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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Sechstes Capitel.
einem seiner Briefe bündig und unumwunden aus: sie wol-
len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße
liegen.

Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung
des ganzen kaiserlichen Regimentes, wie es in und nach dem
schmalkaldischen Kriege eingerichtet worden, abgesehen sey.
Noch einmal erhob sich die ungebändigte Freiheit des al-
ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche
der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und
zwar standen eben diejenigen an der Spitze, die früher von
ihren Glaubensgenossen abgefallen, die Niederlage derselben
befördert, die Partei des Kaisers gehalten hatten, die mäch-
tigsten und krieggeübtesten. Die Antipathien der Religion,
die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe
und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor-
den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund-
lage und kamen ihnen auf das mächtigste zu Hülfe.

Und wenn nun der Kaiser gegen diese Erhebung des
protestantischen Elementes Hülfe von den Katholischen er-
wartete, so sah er sich auch darin getäuscht.

Er wendete sich zunächst an die geistlichen Churfürsten,
die unter diesen Umständen Trient zu verlassen eilten. Der
Churfürst von Trier antwortete, er werde sich immer als
ein gehorsamer Reichsfürst bewähren, um aber zu wissen
was er in diesem Fall thun solle, müsse er erst mit seinen
Räthen sprechen; so erklärte sich auch Cölln; Mainz machte
sogar auf Hülfleistung Anspruch.

Und nicht bereitwilliger ließen sich die ältesten Verbün-
deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht

Neuntes Buch. Sechstes Capitel.
einem ſeiner Briefe bündig und unumwunden aus: ſie wol-
len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße
liegen.

Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung
des ganzen kaiſerlichen Regimentes, wie es in und nach dem
ſchmalkaldiſchen Kriege eingerichtet worden, abgeſehen ſey.
Noch einmal erhob ſich die ungebändigte Freiheit des al-
ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche
der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und
zwar ſtanden eben diejenigen an der Spitze, die früher von
ihren Glaubensgenoſſen abgefallen, die Niederlage derſelben
befördert, die Partei des Kaiſers gehalten hatten, die mäch-
tigſten und krieggeübteſten. Die Antipathien der Religion,
die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe
und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor-
den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund-
lage und kamen ihnen auf das mächtigſte zu Hülfe.

Und wenn nun der Kaiſer gegen dieſe Erhebung des
proteſtantiſchen Elementes Hülfe von den Katholiſchen er-
wartete, ſo ſah er ſich auch darin getäuſcht.

Er wendete ſich zunächſt an die geiſtlichen Churfürſten,
die unter dieſen Umſtänden Trient zu verlaſſen eilten. Der
Churfürſt von Trier antwortete, er werde ſich immer als
ein gehorſamer Reichsfürſt bewähren, um aber zu wiſſen
was er in dieſem Fall thun ſolle, müſſe er erſt mit ſeinen
Räthen ſprechen; ſo erklärte ſich auch Cölln; Mainz machte
ſogar auf Hülfleiſtung Anſpruch.

Und nicht bereitwilliger ließen ſich die älteſten Verbün-
deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht

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[238/0250] Neuntes Buch. Sechstes Capitel. einem ſeiner Briefe bündig und unumwunden aus: ſie wol- len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße liegen. Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung des ganzen kaiſerlichen Regimentes, wie es in und nach dem ſchmalkaldiſchen Kriege eingerichtet worden, abgeſehen ſey. Noch einmal erhob ſich die ungebändigte Freiheit des al- ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und zwar ſtanden eben diejenigen an der Spitze, die früher von ihren Glaubensgenoſſen abgefallen, die Niederlage derſelben befördert, die Partei des Kaiſers gehalten hatten, die mäch- tigſten und krieggeübteſten. Die Antipathien der Religion, die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor- den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund- lage und kamen ihnen auf das mächtigſte zu Hülfe. Und wenn nun der Kaiſer gegen dieſe Erhebung des proteſtantiſchen Elementes Hülfe von den Katholiſchen er- wartete, ſo ſah er ſich auch darin getäuſcht. Er wendete ſich zunächſt an die geiſtlichen Churfürſten, die unter dieſen Umſtänden Trient zu verlaſſen eilten. Der Churfürſt von Trier antwortete, er werde ſich immer als ein gehorſamer Reichsfürſt bewähren, um aber zu wiſſen was er in dieſem Fall thun ſolle, müſſe er erſt mit ſeinen Räthen ſprechen; ſo erklärte ſich auch Cölln; Mainz machte ſogar auf Hülfleiſtung Anſpruch. Und nicht bereitwilliger ließen ſich die älteſten Verbün- deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/250>, abgerufen am 21.11.2024.