitgetheilt werden, so daß sie
ihn verrathen könnten. Er seinerseits hatte für den Erfolg
sein Augenmerk von Anfang an noch mehr auf Frankreich
gerichtet als auf Deutschland. 2 Mit Freuden vernimmt er,
daß sich nach allen Nachrichten der Bruch zwischen Carl V
und Heinrich II unvermeidlich zeigt. Jetzt, meint er, werde
der König Freunde brauchen und fort müssen.

Es versteht sich wohl, daß ein Antrag wie der von
Reiffenberg überbrachte, dem König von Frankreich im höch-
sten Grade willkommen seyn mußte. Was er ohnehin zu
thun im Begriff war, dazu forderten jetzt deutsche Fürsten
ihn auf. Nicht allein eine sehr erwünschte und nützliche Hülfe
bot sich ihm damit dar, sondern auch, da man ihn suchte

1 Er erwähnt der Reden am Hof: "man sol auff Herzog Mo-
ritz sehen, wan die Stadt Magtburg erobert, das er nüt ein Ge-
sellschaft an sich heng und Reiss dem kaiser ein Poßle."
2 "Da wir desselben mannes (Heinrichs II) nerva belli nit
sollten haben, so acht Ich den Handel bei mir unmuglich." Schrei-
ben vom 18 Juni.

Miſſionen nach dem Ausland.
die Söhne Johann Friedrichs mit Demjenigen in Friede zu
ſetzen der ſie der Chur beraubt hatte. Schon bei der Tor-
gauer Zuſammenkunft hatte man den Beſchluß gefaßt, wenn
ſie auch die Vorſchläge nicht annähmen die man ihnen ma-
chen würde, ſich doch dadurch von weiterm Fortſchreiten
nicht abhalten zu laſſen, und nur vergeblich bemühte ſich
Markgraf Johann noch eine Weile ſie herbeizuziehen; Mo-
ritz, in deſſen Briefen überhaupt nichts ſo häufig und ſo
dringend eingeſchärft wird wie das Geheimniß, um ſo mehr
da ihm Gerüchte vom kaiſerlichen Hofe kamen, man mißtraue
ihm dort und hege Beſorgniſſe, 1 fürchtete nur immer, es
möchte ſeinen Vettern zu viel mitgetheilt werden, ſo daß ſie
ihn verrathen könnten. Er ſeinerſeits hatte für den Erfolg
ſein Augenmerk von Anfang an noch mehr auf Frankreich
gerichtet als auf Deutſchland. 2 Mit Freuden vernimmt er,
daß ſich nach allen Nachrichten der Bruch zwiſchen Carl V
und Heinrich II unvermeidlich zeigt. Jetzt, meint er, werde
der König Freunde brauchen und fort müſſen.

Es verſteht ſich wohl, daß ein Antrag wie der von
Reiffenberg überbrachte, dem König von Frankreich im höch-
ſten Grade willkommen ſeyn mußte. Was er ohnehin zu
thun im Begriff war, dazu forderten jetzt deutſche Fürſten
ihn auf. Nicht allein eine ſehr erwünſchte und nützliche Hülfe
bot ſich ihm damit dar, ſondern auch, da man ihn ſuchte

1 Er erwaͤhnt der Reden am Hof: „man ſol auff Herzog Mo-
ritz ſehen, wan die Stadt Magtburg erobert, das er nuͤt ein Ge-
ſellſchaft an ſich heng und Reiſſ dem kaiſer ein Poßle.“
2 „Da wir deſſelben mannes (Heinrichs II) nerva belli nit
ſollten haben, ſo acht Ich den Handel bei mir unmuglich.“ Schrei-
ben vom 18 Juni.
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[215/0227] Miſſionen nach dem Ausland. die Söhne Johann Friedrichs mit Demjenigen in Friede zu ſetzen der ſie der Chur beraubt hatte. Schon bei der Tor- gauer Zuſammenkunft hatte man den Beſchluß gefaßt, wenn ſie auch die Vorſchläge nicht annähmen die man ihnen ma- chen würde, ſich doch dadurch von weiterm Fortſchreiten nicht abhalten zu laſſen, und nur vergeblich bemühte ſich Markgraf Johann noch eine Weile ſie herbeizuziehen; Mo- ritz, in deſſen Briefen überhaupt nichts ſo häufig und ſo dringend eingeſchärft wird wie das Geheimniß, um ſo mehr da ihm Gerüchte vom kaiſerlichen Hofe kamen, man mißtraue ihm dort und hege Beſorgniſſe, 1 fürchtete nur immer, es möchte ſeinen Vettern zu viel mitgetheilt werden, ſo daß ſie ihn verrathen könnten. Er ſeinerſeits hatte für den Erfolg ſein Augenmerk von Anfang an noch mehr auf Frankreich gerichtet als auf Deutſchland. 2 Mit Freuden vernimmt er, daß ſich nach allen Nachrichten der Bruch zwiſchen Carl V und Heinrich II unvermeidlich zeigt. Jetzt, meint er, werde der König Freunde brauchen und fort müſſen. Es verſteht ſich wohl, daß ein Antrag wie der von Reiffenberg überbrachte, dem König von Frankreich im höch- ſten Grade willkommen ſeyn mußte. Was er ohnehin zu thun im Begriff war, dazu forderten jetzt deutſche Fürſten ihn auf. Nicht allein eine ſehr erwünſchte und nützliche Hülfe bot ſich ihm damit dar, ſondern auch, da man ihn ſuchte 1 Er erwaͤhnt der Reden am Hof: „man ſol auff Herzog Mo- ritz ſehen, wan die Stadt Magtburg erobert, das er nuͤt ein Ge- ſellſchaft an ſich heng und Reiſſ dem kaiſer ein Poßle.“ 2 „Da wir deſſelben mannes (Heinrichs II) nerva belli nit ſollten haben, ſo acht Ich den Handel bei mir unmuglich.“ Schrei- ben vom 18 Juni.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/227>, abgerufen am 24.11.2024.