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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Erstes Capitel.

Es ist nicht zu beschreiben, in welche Stimmung von
Haß und verhaltener Wuth der Papst hiedurch gerieth.

Don Diego Mendoza berichtet, er habe gesagt, wenn
man ihm Piacenza nicht wiedergebe, so werde er sich helfen
so gut er könne, und sollte er die Hölle zu Hülfe rufen. 1
Mendoza ist überzeugt, ein Bund mit Frankreich sey dem
Abschluß nahe, man denke den Herzog von Guise zum Kö-
nig von Neapel zu machen. Ein Wort des Cardinal Far-
nese, der heilige Vater werde sich mit Jemand verbinden,
von dem man es nicht denke, deutet er auf das Vorhaben
eines Bundes mit dem Sultan. Dem Gesandten dagegen
gieng der Gedanke durch den Kopf, sich im Namen des
Kaisers der Engelsburg zu bemächtigen: wäre nur der Ver-
dacht nicht so wachsam gewesen.

Diese weltliche Entzweiung machte nun den in den geist-
lichen Geschäften eingetretenen Bruch vollends unheilbar.

Der Papst sah in den Anträgen, die der Cardinal Ma-
drucci brachte, doch nichts als eine neue Feindseligkeit: er
wußte sehr wohl, daß die Forderung der Zurückverlegung
noch keineswegs das letzte Wort des Kaisers enthielt.

Dazu aber, diese Forderung geradehin zurückzuweisen,
war jedoch seine Stellung auch nicht angethan. Wie der
Kaiser, so mußte auch er maaßhaltend, mit der nöthigen
Rechtfertigung vor der Welt erscheinen.

Zuerst legte er die Sache einer Deputation von Car-
dinälen vor. Deren Urtheil war, daß Kaiser und Reich es
nicht übel deuten könne, wenn S. Heil. in der wichtigen

1 "que hara lo que pudiere y se ajutara con el diablo."
(Mendoza 20 Sept)
Neuntes Buch. Erſtes Capitel.

Es iſt nicht zu beſchreiben, in welche Stimmung von
Haß und verhaltener Wuth der Papſt hiedurch gerieth.

Don Diego Mendoza berichtet, er habe geſagt, wenn
man ihm Piacenza nicht wiedergebe, ſo werde er ſich helfen
ſo gut er könne, und ſollte er die Hölle zu Hülfe rufen. 1
Mendoza iſt überzeugt, ein Bund mit Frankreich ſey dem
Abſchluß nahe, man denke den Herzog von Guiſe zum Kö-
nig von Neapel zu machen. Ein Wort des Cardinal Far-
neſe, der heilige Vater werde ſich mit Jemand verbinden,
von dem man es nicht denke, deutet er auf das Vorhaben
eines Bundes mit dem Sultan. Dem Geſandten dagegen
gieng der Gedanke durch den Kopf, ſich im Namen des
Kaiſers der Engelsburg zu bemächtigen: wäre nur der Ver-
dacht nicht ſo wachſam geweſen.

Dieſe weltliche Entzweiung machte nun den in den geiſt-
lichen Geſchäften eingetretenen Bruch vollends unheilbar.

Der Papſt ſah in den Anträgen, die der Cardinal Ma-
drucci brachte, doch nichts als eine neue Feindſeligkeit: er
wußte ſehr wohl, daß die Forderung der Zurückverlegung
noch keineswegs das letzte Wort des Kaiſers enthielt.

Dazu aber, dieſe Forderung geradehin zurückzuweiſen,
war jedoch ſeine Stellung auch nicht angethan. Wie der
Kaiſer, ſo mußte auch er maaßhaltend, mit der nöthigen
Rechtfertigung vor der Welt erſcheinen.

Zuerſt legte er die Sache einer Deputation von Car-
dinälen vor. Deren Urtheil war, daß Kaiſer und Reich es
nicht übel deuten könne, wenn S. Heil. in der wichtigen

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[12/0024] Neuntes Buch. Erſtes Capitel. Es iſt nicht zu beſchreiben, in welche Stimmung von Haß und verhaltener Wuth der Papſt hiedurch gerieth. Don Diego Mendoza berichtet, er habe geſagt, wenn man ihm Piacenza nicht wiedergebe, ſo werde er ſich helfen ſo gut er könne, und ſollte er die Hölle zu Hülfe rufen. 1 Mendoza iſt überzeugt, ein Bund mit Frankreich ſey dem Abſchluß nahe, man denke den Herzog von Guiſe zum Kö- nig von Neapel zu machen. Ein Wort des Cardinal Far- neſe, der heilige Vater werde ſich mit Jemand verbinden, von dem man es nicht denke, deutet er auf das Vorhaben eines Bundes mit dem Sultan. Dem Geſandten dagegen gieng der Gedanke durch den Kopf, ſich im Namen des Kaiſers der Engelsburg zu bemächtigen: wäre nur der Ver- dacht nicht ſo wachſam geweſen. Dieſe weltliche Entzweiung machte nun den in den geiſt- lichen Geſchäften eingetretenen Bruch vollends unheilbar. Der Papſt ſah in den Anträgen, die der Cardinal Ma- drucci brachte, doch nichts als eine neue Feindſeligkeit: er wußte ſehr wohl, daß die Forderung der Zurückverlegung noch keineswegs das letzte Wort des Kaiſers enthielt. Dazu aber, dieſe Forderung geradehin zurückzuweiſen, war jedoch ſeine Stellung auch nicht angethan. Wie der Kaiſer, ſo mußte auch er maaßhaltend, mit der nöthigen Rechtfertigung vor der Welt erſcheinen. Zuerſt legte er die Sache einer Deputation von Car- dinälen vor. Deren Urtheil war, daß Kaiſer und Reich es nicht übel deuten könne, wenn S. Heil. in der wichtigen 1 „que hara lo que pudiere y se ajutara con el diablo.“ (Mendoza 20 Sept)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/24>, abgerufen am 21.11.2024.