Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Entzweiung zwischen Kaiser und Papst.
Angelegenheit die in Bologna versammelten Prälaten selbst
zu Rathe ziehe.

Sehr besonders: dieselbe Versammlung, deren Berech-
tigung der Kaiser leugnete, wurde aufgefordert, sich über die
Anträge zu äußern die er gegen sie machte.

Und diese lehnte nun nicht mit dürren Worten ab, nach
Trient zurückzugehn, aber sie machte Bedingungen die eben
so gut waren wie eine vollkommen abschlägliche Antwort. Vor
allem sollten die in Trient zurückgebliebenen Prälaten nach
Bologna kommen und sich mit ihr vereinigen; dann wollte
sie im Voraus wissen, ob die deutsche Nation sich dem Con-
cil dergestalt unterwerfe, daß sie die in Trient beschlossenen
und bereits bekannt gemachten Decrete über die Glaubensfra-
gen anerkenne, solche niemals in Zweifel zu ziehen sich ver-
pflichte; ferner ob der Kaiser nicht etwa die bisher beobach-
teten conciliaren Formen abzuändern gedenke; ob es der
Mehrheit des Conciliums frei stehn werde, über neue Trans-
lation oder Beendigung definitiv zu beschließen. 1

Eine Antwort die den Forderungen der deutschen Na-
tion und den Absichten des Kaisers schlechthin entgegenlief.
Der Papst händigte sie dem kaiserlichen Bevollmächtigten als
seine eigne ein; dieser erkannte, daß hier weiter nichts aus-
zurichten sey, und trat seine Rückreise an. 2

Dem Kaiser konnte dieß wohl nicht unerwartet kommen;

1 Schreiben des Cardinal de Monte an den Papst, Bologna
20 Dec. 1547. Am 19ten war die Congregation gehalten, in wel-
cher die Beschlüsse gefaßt worden sind.
2 Vedendo il Cle che con tutto il negotio che si e pos-
suto fare non s'havea altra resolutione, piglio da S. Sa licentia.
(Rel. del Cl di Trento.)

Entzweiung zwiſchen Kaiſer und Papſt.
Angelegenheit die in Bologna verſammelten Prälaten ſelbſt
zu Rathe ziehe.

Sehr beſonders: dieſelbe Verſammlung, deren Berech-
tigung der Kaiſer leugnete, wurde aufgefordert, ſich über die
Anträge zu äußern die er gegen ſie machte.

Und dieſe lehnte nun nicht mit dürren Worten ab, nach
Trient zurückzugehn, aber ſie machte Bedingungen die eben
ſo gut waren wie eine vollkommen abſchlägliche Antwort. Vor
allem ſollten die in Trient zurückgebliebenen Prälaten nach
Bologna kommen und ſich mit ihr vereinigen; dann wollte
ſie im Voraus wiſſen, ob die deutſche Nation ſich dem Con-
cil dergeſtalt unterwerfe, daß ſie die in Trient beſchloſſenen
und bereits bekannt gemachten Decrete über die Glaubensfra-
gen anerkenne, ſolche niemals in Zweifel zu ziehen ſich ver-
pflichte; ferner ob der Kaiſer nicht etwa die bisher beobach-
teten conciliaren Formen abzuändern gedenke; ob es der
Mehrheit des Conciliums frei ſtehn werde, über neue Trans-
lation oder Beendigung definitiv zu beſchließen. 1

Eine Antwort die den Forderungen der deutſchen Na-
tion und den Abſichten des Kaiſers ſchlechthin entgegenlief.
Der Papſt händigte ſie dem kaiſerlichen Bevollmächtigten als
ſeine eigne ein; dieſer erkannte, daß hier weiter nichts aus-
zurichten ſey, und trat ſeine Rückreiſe an. 2

Dem Kaiſer konnte dieß wohl nicht unerwartet kommen;

1 Schreiben des Cardinal de Monte an den Papſt, Bologna
20 Dec. 1547. Am 19ten war die Congregation gehalten, in wel-
cher die Beſchluͤſſe gefaßt worden ſind.
2 Vedendo il Cle che con tutto il negotio che si è pos-
suto fare non s’havea altra resolutione, pigliò da S. Sà licentia.
(Rel. del Cl di Trento.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0025" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Entzweiung zwi&#x017F;chen Kai&#x017F;er und Pap&#x017F;t</hi>.</fw><lb/>
Angelegenheit die in Bologna ver&#x017F;ammelten Prälaten &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu Rathe ziehe.</p><lb/>
            <p>Sehr be&#x017F;onders: die&#x017F;elbe Ver&#x017F;ammlung, deren Berech-<lb/>
tigung der Kai&#x017F;er leugnete, wurde aufgefordert, &#x017F;ich über die<lb/>
Anträge zu äußern die er gegen &#x017F;ie machte.</p><lb/>
            <p>Und die&#x017F;e lehnte nun nicht mit dürren Worten ab, nach<lb/>
Trient zurückzugehn, aber &#x017F;ie machte Bedingungen die eben<lb/>
&#x017F;o gut waren wie eine vollkommen ab&#x017F;chlägliche Antwort. Vor<lb/>
allem &#x017F;ollten die in Trient zurückgebliebenen Prälaten nach<lb/>
Bologna kommen und &#x017F;ich mit ihr vereinigen; dann wollte<lb/>
&#x017F;ie im Voraus wi&#x017F;&#x017F;en, ob die deut&#x017F;che Nation &#x017F;ich dem Con-<lb/>
cil derge&#x017F;talt unterwerfe, daß &#x017F;ie die in Trient be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
und bereits bekannt gemachten Decrete über die Glaubensfra-<lb/>
gen anerkenne, &#x017F;olche niemals in Zweifel zu ziehen &#x017F;ich ver-<lb/>
pflichte; ferner ob der Kai&#x017F;er nicht etwa die bisher beobach-<lb/>
teten conciliaren Formen abzuändern gedenke; ob es der<lb/>
Mehrheit des Conciliums frei &#x017F;tehn werde, über neue Trans-<lb/>
lation oder Beendigung definitiv zu be&#x017F;chließen. <note place="foot" n="1">Schreiben des Cardinal de Monte an den Pap&#x017F;t, Bologna<lb/>
20 Dec. 1547. Am 19ten war die Congregation gehalten, in wel-<lb/>
cher die Be&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gefaßt worden &#x017F;ind.</note></p><lb/>
            <p>Eine Antwort die den Forderungen der deut&#x017F;chen Na-<lb/>
tion und den Ab&#x017F;ichten des Kai&#x017F;ers &#x017F;chlechthin entgegenlief.<lb/>
Der Pap&#x017F;t händigte &#x017F;ie dem kai&#x017F;erlichen Bevollmächtigten als<lb/>
&#x017F;eine eigne ein; die&#x017F;er erkannte, daß hier weiter nichts aus-<lb/>
zurichten &#x017F;ey, und trat &#x017F;eine Rückrei&#x017F;e an. <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Vedendo il C<hi rendition="#sup">le</hi> che con tutto il negotio che si è pos-<lb/>
suto fare non s&#x2019;havea altra resolutione, pigliò da S. S<hi rendition="#sup">à</hi> licentia.<lb/>
(Rel. del C<hi rendition="#sup">l</hi> di Trento.)</hi></note></p><lb/>
            <p>Dem Kai&#x017F;er konnte dieß wohl nicht unerwartet kommen;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0025] Entzweiung zwiſchen Kaiſer und Papſt. Angelegenheit die in Bologna verſammelten Prälaten ſelbſt zu Rathe ziehe. Sehr beſonders: dieſelbe Verſammlung, deren Berech- tigung der Kaiſer leugnete, wurde aufgefordert, ſich über die Anträge zu äußern die er gegen ſie machte. Und dieſe lehnte nun nicht mit dürren Worten ab, nach Trient zurückzugehn, aber ſie machte Bedingungen die eben ſo gut waren wie eine vollkommen abſchlägliche Antwort. Vor allem ſollten die in Trient zurückgebliebenen Prälaten nach Bologna kommen und ſich mit ihr vereinigen; dann wollte ſie im Voraus wiſſen, ob die deutſche Nation ſich dem Con- cil dergeſtalt unterwerfe, daß ſie die in Trient beſchloſſenen und bereits bekannt gemachten Decrete über die Glaubensfra- gen anerkenne, ſolche niemals in Zweifel zu ziehen ſich ver- pflichte; ferner ob der Kaiſer nicht etwa die bisher beobach- teten conciliaren Formen abzuändern gedenke; ob es der Mehrheit des Conciliums frei ſtehn werde, über neue Trans- lation oder Beendigung definitiv zu beſchließen. 1 Eine Antwort die den Forderungen der deutſchen Na- tion und den Abſichten des Kaiſers ſchlechthin entgegenlief. Der Papſt händigte ſie dem kaiſerlichen Bevollmächtigten als ſeine eigne ein; dieſer erkannte, daß hier weiter nichts aus- zurichten ſey, und trat ſeine Rückreiſe an. 2 Dem Kaiſer konnte dieß wohl nicht unerwartet kommen; 1 Schreiben des Cardinal de Monte an den Papſt, Bologna 20 Dec. 1547. Am 19ten war die Congregation gehalten, in wel- cher die Beſchluͤſſe gefaßt worden ſind. 2 Vedendo il Cle che con tutto il negotio che si è pos- suto fare non s’havea altra resolutione, pigliò da S. Sà licentia. (Rel. del Cl di Trento.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/25
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/25>, abgerufen am 21.11.2024.