einem seiner Briefe bündig und unumwunden aus: sie wol- len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße liegen.
Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung des ganzen kaiserlichen Regimentes, wie es in und nach dem schmalkaldischen Kriege eingerichtet worden, abgesehen sey. Noch einmal erhob sich die ungebändigte Freiheit des al- ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und zwar standen eben diejenigen an der Spitze, die früher von ihren Glaubensgenossen abgefallen, die Niederlage derselben befördert, die Partei des Kaisers gehalten hatten, die mäch- tigsten und krieggeübtesten. Die Antipathien der Religion, die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor- den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund- lage und kamen ihnen auf das mächtigste zu Hülfe.
Und wenn nun der Kaiser gegen diese Erhebung des protestantischen Elementes Hülfe von den Katholischen er- wartete, so sah er sich auch darin getäuscht.
Er wendete sich zunächst an die geistlichen Churfürsten, die unter diesen Umständen Trient zu verlassen eilten. Der Churfürst von Trier antwortete, er werde sich immer als ein gehorsamer Reichsfürst bewähren, um aber zu wissen was er in diesem Fall thun solle, müsse er erst mit seinen Räthen sprechen; so erklärte sich auch Cölln; Mainz machte sogar auf Hülfleistung Anspruch.
Und nicht bereitwilliger ließen sich die ältesten Verbün- deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht
Neuntes Buch. Sechstes Capitel.
einem ſeiner Briefe bündig und unumwunden aus: ſie wol- len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße liegen.
Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung des ganzen kaiſerlichen Regimentes, wie es in und nach dem ſchmalkaldiſchen Kriege eingerichtet worden, abgeſehen ſey. Noch einmal erhob ſich die ungebändigte Freiheit des al- ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und zwar ſtanden eben diejenigen an der Spitze, die früher von ihren Glaubensgenoſſen abgefallen, die Niederlage derſelben befördert, die Partei des Kaiſers gehalten hatten, die mäch- tigſten und krieggeübteſten. Die Antipathien der Religion, die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor- den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund- lage und kamen ihnen auf das mächtigſte zu Hülfe.
Und wenn nun der Kaiſer gegen dieſe Erhebung des proteſtantiſchen Elementes Hülfe von den Katholiſchen er- wartete, ſo ſah er ſich auch darin getäuſcht.
Er wendete ſich zunächſt an die geiſtlichen Churfürſten, die unter dieſen Umſtänden Trient zu verlaſſen eilten. Der Churfürſt von Trier antwortete, er werde ſich immer als ein gehorſamer Reichsfürſt bewähren, um aber zu wiſſen was er in dieſem Fall thun ſolle, müſſe er erſt mit ſeinen Räthen ſprechen; ſo erklärte ſich auch Cölln; Mainz machte ſogar auf Hülfleiſtung Anſpruch.
Und nicht bereitwilliger ließen ſich die älteſten Verbün- deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0250"n="238"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Neuntes Buch. Sechstes Capitel</hi>.</fw><lb/>
einem ſeiner Briefe bündig und unumwunden aus: ſie wol-<lb/>
len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße<lb/>
liegen.</p><lb/><p>Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung<lb/>
des ganzen kaiſerlichen Regimentes, wie es in und nach dem<lb/>ſchmalkaldiſchen Kriege eingerichtet worden, abgeſehen ſey.<lb/>
Noch einmal erhob ſich die ungebändigte Freiheit des al-<lb/>
ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche<lb/>
der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und<lb/>
zwar ſtanden eben diejenigen an der Spitze, die früher von<lb/>
ihren Glaubensgenoſſen abgefallen, die Niederlage derſelben<lb/>
befördert, die Partei des Kaiſers gehalten hatten, die mäch-<lb/>
tigſten und krieggeübteſten. Die Antipathien der Religion,<lb/>
die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe<lb/>
und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor-<lb/>
den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund-<lb/>
lage und kamen ihnen auf das mächtigſte zu Hülfe.</p><lb/><p>Und wenn nun der Kaiſer gegen dieſe Erhebung des<lb/>
proteſtantiſchen Elementes Hülfe von den Katholiſchen er-<lb/>
wartete, ſo ſah er ſich auch darin getäuſcht.</p><lb/><p>Er wendete ſich zunächſt an die geiſtlichen Churfürſten,<lb/>
die unter dieſen Umſtänden Trient zu verlaſſen eilten. Der<lb/>
Churfürſt von Trier antwortete, er werde ſich immer als<lb/>
ein gehorſamer Reichsfürſt bewähren, um aber zu wiſſen<lb/>
was er in dieſem Fall thun ſolle, müſſe er erſt mit ſeinen<lb/>
Räthen ſprechen; ſo erklärte ſich auch Cölln; Mainz machte<lb/>ſogar auf Hülfleiſtung Anſpruch.</p><lb/><p>Und nicht bereitwilliger ließen ſich die älteſten Verbün-<lb/>
deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[238/0250]
Neuntes Buch. Sechstes Capitel.
einem ſeiner Briefe bündig und unumwunden aus: ſie wol-
len den Pfaffen und den Spaniern nicht unter dem Fuße
liegen.
Da leuchtete nun wohl ein, daß es auf eine Abänderung
des ganzen kaiſerlichen Regimentes, wie es in und nach dem
ſchmalkaldiſchen Kriege eingerichtet worden, abgeſehen ſey.
Noch einmal erhob ſich die ungebändigte Freiheit des al-
ten Germaniens gegen die Ordnung und Gewalt welche
der Sieger gegründet und zu gründen im Begriff war. Und
zwar ſtanden eben diejenigen an der Spitze, die früher von
ihren Glaubensgenoſſen abgefallen, die Niederlage derſelben
befördert, die Partei des Kaiſers gehalten hatten, die mäch-
tigſten und krieggeübteſten. Die Antipathien der Religion,
die durch alle die bisherigen offenen oder indirecten Angriffe
und durch die Bedrohungen des Conciliums angeregt wor-
den, gaben ihrem Unternehmen eine breite nationale Grund-
lage und kamen ihnen auf das mächtigſte zu Hülfe.
Und wenn nun der Kaiſer gegen dieſe Erhebung des
proteſtantiſchen Elementes Hülfe von den Katholiſchen er-
wartete, ſo ſah er ſich auch darin getäuſcht.
Er wendete ſich zunächſt an die geiſtlichen Churfürſten,
die unter dieſen Umſtänden Trient zu verlaſſen eilten. Der
Churfürſt von Trier antwortete, er werde ſich immer als
ein gehorſamer Reichsfürſt bewähren, um aber zu wiſſen
was er in dieſem Fall thun ſolle, müſſe er erſt mit ſeinen
Räthen ſprechen; ſo erklärte ſich auch Cölln; Mainz machte
ſogar auf Hülfleiſtung Anſpruch.
Und nicht bereitwilliger ließen ſich die älteſten Verbün-
deten und nahen Verwandten vernehmen. Herzog Albrecht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/250>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.